Sie klingt verlockend, diese neue Form des Zusammenlebens für aktive Ruheständler, die gerne unter Menschen sind: alternatives Wohnen mitten in der Natur an einem beschaulichen Fluss mit Gleichgesinnten für wenig Geld oder sogar kostenlos. Das Angebot kommt von Martin Dittmeier. Der Unternehmer will in den „Saaletalstuben“ in Michelau mit Senioren eine Gaststätte mit Hotel betreiben, die täglich von 10.30 bis 22.30 geöffnet ist. Sie soll Anlaufstelle für Senioren, Wanderer, Radfahrer, Bootfahrer und Urlauber sein.
Betrieb mit neuem Leben erfüllen
Michelau liegt knapp zwölf Kilometer vor der Mündung der fränkischen Saale in den Main zwischen Gemünden und Hammelburg im Saaletal. Am Ufer des Flüsschens liegen die „Saaletalstuben“. Der gebürtige Michelauer Martin Dittmeier hat das seit einem Jahr nicht mehr bewirtschaftete Haus erworben, um Hotel- und Gaststättenbetrieb wieder zu neuem Leben zu erwecken und gleichzeitig ein soziales Projekt zu verwirklichen.
„Hier in Michelau bin ich aufgewachsen, hab Fußball gespielt, in der Saale geangelt und hab auf dem Feld mitgeholfen“, zeigt er sich heimatverbunden. Später gründete Dittmeier in Weickersgrüben seine Elektrofirma MD-Sound. Nach Weyersfeld umgesiedelt, erweiterte er sie und konnte sie durch den Internethandel massiv ausbauen. Die „Saalestuben“ sieht er als soziales Projekt in seinem Heimatort. „Es würde mich ärgern, wenn ich es nicht probiert hätte“, sagt der Mittfünfziger.
Gesucht wird eine gut funktionierende Gruppe
Seine Idee ist, die Personalknappheit in der Gastronomie durch aktive Senioren zu ersetzen. Dazu sucht er acht bis zwölf unternehmungslustige Rentner, die gemeinsam im Hotel leben und abwechselnd die Gaststätte betreiben sollen. „Am liebsten hätten wir natürlich eine bereits funktionierende Seniorengruppe, wie aus einem Wanderclub, einem Chor, einem Musikverein oder einer Kartenspielgemeinschaft. Also eine Clique, die sich kennt und weiß wie der andere tickt.“
Alternatives Wohnen im Alter auf Zeit
Seine Vision ist alternatives Wohnen im Alter auf Zeit, eine neue Form des aktiven Zusammenlebens – sozusagen eine Stufe vor dem betreuten Wohnen. Das Angebot sei auch für Menschen gedacht, die wenig Rente haben oder sich keinen Urlaub leisten können, die noch rüstig sind und Arbeit und Urlaub einige Monate lang kombinieren möchten. An den arbeitsfreien Tagen könnten sie Rad oder Boot fahren, Wandern, Angeln, Schwimmen und die Ruhe genießen, regt Dittmeier an. Außerdem seien aufgrund der 150 Meter nahen Bahnstation Tagesausflüge in die umliegenden Städte leicht möglich.
„Die Bewohner der Saaletalstuben sollten gastfreundlich und teamfähig sein und die Idee sollte ihnen gefallen“, gibt der Unternehmer vor. Laufe alles wie geplant, könnten die Bewohner durch direkte Umsatzbeteiligung mit zehn bis zwölf Arbeitsstunden in der Woche die gesamte Miete von 450 Euro im Monat begleichen.
Ohne Druck und Überforderung
Überforderung oder Druck sollen nicht entstehen. Die Umsatzziele sind nicht hoch. Ungeliebte Arbeiten könnten auch durch externe Arbeitskräfte erledigt werden. Dittmeier: „Ideal wäre es natürlich, wenn die Bewohner gewisse Vorkenntnisse und Fähigkeiten haben und vielleicht sogar eigene Ideen mit einbringen.“ Das Speiseangebot, möglichst in Eigenregie zusammengestellt, soll zunächst einfach zubereitet und schmackhaft sein. Also Hausmannskost, Bratwurst, Schnitzel mit Beilagen, am Nachmittag Eis, Kaffee und Kuchen. Die Speisekarte könne natürlich je nach Koch- und Backkunst erweitert werden.
„Schön wären natürlich Menschen, die gerne unter Menschen sind, sich mit den Gästen unterhalten und am Abend das gesellige Leben suchen“, so der Unternehmer.
Hotel bietet elf Doppelzimmer
Das 2003 fertiggestellte Hotel hat unter anderem elf Doppelzimmer mit Dusche/WC und Balkon, einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche und eine Sauna mit Solarium. Die Gaststätte im Erdgeschoss bietet 40 Sitzplätze und einen Nebenraum mit Kamin sowie 30 Plätzen.
Es gibt noch kein vergleichbares Projekt. Viele Experten halten es für zu gewagt. Sie argumentieren, dass ältere Menschen schwierig und wenig anpassungsfähig seien. Doch Dittmeier ist entschlossen: „Wir wollen das Altern der Menschen durch eine Aufgabe und Verantwortung hinausschieben, damit sie weiterhin mitten im Leben stehen. Sie sollen gebraucht und respektiert werden und nicht nur toleriert und grundversorgt sein.“
Die eigene Wohnung zunächst noch behalten
Interessierte sollten ihre bisherige Wohnung aber noch nicht aufgeben. Dittmeier will die Mietverträge anfangs auf maximal drei Monate abschließen, „um möglichst vielen Leuten die Chance zu geben, sich in solch eine Arbeits- und Wohngemeinschaft einzubringen.“ Erst wenn ein guter Anfang gemacht ist, soll es längerfristige Mietmöglichkeit geben – etwa ab Mitte 2018.
Dittmeier: „Das Haus muss anfangs nicht profitabel sein. Es soll darin Leben und Freude einkehren, der Erfolg kommt dann von alleine. Wenn alles gut klappt, könnte es zu einem wichtigen Seniorentreffpunkt in der ganzen Region werden.“
Nähere Informationen bei Martin Dittmeier, Tel. (01 63) 37 44-444 oder E-Mail martin@md-sound.de.