Ein furioses Finale erlebten am Samstag Siggi Juhasz und seine musikalischen Weggefährten zum Abschluss ihrer Konzertreihe "Dahöm un Daus". Gemeinsam mit der Bücholder Band "The Dukes" mit Benedikt Feser, Tobias Feser und Thomas Stamm, dem ebenfalls aus Büchold stammenden Frederik Raab und seinem Bruder Armin Juhasz spielte der Schwebenrieder Liedermacher in der Arnsteiner Stadthalle vor ausverkauftem Haus. Mehr als 350 Zuhörer ließen sich das Musikevent – eine Hommage an die Wirtshausmusik fränkischer Dorfgasthäuser – nicht entgehen.
Bereits im vergangenen Jahr wurde das Konzert im Innenhof von Schloss Aschach sowie beim Jubiläumsfest des Bücholder Gartenbauvereins dargeboten. Doch der abschließende Auftritt in Arnstein war für die Konzertanten ein ganz besonderes Erlebnis. Schon nach den ersten Akkorden sprang der Funke auf das Publikum über und trotz des vollbesetzten Saals verbreitete sich schnell eine heimelige Wirtshaus-Atmosphäre. Schlager der Nachkriegszeit, deutschsprachige Dialektmusik, Eigenkompositionen in Mundart und beliebte Pop- und Rockstücke der Beat-Ära weckten bei den Zuhörern Erinnerungen an die Musik- und Tanzabende in den heimischen Wirtshäusern.
Als die "Thunderbirds" zum Tanz aufspielten
Im Fokus stand besonders der "Schwarze Adler" in Büchold. Das Gasthaus, das umgangssprachlich auch als "Zapf" bekannt ist, war vor allem in den 1960/70er Jahren ein überregionaler Treffpunkt für Musik- und Tanzbegeisterte. Während man im angegliederten Tanzsaal Distler an den Wochenenden das Tanzbein schwang, wurden im Gastraum in gemütlicher Runde Wirtshauslieder gesungen. Im Jahr 1973 spielte Siggi Juhasz mit seiner damaligen Band, den "Thunderbirds", dort letztmalig zum Tanz auf. Elf Jahre später schloss der "Schwarze Adler" endgültig seine Pforten.
Aktuell möchte der Verein zur Bewahrung des unterfränkischen Dialekts, als dessen Vorsitzender Benedikt Feser, Gitarrist und Sänger bei "The Dukes", agiert, den traditionsreichen "Schwarzen Adler" aus dem 16. Jahrhundert als Haus des Dialekts in eine neue Zukunft führen, steht er doch für 500 Jahre Orts-, Landes- und Gasthausgeschichte. Am geografischen Mittelpunkt von Unterfranken sei er somit eine ideale Heimstatt für regionale Sprache und Lebensart, wie die Musiker am Samstag feststellten.
Erinnerungen an die "Blowa Aacha"
Ihre Verbindung zum "Zapf" vertonten Siggi Juhasz und "The Dukes" in stimmungsvollen Eigenkompositionen und auch den Arnsteiner Unternehmer Hans-Dieter Böhmer inspirierte der "Schwarze Adler" zu dem Liedtext "Das alte Gasthaus", in dem Böhmer seine Gedanken über Vergangenheit und Zukunft des Wirtshauses niederschrieb. Überlieferte "Zapf"-Lieder wie "Glaube, Hoffnung, Liebe" und "Blowa Aacha" vorgetragen von "The Dukes" oder das "Maria" von den Thunderbirds, das Siggi und Armin Juhasz in Arnstein gemeinsam vortrugen, durften nicht fehlen.
Neben den musikalischen Beiträgen war der Abend auch mit zwei Lesungen gespickt. Nicole Feser lud das Publikum zunächst zu einer Zeitreise in die Geschichte von Haus und Schloss Büchold ein, denn seit dem 14. Jahrhundert sei das Schicksal des Gasthauses "Schwarzer Adler" stets eng mit den Entwicklungen auf dem Schloss verbunden gewesen.
Mit "Es Schränkla beim Zapf" rezitierte sie darüber hinaus eine Geschichte aus der Feder der gebürtigen Bücholderin Annette Harras, die als Kind immer ganz ehrfürchtig das Süßigkeiten-Schränkchen hoch oben an der Wand hinter der Theke bestaunte. Hierin waren Siegel-Schokolade, Salzstangen und Chips "nicht zum Greifen nahe, aber auch nicht unerreichbar" gelagert gewesen, beschrieb Annette Harras die Momente in ihrer Kindheit, in der ein Stückchen Schokolade nicht selbstverständlich und noch etwas ganz Besonderes war.
Von Füßewippen bis Gänsehautmomenten
Vom "Schwarzen Adler" ging es getreu dem Konzertmotto von "Dahöm" dann aber auch nach "Daus" und die Akteure blickten über den musikalischen Tellerrand. Österreichische Dialektmusik mit Songs von Georg Danzer und STS, erste Dialektsongs im deutschsprachigen Raum von der Spider Murphy Gang sowie flotte Beats mit "Hang on Sloopy" , "A hard day´s night" oder "Down on the corner" ließen die Konzertbesucher auf ihren Stühlen mit wippen. Für einen ruhigeren Gänsehautmoment sorgten Frederik Raab und Siggi Juhasz, die auf Flügelhorn und Mundharmonika "Moon River" aus dem Jahr 1961 gekonnt interpretierten.
Mit viel Applaus und Standing Ovation honorierten die Zuhörer die kurzweiligen Darbietungen, natürlich nicht, ohne noch die ein oder andere Zugabe zu fordern. Ein verdienter Lohn für die Musiker.