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Homburg
Homburger Schlosskonzert widmete sich der Idylle
Mit dem Cellisten Gerhart Darmstadt (links), der Musikwissenschaftlerin Frohmut Dangel-Hofmann und Michael Günther am Cembalo widmeten sich drei Experten der arkadischen Idylle als Thema in der Barockmusik.
Foto: Martin Harth | Mit dem Cellisten Gerhart Darmstadt (links), der Musikwissenschaftlerin Frohmut Dangel-Hofmann und Michael Günther am Cembalo widmeten sich drei Experten der arkadischen Idylle als Thema in der Barockmusik.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 10.05.2019 02:11 Uhr

Der sehnsuchtsvolle Blick auf ein Leben in ländlicher Idylle ist keine Erscheinung unserer Tage. Das machten Michael Günther auf dem Cembalo und Gerhart Darmstadt auf dem fünfsaitigen Barock-Cello am Sonntag bei einem Konzert im Stucksaal des Homburger Gebsattel-Schlosses vor gut 50 Gästen deutlich.

"Sehnsucht nach Arkadien" – so hatten sie ihr kammermusikalisches Programm mit Werken aus der Zeit des Barock überschrieben. Der Cellist machte in der Einführung deutlich, dass man ein ländliches Idyll mit weidenden Schafen und Ziegen mythologisch ursprünglich auf den Höhen der griechischen Halbinsel Peloponnes verortete. Über Sizilien wurde das Hirten-Motiv schließlich mit der Sehnsucht nach dem südlichen Italien gleichgesetzt. In der Musik brachte der Stoff träumerisch-schwingende Werke in warmklingenden Tonarten hervor, die zum Teil auch das christliche Motiv des "Guten Hirten" zum Inhalt hatten.

Musikwissenschaftlerin gab Hintergrund zu Musikstücken

Die Würzburger Musikwissenschaftlerin Frohmut Dangel-Hofmann hatte zur "Sonata Terza A-Dur" für Violoncello und Basso continuo des Würzburger Hofmusikers Giovanni Benedetto Platti (1697-1763) interessante Anmerkungen zu Herkunft und Leben des Komponisten an den barocken Schönborn-Höfen beizusteuern. Insbesondere warf sie aber ein Schlaglicht auf die Musikaliensammlung des Franz Erwein Graf von Schönborn-Wiesentheid, die auch zwei Bände mit handschriftlichen Cello-Sonaten Plattis umfasst und einen Schatz des höfischen Musikschaffens in Unterfranken darstellt.

Das konnte die Aufführung der fröhlichen Sonate mit dem durchaus überraschend anspruchsvollen Fugha-Satz am Ende belegen. Instrumente wie Dudelsack oder Tambourin hatten den Franzosen Jean-Philippe Rameau (1683-1764) bei seinen "Piéces de clavecin" in Paris inspiriert. Das zeigte Michael Günther mit einem kleinen Zwischenspiel.

Zu einen kleinen Kabinettstück gestalteten Cellist Darmstadt und der Homburger Hausherr die sehr volkstümlich wirkende "Sonata G-Dur" des Barockmeisters Joseph Bodin de Boismortier (1691-1755) im Wechsel der vier langsamen und schnellen Sätze.

Ausflug in der Reich der Liebesgöttin

Als Melodienmusik charakterisierte Darmstadt die sich anschließenden vier Sätze aus den "Essercizii Musici" des sehr vielseitigen Hamburgers Georg Philipp Telemann (1681-1767). Im Zusammenspiel mit Günthers Cembalo wurden sehnsuchtsvolle Zärtlichkeit und Zerrissenheit zwischen Leben und Tod im "Solo 3 a-Moll" fühlbar. Ein filigran ausgeführtes Zwischenspiel auf dem Cembalo mit François Couperins (1668-1733) "Le carillon de Cithére" entführte in das mythologische Reich der Liebesgöttin Aphrodite.

Am Ende des Konzerts stand mit der "Sonata a-Moll" für Violoncello und Basso eine äußerst ausdrucksstarke Komposition von Antonio Vivaldi (1678-1741), von dem übrigens auch Beziehungen zum kunstsinnigen Schönborn-Hof in Wiesentheid überliefert sind. Die beiden ausgewogenen Largo-Sätze berichteten vom tiefen Empfinden jener ländlichen Liebes-Idylle, die sicher für so manche gelangweilte Hofdame zum arkadischen Sehnsuchtsort wurde. Die Tiefgründigkeit wurde jedoch in den schnellen Sätzen mit geradezu bizarr anmutenden Einfällen und hoher Originalität im Dialog von Cello und Cembalo gebrochen.

 
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