Viele Freunde der Klaviermusik waren in den Konzertsaal des Homburger Schlosses gekommen, um sich einen neuen und bedeutenden Hammerflügel in einer Sammlung historischer Tasteninstrumente von Hausherr Michael Günther vorstellen zu lassen. Unter den Gästen war auch der Salzburger Restaurator Werner Fuchs, der das Instrument nach dem Erwerb sorgfältig instandgesetzt hatte.
Der bislang unbekannte Hammerflügel trägt die Nummer 9 im Werksverzeichnis des Wiener Klaviermachers Ferdinand Hofmann (1757 bis 1829), aus dessen Werkstatt gut 20 Instrumente belegt sind. Der baugleiche Flügel Nummer 10 ziert beispielsweise die Sammlung des New Yorker Metropolitan Museum of Art.
Um 1785 ist der Hammerflügel entstanden, der aus dem Besitz einer traditionsreichen Adelsfamilie in der Toskana stammt. Ein Nachfahre traf in Livorno seine Entscheidung "aus dem Herzen", wie Günther berichtete, und verkaufte das Instrument zu einem vergleichsweise günstigen Preis an die Homburger Sammlung. Die Aussicht, dass der Flügel "als guter Freund der Familie" in Homburg gespielt und in Ehren gehalten werde, gab vermutlich am Ende den Ausschlag.
Mäusenest war ein geringes Problem
Das Instrument selbst sei in seiner Substanz gut erhalten gewesen, berichtete Werner Fuchs. Die Entfernung eines Mäusenests aus dem Inneren sei ein geringes Problem gewesen, meinte der Fachmann schmunzelnd. Schwieriger gestaltete sich die umfassende Sanierung des Resonanzbodens, der von schweren Feuchtigkeitsschäden betroffen war.
Die Hammermechanik des Flügels musste teils mit alten Materialien ergänzt und neu justiert werden. Für den Restaurator war es auch eine Herausforderung, die reine Holzkonstruktion so zu stabilisieren, dass sie künftig die rund 2300 Kilogramm Zugbelastung einer Besaitung mit warmtönendem "Westfälischen Eisen und Stolberg-Messing" dauerhaft aushält.
Oberfläche in altem Glanz
Dem Betrachter sticht jedoch zunächst das äußere Klaviergehäuse ins Auge. Es wurde einst in Kirschholz gefertigt und weist an der Klaviatur eine alt-gotisch anmutende Spitzbogen-Dekoration auf, wie sie um die Entstehungszeit im Jahr 1785 kurz in Mode gekommen war. Die Darmstädter Möbelrestauratorin Isolde Zipperer sorgte dafür, dass die Oberflächen in altem Glanz erscheinen.
"Alte Wiener Schule" schwärmte Werner Fuchs über den Hofmann-Hammerflügel. Er biete einen vollen Klang von piano bis forte, der nie "dünn werde und abbreche". Davon konnten sich die Gäste bei einem Konzert überzeugen, das Michael Günther aus den Werken von Meistern aus der Mozartzeit zusammengestellte hatte.
Vom Ereignis inspiriert zeigte Günther so schon mit der Fantasie a-Moll von Johann Franz Xaver Sterkel die besondere Dynamik und satte Warmtönigkeit des historischen Hammerflügels. Die gefällige Münchner Sonata G-Dur (KV 283) von Wolfgang Amadeus Mozart verstärkte dieses Klangerlebnis. Vor dem großen Schlussapplaus gab es noch mit einem Satz (Nr. 4 cis-Moll) einen kurzen Anklang an die "Moments Musicaux" von Franz Schubert, bei dem Günther seinen delikaten Anschlag und sein erfahrenes Einfühlungsvermögen zeigen konnte.