Unweit der Ortsmitte Homburgs, kurz nach der Brücke über die Remlinger Straße, steht ein unscheinbares Haus. Nur ein kleines Schild weist darauf hin, das sich im Gebäude eine Firma befindet. Aber man ahnt von außen kaum, dass es sich um eine technisch kreative Ideenschmied handelt, die ihre Produkte – vor allem regelbare Infrarotheizungen, Sonnenschutz und Systeme für Gebäudeautomatisierung – in die ganze Welt liefert.
Crea Systems heißt die Firma, die in Homburg ihren Sitz hat. Gründer und Geschäftsführer Michael Kern hat 1994 das Unternehmen ins Leben gerufen. Den 59-jährigen Elektroingenieur hat es „der Liebe wegen“ von Walldürn nach Homburg verschlagen. Einige Jahre hat er in einer Firma in Marktheidenfeld als Leiter der Entwicklungsabteilung gearbeitet. Doch in der Struktur einer großen Firma habe Kern seine Kreativität nicht so ausleben können, wie er es gerne getan hätte, sagt der Ingenieur.
Mit „Smart Home“ seiner Zeit voraus
Also machte Kern 1994 den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete mit zwei Partnern die Firma Crea Systems. Der Ingenieur entwickelte Systeme für die Gebäudeautomatisierung. Für Gewerbebetriebe lief das Geschäft damals schon gut. Schwieriger war der Markt der Privathäuser – heute unter dem Schlagwort „Smart Home“ – obwohl die Steuerung der Systeme für die damalige Zeit schon recht benutzerfreundlich war. „Computer hatten damals noch nicht viele, also haben wir eine Steuerung über den Fernseher gemacht“, sagt Kern.
Doch die verkauften sich für den Heimanwender nur schleppend – Mitte der 90er war Michael Kern mit seinen Ideen der Zeit einfach 20 Jahre voraus. Erst in den vergangenen Jahren kam das Thema der zentralen und automatischen Steuerung von Heizung, Jalousien und sonstiger Haustechnik auch in Privathaushalten an. Auf die Steuerung über den Fernseher verzichtet Crea Systems heutzutage aber zugunsten des Computers, Tablets oder Smartphones.
In Homburg die Firma zu eröffnen, bot sich für Michael Kern an. Der Familie seiner Frau gehörte das Gebäude, das früher neben einem landwirtschaftlichem Betrieb auch die Gaststätte „Zur Rose“ – die erste Wirtschaft mit Kegelbahn in Homburg – und vor langer Zeit auch einmal eine Schnapsbrennerei beherbergte.
Homburg - das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden
Nach und nach wurde die ehemalige Gaststube, die Wohnung im Obergeschoss und die Scheune zu Büros, Werkstätten und Lager ausgebaut. Und so haben die Räume von Crea Systems bis heute noch einen urigen Charme, weit weg vom kühlen und geraden Ambiente manch anderer Technikfirmen. Zehn Mitarbeiter arbeiten in Homburg, etwa noch einmal so viel in Seckach im Odenwald, wo die Fertigung der Produkte im großen Stil stattfindet.
Wenn man mit Michael Kern spricht, merkt man ihm die Begeisterung für seinen Beruf und die Firma an. „Wir entwickeln hier so viel wie möglich selbst“, sagt Kern. Das ist sein technischer und kreativer Ansatz: Nicht auf fertige Lösungen und Konzepte bauen, sondern selbst die optimale Lösung entwickeln. Darum erhält Kern auch Aufträge von Firmen für sehr individuelle Probleme.
Zum Beispiel bei einer Anlage, die Nylon zu Stoff webt, die Fäden, die mit Hochgeschwindigkeit durch die Fabrik schießen, auf Knoten zu prüfen. Hier war das breite Know-How des Tüftlers Kern gefragt.
Obwohl Kern Kunden aus ganz Deutschland und der Welt bei sich empfängt, sieht er den Sitz im kleinen Homburg nicht als Nachteil an. „Im Gegenteil. Geschäftspartner nutzen gern die Gelegenheit, gleichzeitig noch Wein zu kaufen und den Ort zu genießen“, so Kern. Außerdem ist die Autobahn nicht weit und Homburg darüber gut zu erreichen.
„Crea Systems ist eigentlich relativ unbekannt“, wie Michael Kerns Tochter Julia Beran sagt, die seit ein paar Jahren als Softwareentwicklerin in dem Unternehmen arbeitet, „obwohl wir schon viele Jahre erfolgreich als Zulieferer für Sonnenschutzsysteme am Markt sind“. Doch viele Produkte werden wiederum von anderen Firmen unter deren Namen verkauft. „Im vergangenen Jahr haben wir in Homburg mal Flyer verteilt“, sagt Beran, „und da haben uns viele hier zum ersten Mal wahrgenommen.“
Neuer Markt: Heizungen für Hot-Yoga-Studios
Manchmal wird aber selbst Michael Kern überrascht, in welchem Bereich seine Produkte Einsatz finden. Seine patentierte regelbare Infrarotheizung „Sunnyheat“ findet seit ein paar Wochen verstärkt Absatz in Australien, England und den USA. Nachdem Prominente wie die US-Schauspielerin Drew Barrymore Yoga bei 30 bis 40 Grad Raum- und Bodentemperatur betreiben, hat sich hier ein Trend bei Yoga-Studios entwickelt.
Und irgendwie hat sich unter den Studios herumgesprochen, dass man mit den Infrarotheizungen von Crea Systems wohl die nötige Raumtemperatur gut erzeugen könne, so Kern. Mehrere tausend Sunnyheat-Heizungen wurden seitdem schon an Yoga-Studios in der ganzen Welt geliefert. „An diesen Markt“, sagt Kern lachend, „haben wir beim Entwickeln der Heizung nun wirklich nicht gedacht.“
ONLINE-TIPP
Mehr über Triefenstein in der Online-Serie „Heimat hat Zukunft“ unter www.mainpost.de/heimat