Die Nacht und wohl auch so manches Paar Schuhe wurde einst durchgetanzt, wenn in Zellingen Kirchweih war. Ganz so wild geht es inzwischen nicht mehr zu, doch dank der ehrenwerten Kärwegesellschaft gerät die Geschichte nicht in Vergessenheit. Seit dem Jahr 1976 kümmert sie sich um die Kirchweihtradition.
Auch in diesem Jahr zogen schon am Morgen wieder 20 Männer, gekleidet in die Gewänder alter Handwerksberufe, wie Bäcker, Metzger, Koch, Schreiner und Zimmermann mit Handwagen und Kärwemusik durch die Straßen der Marktgemeinde, um Spaß und gute Laune zu verbreiten. Nicht fehlen durfte dabei die "Marie", ein mit Frauenkleidern und blonder Zopfperücke verkleideter Mann samt Huckelkorb mit lebendem Hahn darin auf dem Rücken. Auch der Seniorenresidenz statteten sie einen Besuch ab und sangen mit den Bewohnern traditionelle Zellinger Lieder. Den Höhepunkt und Abschluss des Zugs durch die Gemeinde bildete wieder der Gökerschlag am Schulplatz.
Früher wäre das der sichere Tod des aufgrund der wilden Tänze der "Marie" schon mehr oder weniger benommenen Tieres gewesen. Ging es doch darum, den Hahn mit gekonntem Peitschenhieb den Kopf abzuschlagen. Doch so blutig geht es längst nicht mehr zu, aus Tierschutzgründen und vermutlich auch, weil wohl kaum mehr jemand so virtuos mit einer Peitsche umgehen kann. Als Ersatz haben sich die Kärwebrüder einen Gökerschlag ausgedacht: Dabei ist mit einer fallenden Holzstange in eine enge Gabel zu treffen, in der sodann ein Seil einen Mechanismus betätigt, damit sich ein bunte bemalter hölzerner Hahn mit dem Kopf nach unten dreht.
Daran durften sich wieder zuerst die Kinder versuchen. Wer traft, konnte sich eine Süßigkeit aussuchen. Auf die Erwachsenen warteten später Preise in flüssiger Form. Dank der handgemachten Musik und Bewirtung gegen freiwillige Spenden war die Stimmung dabei wieder bestens. Die Kärwegesellschaft schenkte Sektcocktails (mit Konzes-Träubeles-Most) aus und grillte Most-Bratwürste aus ihrer Hausmetzgerei.