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Langenprozelten
Holzhandel Holzemer: Wie Brennholz aus dem Spessart bis nach Frankfurt kommt
Der in Langenprozelten ansässige Holzhandel Holzemer ist einer der größten in der Region. Dabei ist es nur ein Drei-Mann-Betrieb. Aber die Nachfrage nach Brennholz sinkt.
Walter, Roswitha und Stefanie Holzemer (von links) haben einen großen Holzhandel in Langenprozelten.
Foto: Björn Kohlhepp | Walter, Roswitha und Stefanie Holzemer (von links) haben einen großen Holzhandel in Langenprozelten.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:12 Uhr

Auf dem Firmengelände der Firma Holzemer in Langenprozelten lagert beeindruckend viel Brennholz. Man könnte einen mittelgroßen Betrieb mit einigen Angestellten dahinter vermuten, aber im Grunde arbeiten dort nur Geschäftsführerin Stefanie Holzemer, 38, und ihre Eltern Walter und Roswitha – Hund Hannes unterstützt alle nach Kräften. Der Holzhandel beliefert viele Kunden in und um Würzburg, aber auch bis nach Frankfurt und Fulda mit Scheitholz. Dabei gibt es eine klare Arbeitsteilung. "Das Brennholz macht bei uns die Mutter", sagt Tochter Stefanie, während sie und ihr Vater Bagger und Stapler sowie das Holz im Lkw zu den Kunden fahren.

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Man darf sich das natürlich nicht so vorstellen, dass Roswitha Holzemer den ganzen Tag Holz hackt. Eine große Säg- und Spaltmaschine übernimmt das für sie. Während der Bagger die Anlage mit Holzstämmen bestückt, die über ein Förderband einzeln herangeführt werden, steht sie auf einem Podest direkt neben der Stelle, wo die Stämme zersägt und die Stücke durch eine Spaltform gedrückt werden, die an ein Gerät zum Vierteln von Eiern erinnert. Die fertigen Scheite laufen dann über ein Förderband in eine Gitterbox, dabei werden Abfallstücke ausgesiebt.

Das Holz kommt vor allem aus Gemünden und Burgsinn

Ohne das Holztrocknen könnte die GmbH vermutlich nicht mehr auf dem Markt bestehen, weil viele Städter keinen Platz zum Lagern haben. Rund zwei Drittel der gesamten jährlich produzierten Brennholzmenge von 2500 bis 3000 Schüttraummetern (entspricht etwa 1875 bis 2250 Ster) werden heute getrocknet. Zwar ist das Firmengelände neben der ICE-Brücke an der Würzburger Straße einen Hektar groß, aber wollte man das Holz vorher so lange lagern, bis es trocken ist, müsste man den ganzen Ort mit Gitterboxen zustellen, sagt Walter Holzemer. Sie verarbeiten frische, gut entastete Stämme, vor allem Buche, kein Nadelholz, aus den umliegenden Forstämtern, das meiste aus Gemünden, Burgsinn und von der Forstbetriebsgemeinschaft Sinn-Saale.

Roswitha Holzemer an der Säg- und Spaltmaschine mit Hund Hannes.
Foto: Björn Kohlhepp | Roswitha Holzemer an der Säg- und Spaltmaschine mit Hund Hannes.

Stefanie Holzemer findet es persönlich einen "ökologischen Wahnsinn", Brennholz künstlich zu trocknen. "Aber ohne wären wir nicht mehr marktfähig", sagt sie. Die Kunden wollen einfach kaminfertiges Holz. "Es gibt Leute, die würden frisches Holz in den Keller setzen", sagt ihr Vater. Tatsächlich hätten sie schon Kunden gehabt, denen Holz im Keller geschimmelt sei und die sich dann beschwert hätten. Immerhin wird die vor etwa acht Jahren installierte Trockenanlage allein mit Abfallstückchen, die beim Sägen und Spalten bei den Holzemers anfallen, befeuert. Ventilatoren blasen heiße Luft durch die beiden Kammern, in die je 60 Schüttraummeter Scheitholz passen.

Die rostbraunen Gitterboxen mit Schräge und Pendeltür, die zum Teil mit Dach versehen auf dem Gelände stehen, sind eine Spezialanfertigung für die Holzemers. Auf die Boxen ist der Name "Holzemer" aufgeschweißt. Es war ein glücklicher Zufall, dass Walter Holzemers Bruder bei der Lohrer Metallbaufirma Pilob arbeitet.

Die Gitterboxen sind eine Spezialanfertigung für die Firma Holzemer.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Gitterboxen sind eine Spezialanfertigung für die Firma Holzemer.

Ihr Vater Walter Holzemer sen., der aus Gemünden stammte, hat irgendwann nach dem Krieg die Firma als Fuhrunternehmen und Holzhandel gegründet. Walter Holzemer jun., inzwischen 68, zog irgendwann zu seiner Frau nach Frammersbach und übernahm in den 80er Jahren das kleine Unternehmen. Damals holte er noch von Sägewerken die sogenannte Kappware und verkaufte sie als Brennholz weiter, außerdem brachte er gegen Fuhrlohn Rindenabfälle weg. Heute seien die Ansprüche gestiegen, da würde keiner mehr Schwartenstücke für den Ofen daheim kaufen, sagt er.

Kleiner Anfang mit Scheitholz in Frammersbach

Über familiäre Beziehungen durfte Walter Holzemer Holz auf dem Gelände des damaligen Frammersbacher Sägewerks Hartmann (heute steht dort das Feuerwehrhaus) lagern. Vor 26 Jahren kaufte er sich seine erste Säg- und Spaltmaschine und baute sie, da er keinen eigenen Platz hatte, auf einen Lkw. Weil das Sägewerk in Frammersbach verkauft werden sollte und es keine Gewerbeflächen dort gab, schlug Holzemer in Langenprozelten zu. 1996 begann der Bau. "Für uns war das hier eigentlich ein Glück", sagt Roswitha Holzemer – die zentrale Lage, die Straße gleich davor, der ebene Platz.

Stefanie Holzemer hat schon als Kind mitgearbeitet. Auch ihr Bruder Christian, heute Frammersbacher Bürgermeister, war eingespannt. Stefanie lernte zunächst Bürokauffrau in Aschaffenburg, arbeitete dann für einen Hydraulik-Exporteur in Gemünden und war mit einem Büroservice selbstständig. Aber nebenher arbeitete sie weiter im Familienbetrieb mit, machte mit 20 den großen Lkw-Führerschein. Seit rund zehn Jahren ist sie voll dabei, seit fünf Jahren als Chefin.

Die Kettenschleifmaschine bedient ebenfalls Roswitha Holzemer.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Kettenschleifmaschine bedient ebenfalls Roswitha Holzemer.

Beim Handel mit Brennholz merkten sie die Konkurrenz durch kleinere Holzmacher, die oft im Nebenerwerb werkelten. Zusammen mit effizienteren Öfen, mehr gedämmten Häusern und dem Umstand, dass Holz oft nur noch ein reiner Wohlfühlfaktor ist, führe dies zu einer allmählich sinkenden Nachfrage nach Brennholz, erzählt Unternehmerin Holzemer. Weil sie vom Holzhandel allein nicht leben kann, führt sie mit ihrem Lebensgefährten nebenbei das Forstunternehmen „Für Ihre Bäume“, das sechs Angestellte und drei Azubis hat. Wenn die Arbeiter aus dem Wald zurückkommen, helfen sie auch mal an der Säg- und Spaltanlage aus. Dann hat Mutter Roswitha Luft, die Sägeketten zu schleifen oder nach der Holztrockenanlage zu schauen.

 
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