Gemünden ist für Guus Daams so etwas wie eine zweite Heimat. Der 33-jährige Berufsschullehrer engagiert sich seit sieben Jahren im Städtepartnerschaftskomitee seiner Heimatgemeinde Duiven (Niederlande), und besucht so oft wie sonst niemand die 440 Kilometer entfernte Partnerstadt Gemünden, heißt es in einer Pressemitteilung des Partnerschaftskomitees Gemünden. Er organisiert auf der holländischen Seite zusammen mit Paul Kampes die jährlichen Gemünden-Duivener Jugendfußballturniere. Viele Freunde hat er in Gemünden gefunden. In diesen Sommerferien war er gleich mehrmals in der Dreiflüssestadt; sie diente ihm als Basislager bzw. Zwischenstation für zwei große Radtouren.
Am liebsten erkundet Daams mit dem Fahrrad Flussläufe. Er war schon zum Beispiel in und um Berlin unterwegs, am Gardasee, radelte die Mosel und den Rhein entlang. Dieses Jahr nun unternahm er erst eine gemütliche Tour mit seiner Freundin auf dem Isar-Radweg, und dann setzte sich der sportliche Mann allein ein ehrgeiziges Ziel: den ganzen Main in sieben Etappen von der Rotmainquelle bei Creußen-Hörlasreuth bis nach Mainz zur Mündung in den Rhein abzufahren. 557 Kilometer sind das – Guus (sprich: Chüüs) Daams kam mit Abstechern und Umwegen auf etwa 700.
Ohne Motor, aber mit Zelt
Sich sportlich zu betätigen und dabei etwas zu sehen, diesen Urlaubswunsch erfüllt dem Lehrer das Radwandern - ohne Elektromotor, versteht sich. Am Abend erholte er sich in den Freibädern am jeweiligen Etappenziel, die Nächte verbrachte er in einem kleinen Zelt. Auf ein paar Teilstrecken begleitete ihn ein Freund aus Gemünden. Am liebsten jedoch radelt der Duivener allein – „sonst muss ich zu oft warten“, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht. Für Spaß und Witze ist Guus Daams immer zu haben.
So bringt er ein Wortspiel an: „Ich wollte in diesem Sommer meine Zeit haben, ,Main-Zeit' also. Weil ich im Städtepartnerschaftskomitee bin, war es meine Pflicht, einmal den Mainradweg zu machen. Ich habe ja den Fluss schon 1000 Mal gesehen.“ Mit dem Zug fuhr der 33-Jährige von Gemünden zum Start nach Creußen und radelte an diesem ersten Abend rund 30 Kilometer nach Bayreuth. Am zweiten Tag kam er bis Bamberg, am dritten nach Volkach, am vierten nach Ochsenfurt und am fünften schließlich wieder nach Gemünden. Dann folgten die mit etwa 160 Kilometern längste Tagesetappe nach Kahl und schließlich die siebte und letzte nach Mainz. „Dort holten mich am Abend Kumpels aus Gemünden wieder ab.“
Wo es am schönsten ist
Die Radtour verlief unfallfrei. Auf die Frage, welcher Ort ihm unterwegs am besten gefallen habe, sagt der Gemünden-Freund wieder mit einem Grinsen: „Das ist doch keine Frage!“ Dann setzt er hinzu, dass ihm die oberfränkischen Städte Bamberg und Bayreuth gut gefallen hätten und auch die Frankfurter Skyline - „und natürlich Schnitzel und Weizen“-bier. Ab der Mainmetropole allerdings verlaufe die Radwegstrecke nicht mehr schön. Rüsselsheim und der Cargo-Flughafen böten keinen hübschen Anblick.
Seit knapp drei Wochen unterrichtet der 33-Jährige wieder in der Berufsschule. Auch in den Niederlanden gelten die Pandemie-Schutzmaßnahmen wie das Einhalten von Mindestabständen und das Tragen von Schutzmasken. Das erschwere die Arbeit etwas, und umso glücklicher ist er, erholsame und erlebnisreiche Sommerferien gehabt zu haben. Daams ist Lehrer für Mathematik, Physik und Geschichte. „Vielleicht auch noch bald für Deutsch“, sagt er, wieder lachend.
