Als „historischen Erfolg“ feiert die Bürgerinitiative Wasser die Aufhebung des Wasserschutzgebiets Hofstetten-West. Über 40 Gäste folgten am Freitag der Einladung zu einem Spaziergang durch die „nach vier Jahrzehnten befreiten Streuobstwiesen“. Dabei montierte die BI ihre Protestschilder gegen die nun brachliegenden, nie genutzten sechs Brunnen der Fernwasserversorgung Mittelmain ab.
Vor den Hofstettenern, zu denen sich auch einige Gemündener Stadträte, Bürgermeister Georg Ondrasch und eine Delegation der befreundeten Rodenbacher Bürgerinitiative gesellt hatten, erinnerte Vorsitzender Ferdinand Heilgenthal an die Beeinträchtigungen durch das Wasserschutzgebiet: eingeschränkte Schafweide, Auflagen und Verbote bei Baumaßnahmen im Dorf, Bestandsgefährdung des Friedhofs. Beim Langzeitpumpversuch fiel der Grundwasserspiegel im drei Kilometer großen Einzugstrichter um über zehn Meter. Mit Auswirkungen auf die Natur und auf die Bebauung sei zu rechnen gewesen. Erst Ende 2011 lehnte das Landratsamt Main-Spessart den bis dahin elf Jahre „ruhenden“ Antrag der Fernwasserversorgung ab, nachdem die BI für den Fall weiteren Zuwartens Klage angedroht hatte.
Sebastian Schönauer, stellvertretender Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz und von Anfang an auf Seiten der Bürgerinitiative, gratulierte der Dorfgemeinschaft, die Heimat bewahrt zu haben mit „berechtigtem und wichtigem Widerstand“. Mit Blick auf die einst fälschlich prognostizierten steigenden Wasserverbräuche sagte Schönauer: „Wir müssen nicht glauben, dass die Fachleute immer recht haben.“ Er hielt als Gegenentwurf zu Fernwasserversorgungen ein Plädoyer für die Hausbrunnen – statt sie zu verbieten, hätten sie nur gepflegt werden müssen.
Vorsitzender Heilgenthal dankte seinen Mitgliedern und Kollegen in der Vorstandschaft und besonders seinen verstorbenen Amtsvorgängern Anni Haas und Hans Buch. In Anspielung auf die kommunalpolitische Unterstützung sagte Heilgenthal: „Dem Kutscher auf dem Bock ist es am Ende nicht so wichtig, welches Pferd mehr gezogen hat, wenn der Karren aus dem Dreck ist. In unserem Fall ist es ja ein Mehrspänner gewesen, und manche der Gäule haben sich mächtig ins Zeug gelegt; andere waren auch eingeschirrt, sind aber mehr oder weniger nur mitgelaufen. Allerdings merkt so ein Kutscher schon, auf wen er sich verlassen kann und wer von den Mitfahrern noch einmal ,Hüa‘ rufen will, wenn der Wagen schon auf festem Boden steht.“
Der Durchbruch im jahrzehntelangen Kampf, so Heilgenthal, gelang mit der Einschaltung des bundesweit renommierten Geologen Dr. Otto Heimbucher. Er stellte im November 2009 fest: „Hier gibt es kein Trinkwasser.“ Gefördert werden könne nur zum Großteil aufwändig aufzubereitendes Mainwasser. Die Fernwasserversorgung, die nach eigenen Angaben über 2,2 Millionen Euro in die Brunnen investiert hatte, leitete den Rückzug ein.
Die Flurbegehung führte an Maisfeldern vorbei, die Ferdinand Heilgenthal „nicht so gefallen“ – die 20 Hektar Monokultur seien das Ergebnis einer fehlgeleiteten Agrarpolitik und passten nicht in die Landschaft. Am Endpunkt unterhalb des Friedhofs bewirtete die Hofstettener Jugend die Spaziergänger. Lissy und Hans Heilgenthal spielten auf Miniflöte und Ziehharmonika einige Lieder.