zurück
KARLSTADT
Hoffnung auf die zweite Chance
Klagelied: Ein ergreifendes Lied über seine zerstörte Heimat sang der bosnische Imam Zahir Durakovic (Mitte). Rechts im Bild Asylbewerber, die von ihrer Flucht erzählten, links die Schüler der Filmgruppe des Johann-Schöner-Gymnasiums.
Foto: Günter Roth | Klagelied: Ein ergreifendes Lied über seine zerstörte Heimat sang der bosnische Imam Zahir Durakovic (Mitte). Rechts im Bild Asylbewerber, die von ihrer Flucht erzählten, links die Schüler der Filmgruppe des ...
Von unserem Mitarbeiter Günter Roth
 |  aktualisiert: 20.03.2015 15:20 Uhr

Wie fühlt man sich als Flüchtlingskind? Wie ist das Leben in einem Asylbewerberheim? Schüler des Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasiums und der Mittelschule haben ihre Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema mithilfe eines selbstgedrehten Films und eines Klassenprojekts verarbeitet und im Saal der Mühlbacher Burg-Lichtspiele vorgestellt.

Was wäre, wenn in einem möglichen Notfall Asylbewerber vorübergehend in der großen Dreifachturnhalle des Gymnasiums untergebracht werden müssten? „Wo sollen wir dann Sportunterricht haben, wir können doch nicht im Winter draußen Sport treiben“, so lauteten einige kritische Statements von Schülern zu Beginn des Kurzfilms „Second Chance – Zweite Chance“.

Spurensuche

Die jungen Leute des Filmkurses am Gymnasium begaben sich auf Spurensuche und trafen dabei auf einen Sprach- und Integrationskurs um Johanna Beck, die in Thüngen einen Runden Tisch initiiert hat. In zahlreichen Gesprächen mit Flüchtlingskindern aus dem Iran, dem Irak, Syrien und der Ukraine erfuhren sie hautnah teilweise erschütternde Erlebnisse in deren Heimatland, aber auch vieles über das Leben in der jetzigen, vorübergehenden Heimat, wo sie auf eine „zweite Chance“ hoffen.

Außergewöhnlich waren die Filmszenen, in denen zum Beispiel der Syrer Iyad und der Äthiopier Daniel über ihre Flucht aus ihrer Heimat über Ägypten und das raue Mittelmeer bis nach Italien erzählen, in einem Boot, das für 20 Menschen gebaut, aber von der zehnfachen Menge belegt war.

Die jungen Filmemacher berichteten auch über das Projekt der Klasse 7a der Mittelschule, die bei mehreren Einladungen und Besuchen viele intensive Gespräche mit Flüchtlingskindern geführt hatte. In der Vorweihnachtszeit luden sie die fremden Kinder ein und bereiteten ihnen eine richtige Bescherung mit Geschenken, die sie gemeinsam gesammelt hatten. Dabei kam auch das Schicksal des Syrers Bayat zur Sprache, der das Glück hatte, als Asylant anerkannt zu werden und eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Jahre zu bekommen. Die Frage „Was willst du dann machen?“, blieb zunächst unbeantwortet. Was blieb, war die Hoffnung auf die „zweite Chance“.

Eindrucksvoll war auch der Vortrag von Zahir Durakovic, dem Iman des islamisch-bosnischen Kulturzentrums im Würzburger Stadtteil Zellerau. Mit ergreifenden Metaphern sang er im Mühlbacher Kino ein Lied von der Zerstörung der Häuser und brennenden Moscheen in seiner Heimat während der Balkankriege in den 1990er-Jahren.

Auf die kritische Frage eines Schülers, ob der Islam denn wirklich so friedlich sei, versicherte er, der Glaube akzeptiere keine Gewalt, und wer diese ausübe, gehöre nicht zum Islam. Wörtlich sagte er: „Ich liebe meinen Glauben, respektiere aber den der anderen Menschen.“

Der von Wolfgang Tröster und Johanna Beck initiierte Abend in den Burglichtspielen wurde musikalisch umrahmt von Rainer Hain und Stefanie Maselli mit dem Stück „Working-Class-Hero“ und durch Bob Emsden, der mit Eva Maselli „Die Moldau“ nach Bert Brecht besang. Der junge Seva aus der Ukraine erstaunte das Publikum mit hervorragendem Klavierspiel.

Die Bürgermeister von Karlstadt und Thüngen, Paul Kruck und Lorenz Strifsky, lobten die Arbeit der Ehrenamtlichen auf der Bühne und in der Betreuung der Flüchtlinge. Besonders aktiv sind hier Johanna Beck, Alexandra Ott, Gisela Kaiser, Monika Eder-Treutwein und Wolfgang Tröster. Letzterer übergab aus dem Erlös aus einer Benefizveranstaltung zum 30-jährigen Bestehen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft jeweils 250 Euro an die Caritas und an den Runden Tisch in Thüngen.

Die Filmveranstaltung im Mühlbacher Kino brachte 350 Euro an Spenden, davon gehen 150 Euro an die Caritas für das Projekt „Unbegleitete Jugendliche in Altfeld“ und 200 an den Runden Tisch in Thüngen für Freizeitaktivitäten mit den Kindern und Jugendlichen aus der Asylbewerberunterkunft.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Balkankriege (1912-1913)
Burgen
Caritas
Flüchtlinge
Flüchtlingskinder
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Gymnasien
Kurzfilme
Lorenz Strifsky
Mittelschulen
Paul Kruck
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top