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Frammersbach
"Hoffe, dass sich Menschen beteiligen"
Pfarrer Michael Schmitt fühlt sich von seinem Namenskollgen, dem Erzengel Michael an der Hauswand des Frammersbacher Pfarrhauses, beschützt.
Foto: Monika Büdel | Pfarrer Michael Schmitt fühlt sich von seinem Namenskollgen, dem Erzengel Michael an der Hauswand des Frammersbacher Pfarrhauses, beschützt.
Monika Büdel
 |  aktualisiert: 06.09.2020 02:10 Uhr

Der Umzugswagen war schon da, die Maler auch. Ein paar Ehrenamtliche wuseln mit Werkzeug durchs Haus. Dazwischen taucht er auf: Michael Schmitt, T-Shirt, Sporthose, Sportschuhe. Seit Dienstag, 1. September, ist der 37-Jährige als Pfarrer für Frammersbach, Habichsthal, Krommenthal, Neuhütten, Partenstein und Wiesthal zuständig.

Den Weg von seinem bisherigen Wirkungsort Bad Kissingen legt er diesen Montag und Dienstag zu Fuß zurück. Das Wandern habe er während des coronabedingten Stillstands entdeckt. Joggen gehörte schon vorher zu seinen Hobbys, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion.

Nach Frammersbach begleiten ihn sein Vater und sein jüngster Bruder. Vor seiner offiziellen Ankunft hat Monika Büdel mit ihm unter anderem über seinen Beruf und seine neuen Aufgaben gesprochen. Dabei hat sich herausgestellt, dass er schon Neuerungen eingeführt hat.

Frage: Warum haben Sie sich in Frammersbach beworben?

Michael Schmitt: Es war die einzige Stelle, die passte. Ich wollte wieder ländlicher und heimatnäher leben.

Ihr bisheriger Wirkungsort Bad Kissingen ist nicht gerade eine Großstadt.

Schmitt: Meine Nachbarschaft waren Altenheime. Ich bin ein sportlicher Mensch mit Sportgeräten im Wohnzimmer. Da habe ich öfter mal zu hören bekommen: "Sie sind aber oft an den Geräten." Außerdem habe ich dort kaum Freunde und Bekannte gefunden. Das geht auf dem Land einfacher. Es war noch eine Stelle ausgeschrieben, aber das wäre direkt meine Heimat gewesen mit vielen Pfarrgemeinden. Für meine erste Stelle als Pfarrer war mir das zu groß.

Als ich mich beworben habe, bezog sich die Stelle auf Frammersbach, Partenstein und Habichsthal. Jetzt ist es so, dass ich nach dem Weggang von Pfarrer Marian Bak in Wiesthal noch mal drei dazubekomme: Wiesthal, Krommenthal und Neuhütten. Personell ist es umgekehrt: Drei sind weg – die Pfarrer Bernhard Albert und Marian Bak sowie die Gemeindereferentin Petra Bigge. Und eine Stelle war schon die ganze Zeit nicht besetzt. Im Dezember 2021 geht noch Gemeindereferentin Franziska Büdel in den Ruhestand. Ich bin erst mal der einzige Neue. Ich mache Werbung und hoffe auf Bewerber.

Ich brauche unbedingt eine Frau im Team in Frammersbach. Das ist für die Ausgewogenheit wichtig. Es gibt vieles zu bedenken und ich möchte niemanden verärgern. Am Pfarrhaus in Wiesthal hat Ruhestandspfarrer Christian Grebner Interesse. Hilft es, wenn ich Priester für die Messen habe oder sind nicht Gemeindereferenten für die Jugendarbeit wichtiger? Wo möchte die Person, die eventuell käme, wohnen? Wäre es nicht sinnvoller, wenn in das Pfarrhaus eine Familie einziehen würde? An jeder einzelnen Entscheidung hängt viel dran.

Ist bei sechs Pfarrgemeinden und deren Verwaltung noch Seelsorge möglich?

Schmitt: Das wird spannend. Meine Hauptaufgabe ist, Menschen zu motivieren, ihren Glauben zu leben. In Frammersbach gibt es viele Wort-Gottes-Leiterinnen, die bereit sind, mich zu unterstützen. In Partenstein ist Johannes Reuter als Wort-Gottes-Leiter. Er hat als Pastoralreferent und Ausbildungsleiter des Bistums Würzburg einen professionellen Blick.

Soweit ich bei ersten Gesprächen herausgehört habe, gibt es auch in anderen Gemeinden Potenzial. Ich schaue optimistisch in die Zukunft und bin bereit, Holz zu hacken, damit das Feuer brennt. Wir werden das jetzt mal drei Monate ausprobieren. Ich bin sicher: Es geht weiter. Und wenn eine Gemeinde sagt: Einmal im Monat Eucharistiefeier reicht, dann ist es so.

Sie kommen aus einem Handwerksberuf. Warum sind Sie Pfarrer geworden?

Schmitt: Ich war in der Jugendarbeit engagiert und wurde mit 21 zum Pfarrgemeinderatsvorsitzenden in meiner Heimatgemeinde gewählt. Mir hat mal ein junger Priester gesagt, dass man auch mit Ecken und Kanten Pfarrer werden kann. Aber ich liebte das Leben, Partys und die Frauen. Ich habe gut verdient. Es war dann ein sehr junger Kaplan, der mich zum Nachdenken brachte, ob ich weiterhin Maschinen reparieren will.

Ich habe große Achtung vor Menschen, die im Handwerk arbeiten. Es muss jeder seinen Weg finden. Ich habe gemerkt, dass ich mir mehr Kontakt zu Menschen wünsche. Nicht als Lehrer oder Erzieher, sondern als Seelsorger. Der erste, mit dem ich darüber gesprochen habe, war mein ältester Bruder. Er war damals etwas kirchenkritisch. Er hat gesagt: "Meinen Segen hast du." Am 19. April 2005 habe ich dann in der Firma gekündigt.

Apropos Kirchenkritik: Wie sehen Sie die Strukturen in der Kirche, die Rolle der Frauen, den Zölibat?

Schmitt: Herausfordernd. In den Strukturen müsste vieles geändert werden. Dass Frauen Predigten schreiben dürfen, die dann ein Pfarrer vorträgt, die Frauen aber selbst nicht predigen dürfen: Da passt etwas nicht. Die Wort-Gottes-Leiterinnen werden bei mir predigen dürfen. Ob ich noch erlebe, dass der Zölibat aufgehoben wird, hängt davon ab, was nach Papst Franziskus kommt. Ich persönlich kann mir allerdings nicht vorstellen, mit Familie sechs Pfarreien zu betreuen, vielleicht noch mit einer Partnerin, aber nicht mit Kindern. Da würde zu viel auf der Strecke bleiben.

Vielleicht gäbe es bei anderen Strukturen mehr Personal und Sie müssten sich nicht um sechs Gemeinden kümmern.

Schmitt: Die Konservativen würden jetzt sagen, in der evangelischen Kirche herrscht auch Personalmangel, trotz Frauenpriestertum und ohne Zölibat. Es spielen wohl noch mehr Faktoren eine Rolle.

Was haben Sie sich für die erste Zeit vorgenommen?

Schmitt: Menschen Freude am Glauben zeigen, reinwachsen, ins Gespräch kommen. Die sechs Gemeinden müssen zusammenwachsen als Pfarreiengemeinschaft Effata. Ich habe Signale bekommen, dass es bei Effata als Name bleiben soll. Das würde gut passen. Es bedeutet "öffne dich". Ich möchte lebendig halten, was lebendig ist und dass Luft zum Atmen ist. Und ich hoffe, dass sich Menschen beteiligen, weil es neue Möglichkeiten gibt.

Ihr erster Eindruck in Frammersbach?

Schmitt: Ich bin positivst überrascht. Die Frammersbacher haben bewiesen, dass ich träumen darf. Dass die Renovierung des Pfarrhauses bis zum Umzug fertig wird, war ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist. Manche Neuerungen sind wohl gewöhnungsbedürftig. Ich habe mich für eine Wäschespinne auf der Terrasse entschieden. Das ist umweltfreundlich, hat aber etwas Überzeugungsarbeit gekostet.

Michael Schmitt

Michael Schmitt (37) stammt aus Westerngrund, wo er mit drei Brüdern aufgewachsen ist. Nach der Hauptschule absolvierte er eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei der Linde AG in Aschaffenburg und arbeitete dort bis 2005. Anschließend besuchte er das Gymnasium Sankt Josef in Fockenfeld.
Nach dem Studium in Lantershofen weihte ihn 2014 Bischof Friedhelm Hofmann zum Priester. Danach wirkte Schmitt zunächst als Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft Niederwerrn-Oberwerrn, ehe er im September 2014 Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft "Sankt Kilian, Haßfurt" wurde. 2017 wurde er Pfarrvikar in der Pfarreiengemeinschaft "Jesus – Quelle des Lebens, Bad Kissingen".
Von März 2019 bis zu seinem Wechsel nach Frammersbach war Schmitt außerdem Pfarrvikar unter anderem in den Pfarreiengemeinschaften "Sankt Elisabeth, Garitz", "Immanuel Oerlenbach" und "Saalethal, Euerdorf" sowie in der Einzelpfarrei Nüdlingen.
Mit Wirkung vom 1. September ist er zum Pfarrer auf sechs Jahre für die Pfarreiengemeinschaft "Effata, Frammersbach" (Frammersbach, Habichsthal, Partenstein) sowie zum Pfarrer der Pfarrei Wiesthal Sankt Andreas mit Filiale Krommenthal und Kuratus der Kuratie Neuhütten Sankt Josef der Bräutigam ernannt worden. Er war nach eigenen Angaben bislang ehrenamtlicher Feuerwehrmann. Bekannt ist Schmitt für seine Segelfreizeiten mit Ministranten.
Quelle: memb
 
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