Nur wenige Tage nach der Erhöhung der Parktarife hat der Lohrer Stadtrat auch bei einer anderen Einrichtung an der Gebührenschraube gedreht. Am Montag beschloss das Gremium einstimmig neue Sätze für die Sing- und Musikschule zum Schuljahr 2021/22.
Die Erhöhung bewegt sich je nach Kurs zwischen 1,50 und drei Euro pro Monat. Zusätzlich gibt es ab dem neuen Schuljahr einen Erwachsenenzuschlag in Höhe von zehn Prozent. Insgesamt kalkuliert die Stadt bei gleichbleibenden Buchungszahlen mit Mehreinnahmen von rund 23 000 Euro.
Die Diskussion machte deutlich, dass es schon bald eine neuerliche Debatte über die Kostenstruktur auch der Musikschule geben könnte. Denn der Stadtrat will sich angesichts der angespannten Finanzlage zeitnah ganz grundsätzlich mit Einsparmöglichkeiten bei städtischen Angeboten befassen, allerdings hinter verschlossenen Türen in einem nichtöffentlichen Workshop. Am Montag ließen mehrere Wortbeiträge erkennen, dass dabei versucht werden soll, auch das zuletzt bei rund 280000 Euro liegende jährliche Defizit der Sing- und Musikschule weiter zu senken.
Folge von Grundsatzbeschluss
Bürgermeister Mario Paul betonte am Montag mehrfach, dass die nun beschlossene Erhöhung nichts mit der noch ausstehenden Diskussion über strukturelle Veränderungen zu tun habe. Stattdessen gehe es darum, einen Grundsatzbeschluss des Stadtrates umzusetzen, wonach die Gebühren regelmäßig an die Entwicklung der tatsächlichen Kosten angepasst werden sollen.
Obwohl die Gebühren der Lohrer Sing- und Musikschule nach Aussage ihrer Leiterin Petra Breitenbach die höchsten im Landkreis sind, decken sie nur rund die Hälfte der tatsächlichen Kosten. Die zweite Hälfte finanziert zum Großteil die Stadt. Daneben gibt es noch staatliche Zuschüsse. Breitenbach rechnete vor, dass eine Musikstunde pro Jahr rund 2300 Euro koste. Die Gebühren deckten davon rund 1130 Euro ab, der städtische Zuschuss liege bei rund 1100 Euro.
Einige Räte wollen mehr
Einige Räte machten deutlich, dass ihnen der Effekt der am Montag beschlossenen Gebührenerhöhung zu niedrig ist. "Uns sind die Auswirkungen zu gering", sagte Christine Kohnle-Weis (SPD). Sie habe eigentlich gedacht, dass der Stadtrat sich im Workshop zunächst Gedanken über strukturelle Veränderungen auch bei der Musikschule mache und erst dann über die Gebührenerhöhung entscheide. Man müsse sich mit Blick auf den angespannten Finanzhaushalt der Stadt Ziele definieren. Bei der Musikschule "wäre noch vieles machbar", so Kohnle-Weis über das Absenken des Defizits.
Kein Zuschlag für Auswärtige
Auch Bärbel Imhof (Grüne) sagte, dass die Gebührenerhöhung zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch zu wenig sei. "Damit kann man nicht zufrieden sein", so Imhof.
Ihre Fraktionskollegin Mathilde Lembach hatte die Idee, den Erwachsenenzuschlag "energisch" weiter zu erhöhen. Kohnle-Weis und Lembach (Grüne) brachten schließlich noch einen Auswärtigenzuschlag ins Spiel.
Musikschulleiterin Breitenbach warnte jedoch eindringlich davor. Man habe einen solchen Auswärtigenzuschlag vor Jahren schon mal gehabt, was einen "großen Flurschaden" angerichtet habe. Breitenbach schilderte, dass gerade für Musikschul-Ensembles wie beispielsweise "Swinging Lohr" auswärtige Mitspieler die Stützen seien. "Wenn die jetzt bezahlen müssen, bleiben sie weg." Manchen Ensembles drohe dann der Zerfall.
Ein Drittel von auswärts
Laut Breitenbach kommen rund zwei Drittel der Musikschüler aus Lohr und seinen Stadtteilen, ein Drittel von auswärts. Die Auswärtigen hätten durchaus einen Nutzen für die Stadt, beschrieb Breitenbach, dass beispielsweise Eltern ihre Kinder zum Unterricht bringen und währenddessen in der Innenstadt einkaufen.
Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sagte, dass man die Gebühren nicht auf einen kostendeckenden Satz erhöhen könne. Auch von einem Auswärtigenzuschlag hielt sie nichts, schließlich gebe es einen solchen beispielsweise beim Freibad auch nicht.
Man solle jetzt die vorgeschlagene Gebührenerhöhung beschließen, so Riedmann. Im Spar-Workshop müsse man sich dann zeitnah mit der Frage befassen, "wie viel Musikschule, Volkshochschule oder Stadtbücherei wir uns leisten wollen".