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Lohr
Höhere Gebühren für die Musikschule
Die Stadt Lohr erhöht die Gebühren für ihre Sing- und Musikschule und führt überdies einen zehnprozentigen Erwachsenenzuschlag ein.
Foto: Johannes Ungemach | Die Stadt Lohr erhöht die Gebühren für ihre Sing- und Musikschule und führt überdies einen zehnprozentigen Erwachsenenzuschlag ein.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 14.03.2021 02:15 Uhr

Nur wenige Tage nach der Erhöhung der Parktarife hat der Lohrer Stadtrat auch bei einer anderen Einrichtung an der Gebührenschraube gedreht. Am Montag beschloss das Gremium einstimmig neue Sätze für die Sing- und Musikschule zum Schuljahr 2021/22.

Die Erhöhung bewegt sich je nach Kurs zwischen 1,50 und drei Euro pro Monat. Zusätzlich gibt es ab dem neuen Schuljahr einen Erwachsenenzuschlag in Höhe von zehn Prozent. Insgesamt kalkuliert die Stadt bei gleichbleibenden Buchungszahlen mit Mehreinnahmen von rund 23 000 Euro.

Die Diskussion machte deutlich, dass es schon bald eine neuerliche Debatte über die Kostenstruktur auch der Musikschule geben könnte. Denn der Stadtrat will sich angesichts der angespannten Finanzlage zeitnah ganz grundsätzlich mit Einsparmöglichkeiten bei städtischen Angeboten befassen, allerdings hinter verschlossenen Türen in einem nichtöffentlichen Workshop. Am Montag ließen mehrere Wortbeiträge erkennen, dass dabei versucht werden soll, auch das zuletzt bei rund 280000 Euro liegende jährliche Defizit der Sing- und Musikschule weiter zu senken.

Folge von Grundsatzbeschluss

Bürgermeister Mario Paul betonte am Montag mehrfach, dass die nun beschlossene Erhöhung nichts mit der noch ausstehenden Diskussion über strukturelle Veränderungen zu tun habe. Stattdessen gehe es darum, einen Grundsatzbeschluss des Stadtrates umzusetzen, wonach die Gebühren regelmäßig an die Entwicklung der tatsächlichen Kosten angepasst werden sollen.

Obwohl die Gebühren der Lohrer Sing- und Musikschule nach Aussage ihrer Leiterin Petra Breitenbach die höchsten im Landkreis sind, decken sie nur rund die Hälfte der tatsächlichen Kosten. Die zweite Hälfte finanziert zum Großteil die Stadt. Daneben gibt es noch staatliche Zuschüsse. Breitenbach rechnete vor, dass eine Musikstunde pro Jahr rund 2300 Euro koste. Die Gebühren deckten davon rund 1130 Euro ab, der städtische Zuschuss liege bei rund 1100 Euro.

Einige Räte wollen mehr

Einige Räte machten deutlich, dass ihnen der Effekt der am Montag beschlossenen Gebührenerhöhung zu niedrig ist. "Uns sind die Auswirkungen zu gering", sagte Christine Kohnle-Weis (SPD). Sie habe eigentlich gedacht, dass der Stadtrat sich im Workshop zunächst Gedanken über strukturelle Veränderungen auch bei der Musikschule mache und erst dann über die Gebührenerhöhung entscheide. Man müsse sich mit Blick auf den angespannten Finanzhaushalt der Stadt Ziele definieren. Bei der Musikschule "wäre noch vieles machbar", so Kohnle-Weis über das Absenken des Defizits.

Kein Zuschlag für Auswärtige

Auch Bärbel Imhof (Grüne) sagte, dass die Gebührenerhöhung zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch zu wenig sei. "Damit kann man nicht zufrieden sein", so Imhof.

Ihre Fraktionskollegin Mathilde Lembach hatte die Idee, den Erwachsenenzuschlag "energisch" weiter zu erhöhen. Kohnle-Weis und Lembach (Grüne) brachten schließlich noch einen Auswärtigenzuschlag ins Spiel.

Musikschulleiterin Breitenbach warnte jedoch eindringlich davor. Man habe einen solchen Auswärtigenzuschlag vor Jahren schon mal gehabt, was einen "großen Flurschaden" angerichtet habe. Breitenbach schilderte, dass gerade für Musikschul-Ensembles wie beispielsweise "Swinging Lohr" auswärtige Mitspieler die Stützen seien. "Wenn die jetzt bezahlen müssen, bleiben sie weg." Manchen Ensembles drohe dann der Zerfall.

Ein Drittel von auswärts

Laut Breitenbach kommen rund zwei Drittel der Musikschüler aus Lohr und seinen Stadtteilen, ein Drittel von auswärts. Die Auswärtigen hätten durchaus einen Nutzen für die Stadt, beschrieb Breitenbach, dass beispielsweise Eltern ihre Kinder zum Unterricht bringen und währenddessen in der Innenstadt einkaufen.

Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sagte, dass man die Gebühren nicht auf einen kostendeckenden Satz erhöhen könne. Auch von einem Auswärtigenzuschlag hielt sie nichts, schließlich gebe es einen solchen beispielsweise beim Freibad auch nicht.

Man solle jetzt die vorgeschlagene Gebührenerhöhung beschließen, so Riedmann. Im Spar-Workshop müsse man sich dann zeitnah mit der Frage befassen, "wie viel Musikschule, Volkshochschule oder Stadtbücherei wir uns leisten wollen".

Neue Gebühren und Regeln an der Sing- und Musikschule

Für die rund 600 Schüler der Lohrer Sing- und Musikschule gelten ab dem kommenden Schuljahr neue Gebührensätze. Hier einige Beispiele:
Die monatliche Gebühr für einen 45-minütigen Einzelunterricht steigt von 81 auf 84 Euro (plus 3,7 Prozent), für den 30-minütigen Einzelunterricht von 68,50 auf 71,50 Euro (plus 4,4 Prozent).
Der 30-minütige Zweierunterricht kostet künftig pro Schüler und Monat 59,50 statt 57 Euro (plus 5,4 Prozent). Bei der jeweils von fünf Schülern besuchten, 45-minütigen Unterrichtsstunde an Grund- und Mittelschule steigt der Gebührensatz um gut neun Prozent beziehungsweise 2,50 Euro auf dann 28,50 beziehungsweise 29,50 Euro pro Monat und Schüler. Die musikalische Früherziehung in den Kitas kostet künftig 27 statt 25 Euro (plus 8 Prozent), der Unterricht für Musikzwerge in den Kitas 18,50 statt 17 Euro.
Der zehnprozentige Erwachsenenzuschlag hat zur Folge, dass sich beispielsweise der 30-minütige Einzelunterricht von 71,50 Euro um 7,15 Euro auf dann 78,65 Euro pro Monat verteuert. Daneben gelten zum neuen Schuljahr folgende Neuregelungen:
- ist ein Schüler länger krank, so muss er die ersten drei ausfallenden Unterrichtsstunden noch zahlen, danach nicht mehr.
- ist eine Lehrkraft krank, müssen drei statt bisher zwei ausfallende Stunden gezahlt werden.
- bei behördlich angeordneten Schulschließungen (wie in der Corona-Pandemie) erfolgt der Unterricht online, ausgenommen ist Gruppenunterricht.
- die Familienermäßigung gilt nur noch für Kinder, Auszubildende oder Studierende, nicht jedoch für Erwachsene.
- wer die Musikschule verlassen will, muss sich bis Juni aktiv abmelden, ansonsten verlängert sich der Vertrag automatisch.
- die Ausleihgebühr für Instrumente steigt um einen Euro pro Monat.
- für Schäden an den Instrumenten sind die Schüler haftbar.
Eltern und Schüler werden laut Schulleiterin Petra Breitenbach über die Änderungen im Detail informiert.
Quelle: joun
 
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