Leicht war die Corona-Zeit mit ihren Einschränkungen insbesondere für Chöre nicht. Und so überwog am Sonntag bei den knapp 30 Aktiven des Chors ViaVicis und ihren gut 50 Gästen in der Aula des Marktheidenfelder Balthasar-Neumann-Gymnasiums in erster Linie die Freude darüber, dass nach langer Pause endlich wieder ein Konzert stattfinden konnte.
Dass der Auftritt zugunsten des Fördervereins der Schule veranstaltet wurde, war der Vorsitzenden Michaela Schlör bei ihrer Begrüßung herzliche Dankesworte wert. Der Chor ViaVicis ist ein Projekt des in Helmstadt beheimateten Chorleiters und Komponisten Hubert Hoche. In diesem finden sich besonders ambitionierte Musikerinnen und Musiker zusammen, die oft auch in anderen Chören aktiv sind, um besonders anspruchsvolle Werke gemeinsam einzustudieren. Hoche ist in Marktheidenfeld kein Unbekannter, schließlich dirigierte er über Jahre die Chöre des Gesangvereins 1906.
Ruf nach Gerechtigkeit und Bitte um Frieden
An den Anfang des von Sabine Kohlhepp informativ moderierten Programms mit Klassikern des A-capella-Chorgesangs, war der getragene liturgische Zwischengesang "Os Justi" des Österreichers Anton Bruckner als ein Ruf nach Gerechtigkeit aus der Epoche der Romantik gesetzt worden. Bei geistlichen Chorwerken lag der Schwerpunkt der Vorträge, die sich bis zu Kompostionen der Gegenwarten erstreckten. Eine eindrucksvolle und aktuelle Bitte um Frieden folgte mit dem harmonisch-gefälligen Klang von "Peace I Leave With You" des norwegischen Komponisten Kurt Nystedt.
Sehr unterschiedliche und ungewöhnliche Chorwerke folgten mit dem die Ruhe und Stille eindrucksvoll suchenden Lied "Cucifixus Nr. 9" des Süd-Koreaners Jongtae Ha oder dem auf der Tradition der Gregorianik aufbauenden Wechselgesang "Ubi Caritas" des gebürtigen Norwegers Ola Gjelo aus der österlichen Liturgie zum Gründonnerstag. "I Will Sing" – diese Eigenkomposition des Chorleiters Hubert Hoche entstand zum 500-Jubiläum der Reformation und kündete dynamisch von der Weltsprache Gesang und Musik.
Gelungene Intonation und klare Artikulation
Schließlich wandte sich ViaVicis nochmals der Zeit der Romantik zu. Felix Mendelssohn-Bartholdy schuf 1844 die bekannte Motette des Gottvertrauens "Denn er hat seinen Engeln befohlen", in der die Sängerinnen und Sänger ihre bestens gelungene Intonation und klare Artikulation unter Beweis stellten.
Mit dem Zyklus "Sechs Lieder im Freien zu singen" des selben Komponisten weitete sich der Blick des Programms hin zum Weltlichen und zum heiteren Frühlingssonnenschein vor den Türen der Aula. Die romantische, heitere Hinwendung zur Natur wurde mit "Im Grünen", "Die Primel" und dem fröhlichen "Lerchengesang" kunstvoll vielstimmig zelebriert, bevor das "Morgengebet" mit großer Andacht und Innerlichkeit den kurzen musikalischen Ausflug ins Freie beschloss.
Mit der populären Dance-Show-Melodie "Lord of the Dance" des US-Amerikaners Larry Flemming gelang ein tänzelnd-positiver Abschluss bei einer sehr lebensfrohen Betrachtung des Lebens Jesu. Am Ende stand als Zugabe noch ein besonderes Glückwunsch-Ständchen der Aktiven, denn an diesem Sonntag feierten mit Chorsänger Karl Schlund und seiner Frau Heidemarie zwei in der Region bekannte Persönlichkeiten der Chormusik ihre Goldene Hochzeit.
