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MÜHLBACH
Hochstapler der Kunstgeschichte
BIG EYES       -  Große Augen:  Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen den Film „Big Eyes“ von Regisseur Tim Burton.
Foto: StudioCanal | Große Augen: Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen den Film „Big Eyes“ von Regisseur Tim Burton.
Claudia Siefker
 |  aktualisiert: 19.06.2015 16:36 Uhr

Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen den Film „Big Eyes“ in der Vhs-Filmauslese am Sonntag um 11.15 Uhr und Mittwoch um 20 Uhr; freigegeben für alle, 107 Minuten.

Dass Tim Burton ein Herz für künstlerische Außenseiter hat, bewies er bereits mit seinem Bio-pic über den gnadenlos unbegabten Regisseur Ed Wood. Auch Margaret D. H. Keane ist als Künstlerin in der Fachwelt mehr als umstritten, obwohl sich ihre Bilder von verweinten Kindergesichtern mit großen, traurigen Augen Anfang der 1960er Jahre wie geschnitten Brot verkauften.

Wie es dazu kam, dass sich nicht nur Prominente um die Originale rissen, sondern dass Margarets „Big Eyes“ auch als Drucke in Millionenauflagen auf den Markt geworfen wurden, das erzählt Burton, selbst Kunstsammler mit einigen Keane-Originalen an der Wand, mit der wahren Geschichte von Margaret Keane, die heute 87 Jahre alt ist, auf der Leinwand.

Wir schreiben das Jahr 1958: Frisch geschieden zieht die Hobby-Malerin Margaret mit ihrer Tochter nach San Francisco. Hier schlägt sie sich mehr schlecht als recht mit dem Verkauf von niedlichen Kinderbildern durch, bis sie den Möchtegern-Künstler Walter Keane kennenlernt und bald darauf ehelicht.

Keane entpuppt sich bald als gerissenes Marketinggenie. Er lässt die naserümpfenden Galeristen links liegen, generiert geschickt einen Hype um Margarets Bilder, und bald blicken ihre rehäugigen Kindergesichter von Postern, Postkarten oder T-Shirts, die ebenso rasenden Absatz finden wie die Originale, als deren Schöpfer sich Walter Keane nun in aller Öffentlichkeit feiern lässt. Eine Zeit lang spielt Margaret, gefangen im Konflikt zwischen der Liebe zu ihrer Kunst, zu ihrem Mann, aber auch der Liebe zu einem sorgenfreien Leben, das üble Spiel mit. Doch bald kann sie nicht länger mit der Lüge leben.

Tim Burton, bekannt für skurril-visionäres Kino, erzählt in „Big Eyes“ durchaus unterhaltsam, aber recht konventionell von einer zwischen Romanze, Emanzipationsgeschichte und melodramatischen Hochstaplerfarce oszillierenden Randnotiz der Kunstgeschichte, hält sich aber, was das Urteil in Kunstdingen anbelangt, klugerweise bedeckt.

Mit Ausnahme seiner unverwechselbaren Farbdramaturgie und der frappanten Ähnlichkeit zwischen den Keane-Gemälden und Burtons Filmfiguren erinnert diesmal wenig an den für den Regisseur so typischen „burtonesquen“ Touch, der am ehesten noch im Overacting von Oscarpreisträger Christoph Waltz als extrovertierter Blender Walter Keane aufblitzt. Amy Adams als Margaret spielt zurückhaltender und nuancierter, was ihr zu Recht einen Golden Globe einbrachte.

Fazit: Locker inszenierter Sixties-Bilderreigen, der qualitativ nicht unbedingt an der Pole-Position von Tim Burtons beeindruckender Filmografie einzuordnen ist.

 
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