
Das Polizeipräsidium Unterfranken zieht eine positive Verkehrsbilanz für das Jahr 2019: Die Zahl der Unfälle ist leicht rückläufig, es gibt weniger Verletzte und auch die Zahl der Verkehrstoten in Unterfranken ist so niedrig wie nie zuvor. Dennoch bereitet der Anstieg bei den E-Bike-Unfällen der Polizei Sorgen, und auch das Problem mit Drogen am Steuer nimmt weiter zu.

Insgesamt 42 275 Unfälle ereigneten sich 2019 auf den Straßen in Unterfranken. Damit sei gegenüber dem Vorjahr ein leichter Rückgang von 0,5 Prozent zu verzeichnen, so Polizeipräsident Gerhard Kallert bei der Vorstellung der Unfallstatistik am Mittwoch in Aschaffenburg. Kallert sieht eine positive Entwicklung. Auch die Zahl der Verletzen sank gegenüber 2018 leicht um drei Prozent auf 5 926 Verletzte. Einen "historischer Tiefstand" gebe es bei den Verkehrstoten: Während 2018 noch 62 Menschen auf Unterfrankens Straßen starben, waren es 2019 nur noch 55.
Jeder vierte Verkehrstote wegen zu hoher Geschwindigkeit
Die Hauptursache bei Unfällen ist auch in diesem Jahr ein zu kleiner Sicherheitsabstand: Jeder siebte Unfall passierte 2019 aus diesem Grund. Fast genauso oft waren Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren die Ursache. Bei Verkehrsunfällen mit Toten oder Schwerverletzten liegt die Hauptursache nach wie vor beim zu schnellen Fahren - fast jeder vierte Verkehrstote ist 2019 aufgrund "unangepasster Geschwindigkeit" gestorben.
Geschwindigkeitsüberwachung durch "Enforcement-Trailer"
Um das Problem einzudämmen, setze die Polizei weiter auf die streckenbezogene Geschwindigkeitsüberwachung, so Polizeirat Michael Hochbrückner. Dabei kontrolliert die Polizei auf 14 Streckenabschnitten in Unterfranken, die als besonders gefährlich gelten, verstärkt die Geschwindigkeit. "Auf acht der 14 Streckenabschnitte konnten wir dabei innerhalb der letzten zwei Jahre positive Auswirkungen feststellen", sagt Hochbrückner. So sei neben der Zahl der Unfälle dort auch die Zahl der Verletzten und Getöteten gesunken.
Ab Mitte März sollen darüberhinaus sogenannte "Enforcement-Trailer" in Unterfranken die Geschwindigkeitsüberwachung unterstützen. Der Vorteil des neuen Geräts: Der Geschwindigkeitsmesser in Form eines Anhängers kann an beliebigen Orten nahezu autonom betrieben werden - also 24 Stunden an sieben Tagen eingesetzt werden, ohne dass Polizisten zur Messung nötig sind.
Entspanntere Lage auf Autobahnen
Auf den Autobahnen hat sich 2019 die Verkehrslage derweil eindeutig entspannt. Während es 2018 noch 3421 Unfälle gab und 19 Menschen ihr Leben auf der Autobahn verloren, waren es 2019 nur noch 2953 Unfälle und lediglich sechs Tote. Dieser starke Rückgang sei vor allem auf die "verbesserte Baustellensituation" auf Unterfrankens Autobahnen zurückzuführen.
Immer mehr Drogenfahrten
"Große Sorgen" bereite Polizeipräsident Kallert dagegen der zunehmende Drogenkonsum von Verkehrsteilnehmern. Während bei Alkoholfahrten langfristig ein Rückgang zu erkennen sei, stiegen die Drogenfahrten in den letzten Jahren immer weiter an. Wurden 2015 noch 1 146 Drogenfahrten festgestellt, waren es 2019 1613 Fahrten. Das bedeutet einen Anstieg von knapp 40 Prozent innerhalb von vier Jahren.
Um dem Problem Drogen hinter dem Steuer entgegenzuwirken, schule die Polizei momentan Beamte, damit diese besser erkennen können, wenn Fahrer unter Drogeneinfluss stehen. Außerdem solle verstärkt Präventionsarbeit in den Schulen und der Öffentlichkeit geleistet werden.
Unterschätzte Gefahr bei E-Bikes
Und auch bei Fahrradfahrern sieht die Polizei im Angesicht immer häufigerer Radfahrunfälle Bedarf nach mehr Präventionsarbeit. Gerade der Trend zum E-Bike spiele hier eine große Rolle, so Polizeipräsident Kallert. So sprangen die Verkehrsunfälle mit E-Bikes 2019 von 122 Fällen im Vorjahr auf 209 Unfälle - ein Plus von 71 Prozent also.
- Lesen Sie auch: Tipps von Experten: Das sollten Fahrer von E-Bikes beachten
Viele Fahrer, vor allem aber Senioren, unterschätzten bei der Umstellung auf das neue E-Bike "die höhere Durchschnittsgeschwindigkeit" und dass "die Beschleunigung eine ganz andere ist", so Kallert. In Gefahrensituation könne daher oft nicht rechtzeitig reagiert werden. Das neue Präventionsprogramm "Mein schnelles Fahrrad" soll E-Bike Fahrer daher besser auf die motorisierten Fahrräder und potentielle Gefahrensituationen vorbereiten.