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Marktheidenfeld
Himmelsbach: Spessart hat eine über 1000-jährige Verkehrsgeschichte
Die neugebaute Rohrbergbrücke überspannt bei Rohrbunn die Bundesautobahn A 3. Mitten im Spessart wirkt sie wie das 'Tor zum Spessart'. Die A 3  ist eine der meistbefahrenen Straßen Deutschlands und folgt weitgehend auf über 1000-jährigen Trassen durch und über den Spessart.
Foto: Richard Krebs | Die neugebaute Rohrbergbrücke überspannt bei Rohrbunn die Bundesautobahn A 3. Mitten im Spessart wirkt sie wie das "Tor zum Spessart".
Richard Krebs
 |  aktualisiert: 27.03.2022 03:21 Uhr

"Der Verlauf von Straßen war schon immer entscheidend für das Wohl und Wehe der tangierten Kommunen. Sie waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der über 1000jährigen Geschichte des Straßen- und Wegenetzes Spessarts von der Frühgeschichte der Römerzeit, die Poststraße der Thurn und Taxis bis zu den unvermeidlichen Spessarträubern", informierte Dr. Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt bei seinem Vortrag vor einem sachkundigen Publikum in der Volkshochschule (VHS) Marktheidenfeld. Entsprechend wurde von den jeweiligen Machthabern über die Trassenführung gestritten. Altbürgermeister Leonhard Scherg, Vorsitzender des Fördervereins der Vhs, freute sich in seiner Begrüßung über den guten Besuch eines sachkundigen Publikums und führte in das Thema "die Straßen zwischen Frankfurt und Würzburg" ein.

Der Spessart ist eine alte Kulturlandschaft zwischen Main, Kinzig und Sinn. Anhand von alten Karten wies Gerrit Himmelsbach nach, dass der Spessart auf der Strecke zwischen Frankfurt und Würzburg schon durch viele Straßen und Wege durchzogen war. Eselsweg, die Birkenhainer Straße oder die "Via Publica" (seit 839) oder später Poststraße sind uralte Verkehrsverbindungen, die im Laufe der Jahrhunderte aufgrund von wirtschaftlichen Vorgaben oder politischen Interessen der jeweiligen Machthaber das Rhein-Main-Gebiet mit der Messestadt Frankfurt und der Handelsstadt Nürnberg verbanden. Sie geben heute noch die grobe Trassenführung von wichtigen Straßen, wie die Autobahn 3, die Bundesstraßen 8 oder 26 vor.

Zentral in Europa gelegen

Der Spessart, zentral in Europa gelegen, hat in der über 1000-jährigen Geschichte immer eine wichtige Bedeutung für die Verkehrsverbindungen. Dies nutzten die jeweiligen Herrscher, um ihre Einnahmen in Form von Wegezoll, Brückenzoll oder Geleit aufzubessern. Der Referent wies nach, dass Miltenberg eigentlich nur zu diesem Zweck entstanden und dadurch zu einem erheblichen Reichtum gekommen ist.

Die Frammersbacher Fuhrleute seien ab dem 15. Jahrhundert als Spediteure in ganz Deutschland unterwegs und bekannt gewesen. Im 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts seien die Frammersbacher Fuhrleute häufig auf den Strecken Antwerpen – Leipzig und Frankfurt – Nürnberg unterwegs gewesen. Fässer waren damals die Container von heute. Mit der Streckenführung über Miltenberg traten sie in Konkurrenz zur Poststraße. Noch heute ziert ein Fuhrmann des Frammersbacher Gemeindewappen.

Poststraße von Prag bis Brüssel

Eine wichtige Funktion hatte die Familie Thurn-und-Taxis mit der Erfindung des kaiserlichen Postwesens. Etwa ab 1615 führte die Poststraße von Prag über Nürnberg, Würzburg, Frankfurt, Köln bis nach Brüssel über den Spessart. Poststationen entstanden in Bessenbach, Hessenthal, Rohrbrunn, Esselbach. Die Poststation brachte der Gemeinde Ansehen und wirtschaftlichen Aufschwung. Sie ist die älteste heute noch erhaltene Poststation in Unterfranken. Seit 1971 führt die Esselbach das Posthorn im Gemeindewappen.

Die wichtigste Straße durch den Spessart ist heute die Bundesautobahn A 3. Sie orientiert sich im Wesentlichen an den Trassen der "Via Publica", später "Herestrata", Poststraße, Bundesstraße 8 und der heutigen Staatsstraße 2312. Sie ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Deutschland und wurde um 1960 vierspurig durch den Spessart gebaut. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung erfolgte bis 2020 eine Erweiterung auf sechs Fahrspuren. Zahlreiche Brücken waren marode und mussten erneuert werden.

Dr. Gerrit Himmelsbach

Der Historiker Dr. phil. Gerrit Himmelsbach ist Projektleiter beim Archäologischen Spessartprojekt (ASP), das als Unterfränkisches Institut für Kulturlandforschung an der Universität Würzburg angegliedert ist. Er hat einen Lehrauftrag am Lehrstuhl für fränkische Landesgeschichte der Uni Würzburg. Das ASP wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Himmelsbach war von 2006 bis 2017 Hauptvorsitzender des Spessartbundes und ist seit der Neuorganisation im Jahre 2017 Vorstand für Kommunikation. Er ist Initiator und Ideengeber von mittlerweile 120 Europäischen Kulturwanderwegen im Spessart und in Unterfranken.
(rik)
 
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