Stolz zeigt Norbert Hölter auf ein Foto von Ursula Karven, das im Arbeitszimmer seines Hauses in Zellingen hängt. Darunter ist ein weiteres Bild eines kleinen philippinischen Mädchens zu sehen, das sich mit einem Plakat bei der bekannten Schauspielerin für ihre Hilfe bedankt. „Für nur 60 Euro im Jahr ermöglicht sie dem Kind den Schulbesuch“, sagt der 55-Jährige, der Patenschaften für philippinische Kinder vermittelt.
Die Hilfe für Philippinen ist zu einer großen Leidenschaft für Norbert Hölter geworden. Es hatte im Jahr 2006 auf einer Urlaubsreise begonnen. Seine damalige Lebensgefährtin, eine Philippina, wollte ihm ihr Heimatdorf, Bolong Beach auf Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen, zeigen. Ihr Besuch führte sie auch in die Grundschule des Ortes. „Mir fiel auf: die Kinder schreiben gar nicht mit“, erzählt Norbert Hölter. Man erklärte ihm, dass die Familien aufgrund des Kinderreichtums meist nur eines ihrer Kinder in die Schule schicken könnten und nach der Bezahlung der rund 180 Euro Schulgeld pro Jahr kein Geld mehr für sonstige Materialien zur Verfügung stünde.
Kurzerhand fuhr Norbert Hölter daraufhin in die Stadt und kaufte für 50 Euro Stifte, Radiergummis, Schreibblöcke und Malstifte. „Bei der Übergabe der Sachen an die Schule war die Freude riesengroß, und man hat mich gebeten, wenn irgendwie möglich, damit weiterzumachen“, erzählt Norbert Hölter, der zu dem damaligen Zeitpunkt in Bochum lebte. Wieder zurück in der Heimat veranstaltete er einen Videoabend, zeigte Bilder von den Philippinen, erzählte und bat seine Gäste zum Schluss, etwas zu spenden.
Aus dem einmaligen Spendenabend sind regelmäßige Zahlungen an die Schule in Bolong geworden. „Ich habe im Laufe der Zeit einen Zahnarzt aus Bochum als Großspender und viele kleine Spender gewinnen können“, erklärt Norbert Hölter, der die Hilfe mittlerweile als private Spendenorganisation mit dem Namen „Let's start with ABC“ hat eintragen lassen. Schickte er anfangs noch Boxen mit Materialien aus Deutschland, überweist er das Geld mittlerweile direkt an seine vertrauenswürdigen Partner vor Ort, die ihm wiederum Quittungen, Rechnungen und Bilddokumentationen über die Anschaffungen zukommen lassen.
Seit vergangenem Jahr vermittelt er auch Patenschaften, bislang sind es 19 Kindern, denen so geholfen wird. Prominenteste Patin ist Ursula Karven, deren Büro über seinen Facebook-Auftritt auf seine Philippinen-Hilfe aufmerksam geworden ist. Darunter ist aber auch die 1. und 2. Fußballmannschaft des FSV Zellingen, denn seit 2012 lebt er mit seiner philippinischen Lebensgefährtin in Zellingen, ist kurze Zeit darauf in den Fußballclub eingetreten und füllt da das Amt des Zweiten Kassiers aus. Als er dann über seine Philippinen-Hilfe einen Vortrag im Sportheim hielt, haben sich die Fußballer in einer anschließenden Spielersitzung zur Übernahme einer Patenschaft entschlossen. Auch der Trainer der Senioren und weitere Personen aus dem Verein haben eine Patenschaft übernommen
Hölter kennt die Vorbehalte, die es gibt, wenn Menschen spenden wollen. Kommt auch alles an oder verschwindet das Geld in undurchsichtigen Kanälen oder gar in der Verwaltung des Spendenaufkommens? Er verspricht, dass das gesamte gespendete Geld zu 100 Prozent zu den Kindern gelangt. Verwaltungskosten, Überweisungsgebühren und seine Reisen auf die Philippinen zahlt er aus eigener Tasche, sagt er. Vor Ort hat er Vertrauenspersonen, die den Kindern nicht das Geld in bar geben. Zu groß wäre die Gefahr, dass dies zweckentfremdet wird. Sie erhalten Schulmaterialien, Kleidung und Nahrungsmittel. Er vertraue seinen Leuten vor Ort, lasse sich aber auch alles mit Quittungen und Rechnungen belegen und anhand von Fotos dokumentieren.
Üblich ist es auch, zusätzlich zu den 60 Euro im Jahr dem Kind zum Geburtstag 50 Euro zukommen zu lassen. Diese sollen aber für eine Art Geburtstagsfeier verwendet werden, von der alle Schüler in einer Klasse profitieren, also auch die, denen bislang noch kein Pate vermittelt werden konnte.
Löwenanteil von einem Zahnarzt
Seit 2006 gibt es seine Philippinen-Hilfe, und das Spendenaufkommen ist seitdem jedes Jahr gewachsen. „Zirka 10 000 Euro waren es 2014“, sagt er. Der Löwenanteil kommt von einem befreundeten Zahnarzt in Bochum, der jährlich den Erlös aus den entfernten Goldkronen spendet.
Hölter führt mit seiner Philippinen-Hilfe eine kleine Organisation, die kein geprüftes Spendensiegel hat. Die Auflagen dafür seien zu hoch und stünden nicht im Verhältnis zum bisherigen Spendenaufkommen. Der Nachteil ist, dass er keine Spendenquittungen ausstellen kann. Mit seinen sauber geführten Aktenordnern könne er aber jedem die ordnungsgemäße Verwendung der Spenden dokumentieren.
Zeit hat er für seine Leidenschaft. Aufgrund eines Schulterleidens wurde er vom Postdienst freigestellt und frühpensioniert. Als er sich „aufgrund der Liebe“, wie er sagt, für einen Umzug nach Zellingen entschied, wollte er sich auch in die Dorfgemeinschaft einbringen. Seine philippinische Lebensgefährtin wohnt dort schon länger. So kam er zum Fußballverein, und so kam auch wenig später ein Satz der ausgedienten Trikots des FSV auf die Philippinen. Stolz zeigt er ein Foto, auf dem junge Burschen mit Trikots aus Zellingen und dem Werbezug einer heimischen Spielothek zu sehen sind. „Die haben sich sehr gefreut“, sagt er, obwohl sie gar kein Fußball spielen. Basketball sei auf den Philippinen beliebter. Aber dazu sind die Trikots genauso gut geeignet.
Wer die Philippinenhilfe von Norbert Hölter unterstützen will, kann Kontakt zu ihm über seine Website knüpfen. Da gibt es auch weitere Informationen: www.lets-start-with-abc.de
