Es ist keine Gemeinschaftspraxis, sondern eine Praxisgemeinschaft, zu der sich die Psychotherapeuten Blanka Foth, Dr. Andreas Reichert und Madeleine Rüth zusammengeschlossen haben. Das bedeutet, alle drei arbeiten unabhängig voneinander, aber in gemeinsam angemieteten Räumen. Sie sind im zweiten Stockwerk des ehemaligen Karlstadter Distriktkrankenhauses in der Gemündener Straße eingezogen, wo sie jeweils eigene Behandlungsräume haben..
Blanka Foth behandelt Erwachsene ab 18 Jahren. Andreas Reichert und Madeleine Rüth widmen sich Kindern und Jugendlichen bis 21 Jahren. In kleinem Rahmen stellten sie am Freitag ihre Praxisgemeinschaft vor.
1,5 Sitze von vier in Main-Spessart
Dabei nahm Reichert Bezug zur Corona-Pandemie. Diese habe nicht nur gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen, sondern auch psychosoziale. Die Zahl der Menschen mit Ängsten und Depressionen nehme zu. Statistisch erlebe jeder fünfte Erwachsene im Laufe seines Lebens solche Ängste und Depressionen. Bei den Kindern sei jedes zehnte Kind eigentlich behandlungsbedürftig.
Wichtig für die Behandlung sei die Wohnortnähe. Viele müssten nach Würzburg, Schweinfurt oder Aschaffenburg fahren. Er zeigte sich glücklich darüber, dass der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung der neuen Praxisgemeinschaft 1,5 Sitze zugestanden hat – von den vier für den Kreis Main-Spessart vorgesehenen. Obwohl die Praxis noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen war, wurden schon Termine bis Anfang 2021 vereinbart.
Für das entstehende Gesundheitszentrum sei die Praxis eine gute Erweiterung. Man werde sich auf kurzen Wegen gegenseitig unterstützen können. Der gemeinsame Auftritt von Verhaltenstherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sei einzigartig im Umkreis. Zusammen kämen die drei Praktizierenden auf eine beträchtliche Anzahl von Zusatzqualifikationen wie etwa Trauma- oder Gruppentherapie, sagte Reichert.
Hombach: Riesige Bereicherung für Karlstadt
Bürgermeister Michael Hombach gratulierte zu der Eröffnung. Die Praxisgemeinschaft sei eine riesige Bereicherung für Karlstadt. Für den Investor Beethovengruppe bekräftigte Martin Kütt die Wichtigkeit des Standorts Karlstadt. Für Patienten etwa aus dem Sinntal sei der Weg bis Würzburg zu weit.
Blanka Foth führte aus, dass es ursächlich oft bestimmte Lebensvorstellungen sind, die Menschen zu ihr in die Praxis führen. "In jeder Gesellschaft gibt es bestimmte Strategien, und manche sind damit überfordert." Essstörungen beispielsweise häufen sich gerade in Wohlstandsländern. Schizophrenie dagegen ist weltweit in etwa gleich stark verteilt.
Andreas Reichert ging näher auf das Problem der Coronazeit ein. Da gebe es Patienten mit einer Sozialphobie, die sich beispielsweise nicht getrauen, in einem Restaurant eine Pizza zu bestellen oder ein Referat zu halten. Für solche ist ein Lockdown eine zusätzliche Hürde, weil ihnen plötzlich viele "Übungsmöglichkeiten" abhanden kommen.
Termine in der neuen Praxisgemeinschaft werden nach Vereinbarung vergeben.