Es ist voll im Nebenraum des Cafés Mann in Lohr. Die Stühle sind alle besetzt, zwischen den Tischen stehen Menschen. Hinter einem Pult zwei Musiker: Einer spielt Saxofon, der andere Gitarre. Es ist der monatliche Musikerstammtisch. Anders als bei anderen Stammtischen wird hier nicht vor allem geredet, sondern gemeinsam Musik gespielt.
Das Duo L&M aus Würzburg eröffnet den Abend. Mit Gitarre und Saxofon spielen sie vor allem Rock aus den 70er-Jahren. Damit setzen sie einen Ton, der den Abend durchzieht. Denn es sind nicht die aktuellen Musiktrends, die hier gespielt werden. Kein Hip-Hop, kein Elektro, kein moderner Pop, sondern vor allem Gitarrenmusik aus den Fünfzigern bis Siebzigern: viel Blues, viel Rock, ein wenig Folk.
Durch den Abend führt Organisator Georg Fath, Leiter der Sunny Music School in Lohr. Denn nach dem Auftritt von L&M können auch andere Musiker spontan beim Stammtisch spielen. Fath regelt, dass alle Interessierten zum Zug kommen. Denn im Publikum gibt es einige Musiker, auch wenn nicht alle an dem Abend auftreten.
"Was spielst du", ist eine beliebte Frage zwischen Zuhörern, die sich noch nicht kennen. Der Übergang zwischen Publikum und Bühne ist fließend. Zuhörer singen, einzelne spielen spontan mit. Etwa beim Auftritt von The Blue Mojo, bei dem sich eine neue Musikgruppe bildet.
Von Muddy Waters bis Stevie Ray Vaughan
Seit Dezember vergangenen Jahres gibt es die Bluesband "The Blue Mojo" aus Lohr. Einige Auftritte haben sie bereits hinter sich. Sie spielen vor allem Cover von Bluesmusikern wie Muddy Waters oder Stevie Ray Vaughan. Die fünfköpfige Band arbeite aber auch an eigener Musik, berichtet der Sänger Max Baumer. Doch an diesem Abend sind nur Gitarrist Nico Rauch und Baumer im Café Mann. Eigentlich wollten die beiden Musiker nur mit Gitarre und Gesang auftreten. Doch innerhalb rund einer halben Stunde bildet sich stattdessen eine Gruppe. Zu den beiden Jungmusikern stoßen Thomas Baumeister am Cajón, Guido Helmling am Bass und Veranstalter Fath mit einer weiteren Gitarre hinzu. Gemeinsam spielen die fünf zunächst einen Klassiker der Bluesmusik: Das 1954 erschienene Lied "Hoochie Coochie Man" von Muddy Waters. Im Original ist das Stück rund drei Minuten lang, doch die Band spielt deutlich länger.
Ein unbefangener Zuhörer käme wohl nicht drauf, dass die Gruppe so noch nicht zusammengespielt hat. Sie achten aufeinander und jeder kriegt sein Solo. Zwischen den Tischen tanzen Menschen – obwohl kaum Platz ist. Die Tänze werden wilder, als sich die Musik nach und nach von Blues in Rock'n'Roll wandelt. Bei "Johnny B. Goode" von Chuck Berry wird es dann geradezu ekstatisch zwischen den Tischen.
Die Geige stimmt mit ein
Die meisten Lieder an diesem Abend sind Coverversionen, nicht nur bei der Gruppe um "The Blue Mojo". Doch gerade die Bekanntheit der Lieder ermöglicht, dass Musiker ohne Vorbereitung zusammen spielen können.
Während des Auftritts erweitert sich dann auch noch spontan die Gruppe noch einmal. Karlheinz Haase stimmt mit der Geige ein – ohne vorherige Absprache. Das Musizieren steht ganz klar im Vordergrund des Abends. Aber wie Roland Pleier, der Fath bei der Organisation unterstützt, erklärt, sei er auch dafür da, Kontakte zu knüpfen und gegebenenfalls Auftritte zu organisieren. Baumer schätzt am Stammtisch, dass er neuen Musikern die Möglichkeit für Auftritte bietet.
Zum Abschluss des Abends spielen der Gitarrist Fath und der Geiger Haase spontan zusammen. Die beiden Musiker kennen sich schon lange und hatten lange nicht mehr gemeinsam gespielt, erklärt Fath dazu. Als um kurz nach 23 Uhr die letzten Töne des Musikabends erklingen, ist der Nebenraum im Café Mann immer noch gut gefüllt und die Stimmung ausgelassen.