
Mit viel Geschrei und lautem Gesang stürmten über 40 Hexen am Altweiber-Donnerstag das Rathaus in Remlingen. Obwohl sich Bürgermeister Günter Schumacher mit Wein und einer guten Brotzeit gegen die aufgebrachte Narrenschar gewappnet hatte, zog er es in letzter Minute vor, sich im Rathaus zu verstecken. Doch auch das half nichts: Nach einem ausgelassenen Tanz um das lodernde Hexenfeuer eroberten die Althexen Melanie Roth und Vicki Schreck das Rathaus und warfen das Ortsoberhaupt aus dem Rathaus.
Dann gab es kein Entkommen mehr: Schumacher wurde gefesselt und musste sich dem närrischen Treiben fügen. Wie es die Tradition verlangt, wurde nach dem Hexentanz und einer Stärkung in der Bäckerei Kachel der "Kamerad Fasching", eine Strohpuppe, am Rathaus an den Pranger gestellt. Dies ist für alle BürgerInnen das untrügliche Zeichen, dass jetzt der Fasching regiert. Für das lodernde Hexenfeuer sorgte Stefan Schlötter (RFG). In der Backstube der Familie Kachel besänftigte Justus Kachel das aufgebrachte Weibervolk mit Sekt und allerlei Gebäck. Auch die zahlreichen Zuschauer mussten nicht hungrig zuschauen. Die Bäckerei Kachel und Metzgerei Schumacher spendierten Brötchen und Würstchen für die Kinder, die RFG schenkte Glühwein aus.
Eva Maria Stenke erinnert sich an die Anfangszeit. Bereits in den 1980er Jahren zogen die Frauen am Altweiberfasching durch das Dorf von Gasthaus zu Gasthaus oder zu Hildegard Eckert ins Lagerhaus Eckert. Auch die Pfarrscheune und das Café Schmitt bei "Ziri" (Sarah Schmitt) in der Hans-Gebhardt-Straße war vor dem Weibsvolk nicht sicher. Nach dessen Schließung traf man sich im Gasthaus "Zum Löwen" am Marktplatz, wo Wirtin Sigrid Steigerwald eine berühmte Musikkassette hatte, die den Abend hindurch immer wieder gespielt wurde. Seit die Gasthäuser geschlossen haben, ist die TSV-Sportgaststätte in der Kastanienallee der traditionelle Endpunkt für das ausgelassene Feiern und Tanzen.
Der Altweiberfasching hat seinen Ursprung im Rheinland und geht auf das Jahr 1824 zurück. In Beuel organisierten Wäscherinnen damals erstmals ihren eigenen Karnevalsumzug, um gegen die Männerdominanz im Fasching anzukämpfen. In Remlingen ist es der Startschuss zum Endspurt.
Von: Elfriede Streitenberger, für die Remlinger Hexen
