Für eine Million Euro bekommt das Krankenhaus Lohr ein eigenes Herzkatheter-Labor. Mussten Herzinfarktpatienten bisher nach Würzburg gefahren werden, verkürzt sich die Fahrt nun um bis zu 40 Minuten.
Zeit ist der entscheidende Faktor bei einem Herzinfarkt, erläutert der ärztliche Direktor des Klinikums Main-Spessart, Dr. Matthias Schneider. Am Dienstag wurde die Röntgenanlage, das Herzstück des Herzkatheterlabors, angeliefert. 2023, wenn das neue Zentralkrankenhaus in Lohr gebaut sein soll, wird es dort ein nagelneues Herzkatheter-Labor geben, die jetzt neue Anlage wird dann eventuell gebraucht verkauft.
Siemens gewann Ausschreibung gegen ausländische Konkurrenten
„Jetzt ist die Kardiologie voll leistungsfähig“, freut sich Klinikreferent Dr. Gregor Bett. Freuen tut er sich auch über die überraschende Einsparung von 200 000 Euro. Die sei dadurch zustande gekommen, dass das Klinikum das Herzkatheter-Labor als Komplettpaket ausgeschrieben habe, zu dem die Röntgenanlage wie auch der Einbau und die Einrichtung des gesamten Labors im ehemaligen OP 4 gehören. Die Ausschreibung hat laut Bett Siemens gewonnen. Die anderen Bieter waren die Elektronikriesen Philips, General Electric und Toshiba.
Eine Million für einen Raum und ein teures Gerät, das in, wenn alles nach Plan läuft, sieben Jahren nicht mehr gebraucht wird? Laut Schneider geht das Krankenhaus davon aus, dass sich die Investition in diesem Zeitraum rentiert. Er rechnet mit rund 540 Patienten im Jahr – ein Teil Notfallpatienten, ein Teil zur Kontrolle und Abklärung bei unspezifischem Herzschmerz. Warum die jetzt neue Anlage nicht mit ins neue Krankenhaus umziehen wird, erklärt Gregor Bett so: „Wir nehmen kein sieben Jahre altes Gerät mit.“ Da sei der Ab- und Umbau sowie die Umrüstung auf die neueste Technik teurer als die Anschaffung eines nagelneuen Geräts.
Herzeingriffe in Lohr möglich
Die am Dienstag aus Forchheim angelieferte Siemens-„C-Bogen“-Röntgenanlage, die Kardangiographie-Anlage, ermöglicht es einem Herzspezialisten beispielsweise, über ein Livebild zu verfolgen, wie er einen Herzkatheter von der Leiste oder vom Arm in die Herzkranzgefäße geschoben wird. Dabei liegt der Patient auf einem Tisch, während der mobile Röntgen-Bogen sich um ihn herum bewegt. Durch das neue Herzkatheterlabor können in Lohr zu enge Herzkranzgefäße gedehnt werden, sogenannte Stents (Gefäßstützen), Herzschrittmacher und Defibrillatoren eingesetzt werden.
Operationen am offenen Herzen dagegen werden in Lohr nicht durchgeführt, sondern in der Regel in Würzburg.
Mit dem Ausbau der Kardiologie wird es eine weitere Verbesserung geben. Rettungswägen sollen künftig über Digitalfunk, kombiniert mit LTE-Mobilfunk, die Bilder eines 12-Kanal-EKGs vom Herzen eines Notfallpatienten noch während der Fahrt in die Notaufnahme übermitteln, wo sich ein Kardiologe bereits ein Bild vom Patienten machen und mit seinem Team die nötigen Vorbereitungen treffen kann. „Je schneller behandelt wird, desto besser ist die Prognose für die Heilung“, erklärt Bett.
Am 7. März soll die Anlage in Betrieb gehen
Am Freitag soll die gesamte Anlage, die einen Lkw füllte, komplett eingebaut sein. In 14 Tagen dann, geplant ist der 7. März, soll das Herzkatheter-Labor, zu dem auch ein Anästhesieplatz gehört, in Betrieb gehen können. Zum 1. April soll ein weiterer Kardiologe angestellt werden, ein vierter soll folgen, so Klinikreferent Bett. Ziel ist, dass das neue Labor rund um die Uhr eingesetzt werden kann. Statt des nun umgebauten OP 4 soll ein anderer Raum im Lohrer Krankenhaus für Operationen umgebaut werden.