Im Frammersbacher Freibad wird diesen Sommer über ein Film gedreht. Jetski im Schwimmerbecken, ein Radfahrer in den Tiefen des Sprungbeckens, Rampen, junge Leute, aufgeblasenes Schwimmgetier und Hinweisschilder sind nicht zu übersehen. Wer steckt dahinter?
Na klar, Luis Freitag (17) und Simon Büdel (21). Die beiden waren schon im Kanu bei Schnee auf der Skipiste die Hauptakteure. Jetzt also Schwimmbad. Der Filmtitel lässt ahnen, worum es geht: "Swimming Pool Takeover". Das heißt, die beiden entern das Freibad. Freitag auf zwei Rädern und Büdel mit der Kamera.
Mit dabei sind 20 Komparsen. Ohne sie hätte das Schwimmbadpersonal die Übermacht. Und wozu das Schwimmbad entern, wenn sie es nicht ausgiebig mit Freunden nutzen würden? Und zwar nicht zum Bahnenschwimmen. Dafür bräuchte es keine Übernahme, so die deutsche Übersetzung von Takeover.
Keine Bedenken
Wer vor einer Woche im Freibad war, hat mitbekommen, dass ein Jetski, gefahren von Leon Schlembach aus Lohr, im Schwimmerbecken Wellen schlug. Louis Freitag ist mit seinem Trail-Fahrrad den Hang von der Rückseite des Schwimmbadrestaurants zum Sportbecken herunter gebrezelt, ist dank einer Rampe abgehoben, hat sich in der Luft gedreht und ist anschließend im Wasser gelandet. Die Statisten in Bikini und Badehose dümpelten auf aufgeblasenen Reifen im Becken.
Thomas Eberbach, Betriebsleiter des Freibads, sieht das Treiben gelassen. "Ist ja sonst nichts für die Jugend hier." Die Bedenken mancher Badegäste, das motorisierte Wasserfahrzeug könne das Wasser im Becken verunreinigen, zerstreut er. "Das ist ein neues Gerät. Außerdem darf es auch auf offenen Gewässern keine Schadstoffe verlieren." Auch auf einen Unfall wäre das Freibad-Team vorbereitet, sagte Eberbach.
Der Meister für Bäderbetriebe erhofft sich von dem Video Werbung fürs Schwimmbad. "Das wäre ein schöner Nebeneffekt", meint auch Bürgermeister Christian Holzemer. Dass er die Dreharbeiten, die sich über den Sommer ziehen, genehmigt hat, hänge mit der hohen Professionalität von Freitag und Büdel zusammen und dass sie auf Sicherheit achteten. Die Gemeinde half mit einem Bauhoffahrzeug, den Jetski per Kran ins Becken zu hieven.
Das freute Büdel und Freitag, der eine Student, der andere Schüler. Sie müssen den Film selbst finanzieren. Ein, zwei Sponsoren unterstützen sie vor allem mit praktischen Dingen, erzählen die beiden. Die Statisten kommen aus dem Freundeskreis.
Eigentlich wollte das Team schon vor dem offiziellen Saisonbeginn mit den Dreharbeiten starten. Rund 14 Termine waren es laut Drehplan. Doch das Wetter hat das Projekt verzögert, bedauert Simon Büdel. Er wäre froh gewesen, wenn sie mehr vorab hätten drehen können, um Konflikte mit Badegästen von vorneherein zu vermeiden.
Um die Zeit möglichst effektiv zu nutzen, hätten sie viel Aufwand ins Drehbuch, das Storyboard (Zeichnungen der Szenen) und den Ablaufplan gesteckt. Ausgestattet ist Büdel professionell mit einer Sony Alpha 7M3 und einer Sony Alpha 6500, einem speziellen Halterungssystem für die Kamera (Gimbal), das Bewegungen ausgleicht. Im Einsatz waren außerdem verschiedene Objektive und eine Drohne, drei Mikrofone und zwei Actioncams. Und wer keinen Kamerawagen hat, nimmt eben ein Quad für die Kamerafahrten.
Nach Vorbildern gefragt, antwortet Büdel, dass er aufgehört hat, irgendwelchen Leuten auf den digitalen Kanälen zu folgen. "Ich will meinen eigenen Stil entwickeln", sagt er. Luis Freitag schaut schon mal, was andere Mountainbiker so machen, Elias Schwärzler zum Beispiel. Außerdem halte er Kontakt zum Radsport.
Rund die Hälfte geschafft
Rund die Hälfte der Drehtage ist geschafft. Wer im Open-Air-Kino im Frammersbacher Freibad war, hat schon ein paar Ausschnitte gesehen. Sie sind auch auf Youtube zu finden, wenn man nach "Swimming Pool Takeover" sucht.
Freitag und Büdel sind ganz begeistert vom Freibad. "Ein Spielplatz für Erwachsene", sagt der 17-jährige Freitag und lacht. Das machen die beiden oft: lachen und grinsen. "Wir wollen gute Laune machen", erzählt Freitag.
"Herr Holzemer, es wird wild", spricht Simon Büdel in die Kamera. So wie er dabei schaut, weiß man, dass das kein leeres Versprechen ist. Wie die Geschichte mit der Schwimmbad-Übernahme ausgeht, ist laut Büdel in circa drei Wochen auf Youtube zu sehen.