zurück
Karlstadt
Heiße Diskussion über Parken in der Karlstadter Siedlung
Verkehrsüberwacher Brune erklärt im Verkehrsausschuss, warum er neue Schilder und Regeln aufstellen musste. Manche Stadträte und Anwohner fühlen sich übergangen.
In manchen Straßen der Alten Karlstadter Siedlung ist das Parken auf dem Gehsteig nun ausdrücklich erlaubt. In anderen gilt seit Februar ein Halteverbot.
Foto: Markus Rill | In manchen Straßen der Alten Karlstadter Siedlung ist das Parken auf dem Gehsteig nun ausdrücklich erlaubt. In anderen gilt seit Februar ein Halteverbot.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 11.02.2024 22:49 Uhr

Wer Strafzettel verteilt und Verbotsschilder aufstellt, ist selten beliebt. Kai-Uwe Brune, Leiter der Abteilung Verkehrsüberwachung und Straßenverkehrsrecht in der Karlstadter Stadtverwaltung, stellte deshalb in der Sitzung des Verkehrsausschusses der Stadt gleich am Anfang mal klar: "Ich finde Verkehrsschilder nicht so schön, dass ich damit meine Wohnung dekoriere." Aber manchmal seien sie eben nötig – so wie in der Karlstadter Alten Siedlung. Über die im Februar dort aufgestellten Schilder und Halteverbotsregelungen diskutierten Brune, Stadträte und Anwohner am Donnerstag.

Die Straßen in der Karlstadter Alten Siedlung seien rund 60 Jahre alt und müssten mit dem Verkehr von heute zurechtkommen, mit wesentlich höherem Verkehrsaufkommen, wesentlich breiteren Autos und Wohnmobilen, aber auch mit Rollatoren, Doppel-Kinderwagen, Fahrrädern mit Lastenanhänger und mehr. In den engen Straßen der Alten Siedlung führe das seit Jahren zu Problemen. "Laut Straßenverkehrsordnung und Rechtssprechung muss immer eine Fahrbahnbreite von 3,05 Meter befahrbar sein", erklärte Brune. Das sei an zahlreichen Stellen in der Alten Siedlung nicht gewährleistet, wenn dort am Straßenrand Fahrzeuge abgestellt seien.   

Briefe und Gespräche brachten keine Besserung

Im Jahr 2018 habe die Stadt 600 Briefe an die Anwohner verteilt, um auf diese Situation hinzuweisen. Außerdem habe er mit zahlreichen Bürgern persönlich gesprochen, aber es habe sich nichts verbessert. Brune zeigte eine Vielzahl von Bildern mit in engen Straßen abgestellten Wohnmobilen, Wohnwagen, Anhängern oder Booten. "Diese Fahrzeuge werden garantiert nicht täglich benutzt", sagte Brune. Außerdem zeigte er Bilder von vollgerümpelten Garagen oder anderweitig verwendeten Stellplätzen auf Grundstücken, die dazu führen, dass Autos auf der Straße geparkt werden. Viele Bürger hätten ihm auch gesagt, sie parkten nicht in ihren Garagen, weil sie befürchten müssten, eingeparkt zu werden. 

Kurz gesagt: Es musste etwas getan werden. Deshalb habe er ein Konzept erstellt: In manchen Straßen ist seit Februar ein eingeschränktes Halteverbot ausgesprochen, in anderen das stellenweise Parken auf dem Gehweg zugelassen (wenn auf einer Straßenseite mindestens ein Meter Gehwegbreite übrig bleibt). In anderen engen Straßen könne ein kleines Auto parken, bei einem sehr breiten Fahrzeug aber blieben weniger als die nötigen 3,05 Meter übrig. Hier appelliert die Stadt an die Eigenverantwortung der Anwohner (siehe Grafik). Brune betont: "Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, das Parken noch zuzulassen." Er sagte aber auch: "Wir bauen keine Straßen zum Parken, sondern zum Fahren." 

Heiße Diskussion über Parken in der Karlstadter Siedlung

Seit Jahren ein rechtswidriger Zustand

Stadtrat Armin Beck (Grüne) fragte: "Warum erfahren wir das erst nachträglich? Wieso entscheidet die Verwaltung ohne den Stadtrat einzubeziehen?" Im Bauausschuss werde ausführlich über Bauanträge diskutiert, die viel weniger Menschen beträfen. Brune erwiderte, dass ihm die Straßenverkehrsordnung keinen Spielraum lasse und die Stadt diese eben umzusetzen habe. In Baufragen habe der Stadtrat dagegen Entscheidungskompetenz. Beck hakte nach: "Als Jurist sehe ich, dass der Gesetzestext Spielräume lässt oder haben wir etwa all die Jahre einen rechtswidrigen Zustand geduldet?" Brune sagte: "Wir haben versucht, mit Briefen und Gesprächen Abhilfe zu schaffen. Wir könnten Strafzettel verteilen. Die Schilder und Fahrbahnmarkierungen sind ein Kompromissversuch." 

Harald Schneider (SPD) bekannte: "Ich will nicht als Stadtrat über jedes Parkverbot entscheiden." Es sei gut, dass die Stadt dieses "seit langem schwelende Thema" angegangen sei. Die Bürger hätten jahrelang "machen können, was sie wollten". 

Ein Anwohner, dem das Rederecht zugestanden worden war, sprach emotional von "mangelndem Respekt" gegenüber den Bürgern. Die Alte Siedlung sei "die Seele der Stadt". Brune sei dort mit "Kaltschnäuzigkeit" und "als Gegner der Bürger" aufgetreten. Ihm fehle dabei ein Konzept. "Stadtentwicklung ist nicht nur Schilder aufstellen", rief der Karlstadter. Brune betonte, dass er viel Feedback erhalten habe und die positiven Stimmen leicht überwiegen. "Begünstigt sind die, die aus ihren Einfahrten jetzt wieder rein- und rauskommen."

Bürgermeister Michael Hombach bedauerte, dass ein Bürgergespräch zu diesem Thema wegen der Pandemie nicht möglich gewesen sei. Dies sei jedoch erst der Beginn der Diskussion, es gehe ihm auch um eine "Revitalisierung der Alten Siedlung". 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Markus Rill
Auto
Fahrräder
Fahrzeuge und Verkehrsmittel
Garagen
Harald Schneider
Kommunalverwaltungen
SPD
Stadtentwicklung
Straßenverkehrsrecht
Städte
Verkehrsüberwachung
Wohnmobile
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • wickert.sandra@web.de
    Doppelposting.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • helga
    Was ich nicht versehe ist, wie hat es nur die letzten 50 Jahre funktioniert?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    Dann sollten Sie den Artiklel einfach nochmal langsam durchlesen.

    Da steht, was sich in den letzten 50 Jahren geändert hat und daß es in letzter Zeit eben nicht funktioniert hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • BuergerKar
    Vielleicht könnte MP noch einen Artikel nachschieben, der die Situationen in neuen Baugebieten (Wurzgrund, Echterstrasse, Eußenheimer) beleuchtet. Man würde feststellen, dass auch in aktueller Zeit keine Lehren aus der Situation der alten Siedlung gezogen wurden. Lieber Stadtrat, also besser nicht auf eigene Mitarbeiter schimpfen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    Sehr richtig, wenn man sich die Baugebiete am Stadion ansieht, im Wurzgrund usw.: lauter kleine, schmale Sträßchen, und das wo mitlerweile viele Familien 3, 4 oder mehr Fahrzeuge haben. Kein Wunder, daß abends und am Wochenende alles zugeparkt ist. Hoffentlich muß kein großes Feuerwehrfahrzeug durch.....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • christian@kreatil.de
    Eine Solidargemeinschaft namens Kommune ist aber auch nicht dafür zuständig, jedem Eigenheimbesitzer zu ermöglichen sein Dritt- und Viertauto und vielleicht noch das Wohnmobil auf der Straße direkt vor dem Grundstück zu parken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • christian@kreatil.de
    Mal einen anderen Vorschlag:
    Jeder Fahrzeughalter muss einen Stellplatz nachweisen. Wenn er das nicht kann, muss er für die Benutzung des öffentlichen Raums eine von der Stadt festgesetzte Miete zahlen. Jeder, der im öffentlichen Raum parkt, muss dann einen entsprechenden Nachweis hinter der Windschutzscheibe auslegen. Das könnte eine gerechte Lösung im Sinne aller Verkehrsteilnehmer und aller Anwohner sein. Ich weiß nicht, ob die rechtlichen Rahmenbedingungen so etwas hergeben, aber das wäre es meines Erachtens wert einmal zu prüfen. Freilich müssten dafür dann Bürgermeister und Stadtrat tätig werden …
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • diener
    Darf er eigentlich Bilder von Gragen usw. veröffentlichen ????
    Wo ist denn da der Datenschutz ????
    Und welche Meinungen gibt er denn eigentlich wieder ????
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • BuergerKar
    ...Mal an die Fahrzeuge von Rettungsdienst und Feuerwehr gedacht?
    Solange Garagen zweckentfremdet werden und Hofeinfahrten können diese Anwohner die Fahrzeuge auch außerhalb der alten Siedlung parken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Maedelain7
    Ich versteht zwar, dass es insgesamt kompliziert und nicht einfach zu lösen ist... Dennoch ist "Kai-Uwe", wie ihn in Karscht ja alle nennen, im Umgang mit den BürgerInnen leider ein Mann von vorgestern. Und das Thema Verkehr/Verkehrswende kann nicht weiter an den BürgerInnen vorbei "bearbeitet" werden. Da muss eine Wende her! "Vom Auto her denken" ist auch sowas von vorgestern... Wie bei vielem hier in Karscht: Gähn... Null neue Ideen. Traurig!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • flyarcus@gmx.de
    Brune ist sehr Gewissenhaft und Bürgernah......schreibt auch am Wochenende und in seiner Freizeit Parksünder auf, soviel Herzblut muss man erst mal haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mawekar@gmx.de
    Am schlimmsten ist mal wieder der Fußgänger dran, der eh schon unter dem miserablen Zustand der Gehwege leidet...und jetzt auch noch mitsamt Gehilfe oder Kinderwagen von dort auf die Straße vertrieben wird.
    Auch hier sieht man wieder in Karlstadt zählt nur Autoverkehr first....als nächstes werden wohl noch die 30er Zonen aufgehoben weil sich jemand dran stört?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    "auf die Straße vertrieben"?

    Haben Sie nicht gelesen, daß das Gehwegparken nur dort vorgesehen ist, wo gegenüber ein breiter Gehweweg vorhanden ist?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • wickert.sandra@web.de
    Und genau da stehen auf dem einen Gehweg die parkenden Fahrzeuge und auf dem anderen die zu leerenden Mülltonnen! Ganz toll für Fußgänger u.a. Schüler und Kinderwägen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Platons
    Brune halt....anderswo sind sie froh das er weg ist.....Kasperlestheater nun in Karscht und seinen Ortsteilen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten