Traditionen erhalten, Bewährtes fortsetzen oder den Neubeginn wagen und alles umkrempeln? Ein durchaus ernsthaftes Problem unserer ländlichen Region hatte sich die Laienspielgruppe Stetten mit dem Theatertück "Cola, Cash und Kaugummi" vorgenommen und in bewährter Manier zum Vergnügen des Publikums bei drei Aufführungen in der Mehrzweckhalle unter der Regie von Hubert Schraut bestens umgesetzt. Die Gesamtleitung hatte Monika Riedmann.
Das Wirtshaus "Zum alten Seewirt" ist umgeben von wunderbarer Natur, entspricht aber längst nicht mehr den gastronomischen Anforderungen der Zeit, weshalb auch kaum noch Gäste vorbeikommen. Andererseits kann sich der selbstherrliche Bürgermeister Anton Knackig (Armin Schießer) so gar nicht mit den geplanten Veränderungen der neuen Pächterin Sabine (Annika Burkard) anfreunden: Ein modernes Bistro mit Beach-Volleyball, Wakeboard und Actionpark, das ist für ihn nur "amerikanischer Firlefanz". Teilweise unterstützt wird er von der seltsamen Frauengruppe, die für Sitte, Anstand und Moral kämpft.
Doch Sabine und ihre Freundesgruppe schmieden einen raffinierten Plan. Ein scheinbar amerikanischer Vertreter des Filmkonzerns MGM verspricht dem Bürgermeister Fernsehauftritte und viele Arbeitsplätze im Dorf. Dafür möchten er und die exzentrische Tochter des Firmenchefs freie Hand für die touristische Erschließung des Seegeländes mit Indoor-Skihalle und "Stettener Disneyworld". Ansonsten würde das benachbarte Thüngen Standort des Vorhabens, ein unerträglicher Gedanke für Bürgermeister Knackig.
Damen aus dem Rotlichtmilieu tauchen auf
So verstrickt er sich immer tiefer in das Schlamassel. Der Wald soll gerodet, das Biotop am See trockengelegt und die so geliebte "Heimatstube" soll künftig als Toilettenhaus für den Burger-Brater dienen. Die verschiedenen Interessen der Frauengruppe, der neuen Pächterin Sabine und die Eitelkeit des Dorfoberhaupts werden immer skurriler und als dann noch Damen aus dem Rotlichtmilieu auftauchen, ist der absolute Tiefpunkt erreicht.
Die Laienspielgruppe Stetten begeistert schon seit vielen Jahren durch ihre mitreißende Spielfreude und die Fähigkeit, immer wieder durch neue Darsteller frischen Wind zu erzeugen. Diesmal waren es Robert Heßdörfer, der gleich in drei Rollen als Helfer, Bodyguard und schließlich lasziv als Bordsteinschwalbe auftrat. Viel Freude bereitete der Neuling Christian Kuss, der als Gemeindebediensteter die Arbeit wahrlich nicht erfunden hat und eigentlich nur bei den Worten "Feierabend, Weißwurst und Bier" aus seiner Trägheit erwachte. Auch Stefan Gerhard gab ein gelungenes Debüt als Marco, der Freund der neuen Wirtin und hinterhältiger Filmemacher. Von der "alten Crew" überzeugte Armin Schießer als eitler und scheinbar absoluter Bürgermeister, Andreas Amthor glänzte mit trockenem Humor in der Rolle des tumben, blind ergebenen Stellvertreters.
Frauengruppe für Sitte, Anstand und Moral
Eine neue Variante boten die Damen des Ensembles. Die Frauengruppe für Sitte, Anstand und Moral, verächtlich als "Schrullenversammlung" bezeichnet, zeigten sich diesmal weniger als resolute Ehefrauen, sondern recht wandlungsfähig von bigotten Moralapostelinnen über kokette "Damen" bis schlussendlich zu praktisch denkende und planmäßig agierende Gestalterinnen. Ganz besonders viel Freude hatte das begeisterte Publikum an den Auftritten von Monika Wurm, die sich als mannstolle Seniorin in erster Linie um Waschbrettbäuche und knackige Hinterteile interessierte.