
Die 20. Ausstellung in der Reihe "Kunst im Turm" hat das Spessartmuseum im Lohrer Schloss am Donnerstag eröffnet. Die aus Südkorea stammende Sookyoung Byun-Haschke (Sulzbach am Main) zeigt Tuschearbeiten, die Kalligraphie und Expressionismus vereinen, die gebürtige Venezolanerin Ada Madera-Weyer (Ansbach) farbenfrohe Acrylbilder nach Motiven aus ihrer Heimat.
In der Reihe präsentiert das Spessartmuseum im regelmäßigen Wechsel Werke der zeitgenössischen modernen Spessarter Kunst. Die 20. Ausstellung korrespondiert nach den Worten von Museumsmitarbeiterin Karin Berwian mit der derzeit laufenden Sonderausstellung "Woher Wohin" im Rittersaal des Museums über Migrationsbewegungen.
Kriterien für die Auswahl der Künstlerinnen seien die Geburt im Ausland und die aktuelle Tätigkeit im Einzugsgebiet des Spessartmuseums gewesen, erläuterte Berwian. Dazu komme, dass beide in gewisser Weise ihre Wurzeln als Inspiration in ihre Arbeiten einfließen ließen, was Motive und Techniken angehe. Laut Berwian arbeiten beide Künstlerinnen technisch sehr unterschiedlich, aber mit Naturmotiven aus ihrer Heimat. Daher ergänzten sie sich inhaltlich, auch wenn es optisch einen großen Kontrast gebe.
Tusche auf Reispapier
Die Tuschewerke von Byun-Haschke seien technisch stark inspiriert von ihrer Heimat mit Reispapier als Material und einer Pinselführung wie in der Kalligraphie. Madera-Weyer sei in ihrer Ausbildung auf Wandgemälde spezialisiert gewesen, wie sie in Südamerika häufig vorkämen. Sie habe in Deutschland bereits Gebäude, wie etwa Kindergärten, damit verschönert.
Sookyoung Byun-Haschke absolvierte in den 1970er-Jahren ein Kunststudium an der Universität der Künste in Berlin. Nach der Beschäftigung mit Bühnen- und Kostümbild wandte sie sich ihrer eigentlichen Leidenschaft zu, der Malerei. Dazu absolvierte sie 2007 bis 2009 in Shanghai ein Aufbaustudium in Kalligraphie und Tuschemalerei.
Zusammenspiel von asiatischer Kalligraphie und europäischem Expressionismus
Sie wolle als Künstlerin dem Betrachter etwas mitgeben, sagte Byun-Haschke – aber jeder solle sich selbst Gedanken machen, was das sein könnte. Das Werk seiner Frau sei geprägt von einem Zusammenspiel richtig feiner asiatischer Kalligraphie und europäischem Expressionismus, sagte ihr Mann und Manager Norbert Haschke.
Sie sehe darin eine Symbiose von Ost und West, betonte Byun-Haschke. Nur auf den ersten Blick handle es sich um traditionelle Kalligraphie, tatsächlich seien Elemente zu erkennen, die in Originalarbeiten nicht zu finden seien. Es handle sich um Gegensätze, die sich anzögen wie in der buddhistischen Philosophie Yin und Yang, Schwarz und Weiß. Von Byun-Haschke sind zu sehen: "Lotus" (2009), "Kirschblüte auf Ast" (2010) und "Kirschbaum" (2011), alle drei Tinte und Tusche auf Reispapier.
Schwerpunkt auf Wandmalerei
Ada Madera-Weyer begann bereits als Jugendliche in Venezuela in einem offenen Atelier zu malen und wurde für die Malwerkstadt in der staatlichen Akademie in der Hauptstadt Caracas ausgewählt. Ihr Schwerpunkt lag auf der Wandmalerei, dem sogenannten Muralismo. Seit 1990 lebt die Künstlerin in Deutschland.
"Malen ist meine Leidenschaft, meine Mission", sagte Madera-Weyer. Sie wolle die Welt bunter machen. Beim Unterricht wolle sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dabei helfen, ihren "inneren Künstler" zu treffen, den jeder in sich trage. Sie verwende Farben wie in ihrer Heimat und Motive wie Tiere und Natur, mit denen in Venezuela unter anderem Häuser geschmückt würden.
Nur kleiner Teil ihres Schaffens
Damit wolle sie Lebensfreude transportieren und zeigen: "Jemand, der kreativ ist, hat keine Grenzen." In ihrem Heimatland sei alles farbenfroh, nach dem Regen glänze alles", erzählt die Künstlerin. Viele Kinder kennen sie von der Ferien- und Feiertagsbetreuung im Lohrer Jugendzentrum. Madera-Weyer zeigt: "Amazonas 1" (2014, Dispersionsfarbe auf Leinwand), "Flor de Cactus" (2015) und "Amazonas 2" (2014, beide Acryl auf Leinwand).
Die drei Werke stellen jeweils nur einen kleinen Teil des Oeuvres der beiden Künstlerinnen dar, das in beiden Fällen sehr divers ist. Sie geben ihr Wissen und ihre Inspiration auch als Dozentinnen in Kursen und als Autorinnen weiter. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 17. September während der Öffnungszeiten des Spessartmuseums.