Ein ruhiges Jahr hat der Förderkreis Lohrer Karfreitagsprozession hinter sich. Das ging aus den Rechenschaftsberichten des Vorsitzenden, Joachim Salzmann, bei der Jahresversammlung im Gasthaus „Küferstube“ hervor. Salzmann sprach von einer guten Zusammenarbeit innerhalb des Vorstands, mit der Pfarrei St. Michael, der Stadt Lohr und der Handwerkerschaft.
Aus dem Kassenbericht von Michael Schecher ging hervor, dass der Förderkreis im vergangenen Jahr einen Überschuss erzielt hat. Das ist darauf zurückzuführen, dass dank des Einsatzes der Bäckerinnung für die Anschaffung einer neuen Zunftstange der Bäcker so viele Spenden eingingen, dass sie die Kosten überstiegen. Nach Absprache mit der Innung sind diese Spenden nicht zweckgebunden; der Überschuss kann also für andere Ausgaben im Zusammenhang mit der Karfreitagsprozession verwendet werden. Die Figuren, die bei der Prozession Wind und Wetter ausgesetzt sind, müssen ja immer wieder auf Schäden geprüft und erforderlichenfalls ausgebessert werden.
Schon seit Jahren macht man sich in der Vorstandschaft Gedanken über eine Neugestaltung des „Heiligen Grabes“. Diese vorletzte der Prozessionsstationen, die nach der Tradition von den Bäckern getragen wird, ist gestalterisch nicht recht befriedigend. Die geschnitzte Figur Jesu liegt unter einem Aufbau aus Doppelsäulen. Zwischen den Säulen waren früher einmal Glasscheiben, sodass eine Art von Glassarg entstand. Die Scheiben wurden später entfernt, wohl um Gewicht einzusparen und weil durch die beim Tragen entstehenden Spannungen die Gefahr eines Berstens der Scheiben bestand. Diese Spannungen haben inzwischen auch dafür gesorgt, dass die Befestigungsschrauben sich gelöst haben und der ganze Aufbau nicht mehr fest zusammenhält.
Bei einer Erneuerung will man sich stärker an den biblischen Berichten orientieren, die durch die neuesten archäologischen Forschungen in Jerusalem gestützt und ergänzt werden. Demnach wurde Jesus in einem Felsengrab bestattet, das die Form einer Nische hatte. Wollte man diese Situation in der Prozession darstellen, dann wäre allerdings die Figur nur von einer Seite sichtbar.
Vorschläge und Anregungen für eine Neugestaltung liegen inzwischen von mehreren Seiten vor, unter anderem von der Münchner Meisterschule für Restauratoren. Einen neuen Vorschlag machte in der Versammlung Georg Pracher, der Chef das Ateliers für Konservierung und Restaurierung in Würzburg, das schon seit Jahren die Prozessionsfiguren betreut: Man könnte auf den Aufbau verzichten und die Figur des toten Christus, in durchsichtige Tücher gehüllt, offen auf einen Sockel legen, der ein Podest oder einen Sarkophag andeutet. Zu diesem Vorschlag gab es eine lebhafte Diskussion.
Da die Neugestaltung ohnehin bis Karfreitag 2017 nicht mehr möglich ist, soll in diesem Jahr die Figur ohne den Säulenaufbau mitgetragen werden. Dann könnte man auch Reaktionen aus dem Kreis der Zuschauer hören und hätte noch ein ganzes Jahr Zeit, die dabei gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen. Außerdem soll nichts über die Köpfe der Bäckerinnung hinweg entscheiden werden.
Die Wahlen unter dem Vorsitz von Stadtpfarrer Sven Johannsen brachten keine Veränderungen: Ohne Gegenstimmen wurden der Vorsitzende Joachim Salzmann, der 2. Vorsitzende Walter Heußlein, Kassier Michael Schecher und Schriftführer Roland Merz sowie die Beisitzer Karl Anderlohr, Klaus Anderlohr und Wolfgang Graf wiedergewählt.
Neu als Beisitzerin ist Katja Harth. Kassenprüfer sind Wolfgang Graf, Edgar Schuhmann und Günter Stegerwald.
Zweite Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis sagte, der Karfreitag rücke alljährlich Lohr in das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Unter den Tausenden von Besuchern seien sicher viele, die nicht aus religiösem Antrieb nach Lohr kommen und doch ließen auch sie sich spürbar ergreifen. Im Herzen der Lohrer sei diese Prozession tief verankert. Allen, die an der Durchführung beteiligt sind, sprach sie den Dank der Stadt Lohr aus.
Der Handwerkskammer-Präsident und 2. Vorsitzende, Walter Heußlein, betonte die nach wie vor große Verbundenheit der Handwerkerschaft mit dieser Prozession.
Stadtpfarrer Sven Johannsen dankte der Vorstandschaft, vor allem aber dem Vorsitzenden Joachim Salzmann. Seit neun Jahren erlebe er nun die ruhige aber erfolgreiche Arbeit, die im Förderkreis geleistet werde.