Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Darstellung zum "Tod des Heiligen Josef" hat neuerdings ihren Platz in der Karlstadter Spitalkirche gefunden. Der Mühlbacher Hobbyschnitzer Erich Gütling, der unter anderem die Figuren der Kreuzwegstationen zum Kalvarienberg hergerichtet hat, hat auch diese schadhaft gewordene Abbildung ausgebessert. In der Kirchenmalerwerkstatt Josef Geißler wurde die Darstellung wieder farbig gefasst. Sie fand vor kurzem in der Spitalkirche auf dem linken Seitenaltar ihre Aufstellung.
Ursprünglich stand sie in St. Andreas. Dort wurde sie aufgestellt, als ab 1878 unter Pfarrer Valentin Sauer die Renovierung dieser Pfarrkirche erfolgte. Die vorherige barocke Ausstattung von 1685 wurde entfernt und fand einen neuen Ort. Der Sebastiansaltar und der Veitsaltar aus St. Andreas wurden bei der Gelegenheit als Seitenaltäre in der Spitalkirche aufgestellt.
Die neugotische Ausstattung von St. Andreas fertigte die Kunstschreinerei Adam Barth aus Würzburg an. Neben dem Hochaltar im Chorraum und dem Marienaltar in der Rienecker Kapelle waren dies der St. Josefsaltar- und Sebastiansaltar im südlichen Querhaus. Die in der hiesigen Gegend seltene Darstellung „Tod des heiligen Josef“ war als Predella (Unterbau) ein Teil dieses Altars. Bei der Neugestaltung des Kirchenraums ab dem Jahr 1950 unter Stadtpfarrer Paul Steinert wurde die neugotische Einrichtung aus der Kirche entfernt und Teile davon in einem Lagerraum für Kirchenfiguren aufbewahrt.
Am 19. März ist Josefstag
Die Aufstellung in der Spitalkirche zum jetzigen Zeitpunkt passt gut: In der römisch-katholischen Kirche wird am 19. März das Hochfest des Heiligen Josef gefeiert. Bis 1969 war dieser Tag unter anderem in Baden und in Bayern gesetzlicher Feiertag. In Bayern erfolgt an Josefi traditionell der Starkbierantsich. Auch im Karlstadter Stadtteil Stadelhofen ist dies seit Jahrzehnten ein Anlass zum geselligen Beisammensein. Weiterhin weisen verschiedene Bauernregeln wie „Ist`s am Josefstag klar, gibt`s ein gutes Honigjahr“ auf den Heiligen.
Der Heilige Josef wird auch vom Katholischen Arbeiter- und Männerverein Karlstadt verehrt, eine Abbildung ziert die Fahne der 1896 gegründeten Vereinigung. Am vergangenen Dienstag gedachten die Mitglieder mit einem Gottesdienst in St. Andreas ihres Patrons.
Der Patron der Handwerker
Besonders im katholischen Schrifttum wird Josef oft als „Nährvater“ oder „Ziehvater“ Jesu bezeichnet. Ansonsten wird Josef in den Evangelien und allen übrigen neutestamentlichen Schriften nicht mehr erwähnt. Der Kirchenvater Hieronymus datiert den Tod Josefs vor der Taufe Jesu im Jordan. In der historischen Jesusforschung ist aufgrund des neutestamentlichen Befunds die Annahme verbreitet, dass Josef zur Zeit des öffentlichen Auftretens Jesu nicht mehr lebte.
In der barocken Ikonografie wurde der Tod des Heiligen Josef ein beliebtes Thema. Seit dem 17. Jahrhundert wurde er, der im Schoß Mariens und im Beisein Jesu starb, zum Patron der Sterbenden. Josef, biblischer Überlieferung nach ein Bauhandwerker, gilt traditionell als Patron der Arbeiter, der Zimmerleute und Holzfäller. Papst Pius XII. führte 1955 als kirchliches Pendant zum weltweit am 1. Mai begangenen Tag der Arbeit den Gedenktag „Hl. Josef der Arbeiter“ ein. Die Einfügung des Gedenktags in den liturgischen Kalender war eine Reaktion der Kirche auf die soziale Bewegung.
Papst Franziskus ließ am 1. Mai 2021 sieben neue Anrufungen einfügen: „Behüter des Erlösers“, „Diener Christi“, „Diener des Heils“, „Helfer in Schwierigkeiten“, „Patron der Vertriebenen“, „Patron der Bedrängten“ und „Patron der Armen“. Attribute des Heiligen sind der Wanderstab, das Winkelmaß oder andere Werkzeuge für seinen Beruf als Zimmermann. Daneben wird die weiße Lilie als ein Symbol der Keuschheit beziehungsweise Reinheit verwendet.