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Haushaltskurs für junge Leute: Durchblick im Wäschechaos
Viele junge Leute können es kaum erwarten, von zu Hause auszuziehen. Wer die Wäsche nicht zurück zu Mutti bringen will, bekommt in Karlstadt Tipps für den Alltag.
Haushaltskurs für junge Leute: Durchblick im Wäschechaos

Von unserem Redaktionsmitglied

Franziska Jünger

 |  aktualisiert: 16.01.2015 15:55 Uhr

Wie wäscht man so was hier?, fragt eine Kursteilnehmerin und hält ein schwarzes Shirt mit weißem Kragen hoch. „So etwas kauft man nicht!“, sagt Angelika Väth mit einem Grinsen. Gelächter. Väth macht klare Ansagen.

13 junge Leute sitzen in einem Raum, der nach Schulklasse aussieht. Auf den Tischen vor ihnen liegen kleine Berge Wäsche. Blusen, Jeans, Jogginghosen und Wollsocken. An einer Tafel pinnen Zettel mit Worten wie „Colorwaschmittel“ und „optische Aufheller“. Angelika Väth ist eine von vier Hauswirtschaftsmeisterinnen, die noch bis Anfang Februar am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt Haushaltstipps vermitteln: Clever einkaufen, schnelles Kochen, Hausreinigung oder Waschen stehen unter dem Titel „Do it yourself – bring' deinen Haushalt in Schwung!“ auf dem Programm.

Fotoserie

Die Idee zu diesen Seminaren hatte Hauswirtschafterin Doris Hautsch, die Frauenbeauftragte des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen: „Mir ist die Idee gekommen, weil in der Schule eigentlich keine hauswirtschaftlichen Dinge mehr unterricht werden.“ Sie habe selbst Kinder daheim, die nicht so recht Bescheid wüssten. Zusammen mit Gerlinde Kilzer, die die Abteilung Ernährung und Hauswirtschaft am Amt leitet, setzte sie ihren Plan in die Tat um. Die vielen Anmeldungen sprechen für ihre Idee.

„Schlafanzüge wasche ich immer bei 60 Grad; da können die in die Etiketten schreiben, was sie wollen.“
Angelika Väth Hauswirtschaftsmeisterin

„Junge Leute hören nicht gerne solche Sachen von ihren Eltern, sondern lieber von jemand anderem“, weiß Hautsch aus Erfahrung. Wenn man die 13 aufmerksamen Augenpaare der Teilnehmer sieht, glaubt man das sofort. Zwei davon gehören zu Nina Clement und David Peter. Das Pärchen aus Retzstadt ist vor drei Monaten zusammengezogen und besucht bereits den zweiten Kurs in Karlstadt. „Ich habe noch gar nicht großartig gewaschen. Ich denke, der Kurs ist gut, um einfach Grundlagen zu bekommen“, sagt die 20-Jährige und fügt lachend hinzu: „Bisher hat mein Freund gewaschen.“ Aber auch der ist als einer von vier Männern freiwillig hier. „Man kann immer noch was erfahren. Immer zur Mutter rennen will ich auch nicht.“

Und Väth scheint die Richtige zu sein, um den jungen Leuten das leidige Waschen und Bügeln zu vermitteln. Als Quereinsteigerin aus der Immobilienbranche hat die mittlerweile 54-jährige Bischbrunnerin selbst erst mit Anfang 40 das Hauswirtschaften für sich entdeckt – als Mutter von zwei erwachsenen Kindern zugegebenermaßen mit viel Praxis im Vorhinein.

Ihr dreistündiges Seminar ist vollgepackt: die Programme der Waschmaschine, die richtige Waschmittelauswahl, Wäsche sortieren, Textilkennzeichnung und Pflegesymbole, Wäschetrockner und Bügeln. Nina und David schauen auf die kleinen Zettelchen in den mitgebrachten Kleidungsstücken.

Väth hält keine langen Monologe, bezieht die Teilnehmer direkt ein. „Welche Waschprogramme nutzen Sie?“ Einige wissen schon genau Bescheid, haben sich schon vieles bei der Mutter abgeguckt. Die anderen machen sich lieber Notizen. Ein bisschen wie Schule, aber die Atmosphäre ist lockerer.

Auch als es an die Inhaltsstoffe der Waschmittel geht, mag sich so mancher in den Chemie-Unterricht versetzt fühlen. Aber ein Unterscheid zu vielen Schulstunden ist da: der praktische Bezug mit Tipps und Tricks. „Schlafanzüge wasche ich immer bei 60 Grad; da können die in die Etiketten schreiben, was sie wollen“, sagt Väth. Wer Probleme hat, die richtigen Sockenpaare zusammenzufinden, dem rät sie, diese vor dem Waschen zu verknoten.

Viele Waschmittel seien überflüssig und nur dazu da, den Herstellern Geld zu bringen. „Weichspüler brauchen Sie nicht. Sie belasten nur unnötig die Gewässer und den Geldbeutel“, betont Väth. Für Flecken hat die Bischbrunnerin ein Allheilmittel gefunden: Gallseife.

Auch den Mythos von sockenfressenden Waschmaschinen kann Väth ganz einfach widerlegen. „Sie müssen das Flusensieb reinigen. Da können auch schon mal Socken drin verschwinden.“ Die Konzentration nimmt ab, der Lärmpegel steigt mit fortgeschrittener Uhrzeit. Gegen Ende des Seminars dürfen die Teilnehmer selbst Hand anlegen – beim Bügeln. Ein Hemd mit Bügelfalten? „Ein No-Go! Oder haben Sie schon mal einen Politiker im Fernsehen mit solchen Knicken gesehen?“, fragt Väth in die Runde.

Am Ende sind die Hemden zwar noch nicht ganz faltenfrei; Nina, David und die anderen gehen trotzdem mit jeder Menge neuem Wissen aus diesem Seminar. „Das war sehr viel auf einmal, aber sehr interessant. Ich muss das jetzt einfach ausprobieren“, resümiert Nina.

Auch ihr Freund konnte noch Neues dazulernen. Lächelnd räumt er ein: „Man kann schon einiges falsch machen. Dass es so viele verschiedene Waschmittel gibt, wusste ich gar nicht.“

Interessenten können sich noch für die freien Plätze am 19. (Veggie Day) und 27. Januar (Hausreinigung) sowie am 2. Februar (Bequemes Essen) anmelden. Die Seminare (15 Euro pro Kurs) finden in der Lehrküche in Karlstadt, Ringstraße 51, jeweils von 18 bis 21 Uhr statt. Anmeldung und Infos: Doris Hautsch, Tel. (0 93 58) 522.


Tipps fürs Waschen

Muffigen Geruch und Schimmelbildung in der Waschmaschine vermeidet man, indem man die Tür der Waschmaschine nach dem Waschgang mehrere Stunden offen stehen lässt. Falls es doch mal dazu kommt, sollte man die Maschine einmal bei 60 Grad mit Vollwaschmittel und ohne Wäsche durchlaufen lassen.

Gallseife ist günstig und kann, wenn sie sofort verwendet wird, genauso gut Flecken entfernen wie teure Sonderprodukte. Essig kann den Weichspüler ersetzen.

Bei Mikrofaser-Kleidung ist Waschmittel in Pulverform nicht zu empfehlen, weil das die Fasern verklebt und Rückstände bleiben können.

Dunkle Teile sollte man auf Links drehen, damit sie nicht an andere Teile reiben und helle Stellen entstehen.

Neue Kleidungsstücke sollte man vor dem ersten Waschen kurz mit etwas Waschpulver ins gefüllte Waschbecken legen, um zu sehen, wie sehr sie Farbe lassen. Text: jfr

Haushaltskurs für junge Leute: Durchblick im Wäschechaos
Wie wasche ich was: Hauswirtschafterin Angelika Väth (rechts) erklärt die Bedeutung der Textilkennzeichnung.
Foto: Fotos (2): Franziska Jünger | Wie wasche ich was: Hauswirtschafterin Angelika Väth (rechts) erklärt die Bedeutung der Textilkennzeichnung.
Selbst ist der Mann: Die Kursteilnehmer probierten sich auch am Bügeln.
| Selbst ist der Mann: Die Kursteilnehmer probierten sich auch am Bügeln.
 
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