
Das ging schnell: Gleich nach ersten "Krisengespräch" zur Hausärztesituation im Raum Gemünden liegt die Lösung auf dem Tisch. Nach dem Ende der Hausarztpraxis Michael Steinhauer wird Dr. Bernold Schenk die Versorgungslücke schließen.
Der Gemündener Bürgermeister Jürgen Lippert hatte alle 15 Ärzte aus dem Bereich Gemünden – einschließlich Gössenheim, Gräfendorf und Burgsinn – zu einem Gespräch am Donnerstag zusammengerufen, um zu klären, wie es mit der hausärztlichen Versorgung der Patienten weitergeht. Denn kurzfristig war bekannt geworden, dass die Praxis Steinhauer aus gesundheitlichen Gründen ab 30. September geschlossen wird.
Über das Ergebnis des Gesprächs berichteten Schenk und Lippert in einer kleinen Pressekonferenz. Dabei war auch der Rienecker Bürgermeister Sven Nickel, dessen Gebiet von der Veränderung ebenfalls besonders betroffen ist. So wird Schenk die Beschäftigten der Hausarztpraxis Michael Steinhauer einstellen. Sie werden von der Praxis Steinhauer in der Langenprozeltener Straße 35 in die Praxis Schenk in der Fabrikgasse 5 wechseln.
Aushang an der Praxis
Ganz überraschend kam dies nicht. Denn parallel zu der Einladung des Bürgermeisters hatte Schenk bereits über einen Aushang an seiner Praxis wissen lassen, dass er bereit ist, "für die demnächst unversorgten Patienten die hausärztliche Versorgung zu übernehmen". In dem Aushang hatte er bereits fünf Termine anberaumt, an denen die Patienten zum gegenseitigen Kennenlernen in seine Praxis kommen könnten: am 25., 26. und 28. September sowie am 2. und 5. Oktober jeweils von 17 bis 19 Uhr.
In dem Pressegespräch zeigten sich die drei Beteiligten gleichermaßen zufrieden mit dem Ergebnis. Die Praxis Steinhauer hat rund 1500 Patienten. Bernold Schenk hat seine Praxis bisher 24 Jahre lang ohne Helferinnen betrieben und betreut bisher rund 700 Patienten.
Alle an dem Pressegespräch beteiligten Praxen hätten signalisiert, dass sie in einem gewissen Umfang noch anbieten können, neue Patienten aufzunehmen. Als positives Signal wertet es Schenk, dass zwei Ärzte angeboten haben, einzuspringen, wenn es eng werden sollte.
Schenk will die Praxis zunächst im bisherigen Praxisgebäude hinter der ehemaligen Zigarrenfabrik in Langenprozelten weiterbetreiben. Dort sei genug Raum vorhanden. Es bestehe aber auch die Möglichkeit, das Fabrikgebäude eines Tages um- und auszubauen. "Es gibt dort einen 140 Quadratmeter großen Saal."
Das Thema ist nicht neu
Rienecks Bürgermeister Nickel sprach von einer runden Sache. Dr. Dagmar Just hat ihre Praxis in Rieneck 2021 aufgegeben. Bisher bietet Schenk dort zweimal wöchentlich im Bürgerzentrum Außensprechstunden an. Diese sollen ausgeweitet werden. In dem Team, das Schenk übernimmt, gebe es auch eine Fachkraft mit erweiterten Kompetenzen. Sie könne zu Patienten fahren und dürfe dort beispielsweise selbstständig Blut abnehmen.
Einig waren sich die Beteiligten in dem Pressegespräch auch, in Kontakt zu bleiben und sich in bestimmten Abständen Gedanken über die weitere hausärztliche Versorgung in der ländlichen Region zu machen. Lippert: "Das Thema ist in Bayern überall aktuell. Die medizinische Studentenschaft ist überwiegend weiblich". Nach dem Studium würden die Ärztinnen tendenziell lieber in größeren Einheiten arbeiten.