Der Hase gilt als Ostersymbol. Warum? Weil er für das erwachende neue Leben steht, bekommt er doch als eines der ersten Tiere seine Jungen.
Die sind zum einen einfach niedlich, zum anderen können sie aber auch ein ganz ernstes Hobby werden: wie etwa bei Züchter Ewald Endrich aus Karlburg. Seit seiner Jugend züchtet der 68-Jährige mit großer Leidenschaft Kaninchen und zeitweise auch Hühner. Seit sechs Wochen leben beim Hobby-Züchter fünf Häschen der Zuchtrasse „Kleinsilber hell“. Putzmunter sind die Kleinen und hoppeln neugierig an die Stalltüre, sobald man sich nähert. „Bei dieser Rasse sind die Jungen schwarz und werden erst nach und nach bis zur Geschlechtsreife mit 4-5 Monaten silberfarben wie die Eltern“, erklärt Endrich. Die Mutter des Wurfs ist stolze Preisträgerin bei der letzten Leistungsschau in seinem Kleintierzuchtverein, dem Geflügel- und Kaninchenzuchtverein Margetshöchheim. Als „Beste Häsin der Schau“ wurde sie ausgezeichnet.
Viele Preise hat Endrich in den Jahren angehäuft, einige stehen auf den Schränken. „Ich hab noch einige Kisten voll im Keller stehen“, gibt er freimütig zu. Das Abstauben der vielen Pokale sei auf Dauer zu aufwändig gewesen und seine Frau Elisabeth habe ihr Veto eingelegt.
Denn auch ohne diese Arbeit brauchen die Tiere schon viel Aufmerksamkeit: Nur bestes Futter wird etwa ihnen kredenzt. Die Möhren kommen aus der Rhön, nur Speisekartoffeln finden den Weg in die Futternäpfe. „Mit Essensabfällen kann ich keine schönen Tiere züchten“, ist Endrichs Credo. Jedes Hobby koste eben Geld. Er plädiert auf Abwechslung im Futter. Das sichtbare Ergebnis freut ihn: Die Felle seiner Schützlinge sind glänzend, ängstlich wirkt keines der Tiere, eher frech und neugierig.
„Da gibt es schon große Unterschiede bei den Haltern“, meint Endrich. Bei den Leistungsschauen konnte er schon oft den Charakter vieler Tiere studieren und so Rückschlüsse auf deren Haltung ziehen. So plädiert er beispielsweise auch dafür, neben abwechslungsreichem Futter auch die Fütterungszeiten gleich zu halten. „Wenn wir Hunger haben, können wir uns etwas holen, die Kaninchen nicht, die sitzen im Stall und sind auf uns Halter angewiesen.
Ich kann also nicht sagen: hey, jetzt hätte ich Zeit, jetzt schmeiße ich meine Hasen was in den Trog. Das wäre nicht sinnvoll.“
In den letzten Jahren hat er seine Zucht verkleinert, das Pachtgelände, welches er über viele Jahre bewirtschaftete, wurde veräußert und er musste räumen. Doch ans Aufhören denkt er noch lange nicht – zumal er auch vereinstechnisch viel zu eingebunden ist: Ab 1962 war er in verschiedenen Kleintierzuchtvereinen organisiert, im Kleintierzuchtverein Zellingen von 1962 bis 2010 und danach in Margetshöchheim. Stolz ist er noch heute, dass er ein halbes Jahr eher als sein Vater Wilhelm Vereinsmitglied wurde. „Mich hat also niemand gezwungen“ sagt er.
Neben den „Kleinsilber hell“ hoppeln auch „Weiße Wiener“ in den Ställen herum. Endrich ist ebenfalls im „Wiener-Club Bayern, Sektion Unterfranken“ organisiert. „Ich bin ein alter Vereinsmeier in der ersten Reihe“, sagt er lachend. Er ist Tätowier-Meister im Heimat-Verein und außerdem als Kassierer tätig. In Zellingen habe er das 31 Jahre lang gemacht, auch beim „Wiener-Club“ hat er dieses Amt inne.
Von Masse zu Schmackhaftigkeit
Die Zuchtziele und auch die Rassen haben sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, meint Endrich. Waren früher noch große Rassen mit einem großen Fleischertrag wichtig und auf dem Speisezettel vieler Arbeiterfamilien fest eingeplant, so werden nun kleinere Rassen, die durch kurzfaseriges, schmackhafteres Fleisch auch höheren Ansprüchen genügen, gezüchtet. Die kleineren Rassen seien heute wirtschaftlicher, da die Familien nicht mehr so groß seien und zweimal pro Jahr nachgezüchtet werden kann, da die Geschlechtsreife eher eintrete.
Beim Thema Sonntagsbraten gerät Endrich ins Schwärmen. „Haben sie schon einmal Kaninchen-Rollbraten probiert?“, fragt er. Der sei besonders lecker. Er räumt jedoch ein, dass viele Menschen Kaninchenfleisch nicht verzehren, weil sie die Häschen eben so niedlich finden und nicht einmal probieren wollen. Wie er das findet? „Schade.“