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Steinfeld
Harvester-Einsatz am Rohrbacher Kirchle sorgte für Kritik: Förster klärt auf
Ein Harvester-Einsatz am Rohrbacher Kirchle sorgte in Teilen der Bevölkerung für Kritik. Am Montag erklärte der Steinfelder Förster die Hintergründe des Eingriffs und lud zu einem Waldbegang am 11. Oktober.
Foto: Wolfgang Dehm | Ein Harvester-Einsatz am Rohrbacher Kirchle sorgte in Teilen der Bevölkerung für Kritik. Am Montag erklärte der Steinfelder Förster die Hintergründe des Eingriffs und lud zu einem Waldbegang am 11. Oktober.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 30.09.2024 02:34 Uhr

Ein kürzlich erfolgter Harvester-Einsatz in einem Kiefernbestand am Rohrbacher Kirchle wurde in Teilen der Bevölkerung kritisch gesehen.

Vor diesem Hintergrund informierte Förster Martin Volkmann-Gebhardt am frühen Montagabend im Steinfelder Rathaus über den Eingriff. Neben ihm und Bürgermeister Günter Koser waren neun Gemeinderatsmitglieder sowie vier Bürger anwesend.

Laut Volkmann-Gebhardt hatte sich vor einiger Zeit ein Stammkunde gemeldet, der schlechte Kiefer haben wollte. Daraufhin habe er zusammen mit Forstwirt Peter Ullrich einige Bestände angeschaut. Schließlich habe man am Rohrbacher Kirchle die vor rund zehn Jahren angelegten Rückegassen wieder aktiviert und 90 Prozent der Kiefern per Harvester entnommen. Ein anderes Arbeiten wäre dort nicht möglich gewesen, sagte Volkmann-Gebhardt.

Bürgermeister Koser wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Gemeinde Steinfeld die Harvester-Einsätze in den letzten Jahren deutlich reduziert habe, allerdings seien sie in manchen Bereichen aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen notwendig.

Hätte man die geschädigten Kiefern in dem Bestand am Kirchle nicht entnommen, wären diese in einiger Zeit umgefallen, sagte der Förster. Dann jedoch wäre ihm zufolge der Bestand zu einem Verhau geworden, in dem man sich nicht um die nachwachsenden Bäume hätte kümmern können. Jetzt sei dies jedoch möglich; man werde nun das Augenmerk auf die dort nachwachsenden standortgemäßen Bäume, wie beispielsweise Linden, legen. Damit dies funktionieren könne, seien die Jäger gefordert, genug zu schießen, weil andernfalls Verbiss an den Jungbäumen drohe.

"Keine Lust auf Theater"

Am Häselberg möchte Volkmann-Gebhardt einen ähnlichen Eingriff vornehmen – allerdings nur, wenn der Gemeinderat dies beschließt, denn er habe "keine Lust auf Theater". Dort sind nach Angaben des Försters rund 90 Prozent der Kiefern komplett abgestorben, teilweise gelte dies aber auch für Laubbäume. Sollte der Gemeinderat einem Eingriff am Häselberg zustimmen, müsse darauf geachtet werden, dass kein Totholz und keine markierten Biotopbäume entnommen werden, denn dafür habe die Gemeinde vor zwei Jahren eine staatliche Förderung von 50.000 Euro erhalten. Am Rohrbacher Kirchle sei eine solche Förderung nicht möglich gewesen, da man dort einen Nadelholzanteil von mehr als 50 Prozent habe.

Ob das Absterben der Kiefern am Häselberg etwas damit zu tun habe, dass dort vor einigen Jahren Borkenkäferholz gelagert worden sei, wollte Gemeinderätin Lucia Stamm wissen. Das verneinte der Förster; der Borkenkäfer befalle keine Kiefern, die Kiefern seien vertrocknet.

Die Auseinandersetzung mit Schadholz sei mittlerweile der Alltag, sagte Volkmann-Gebhardt. In diesem Jahr seien im Steinfelder Gemeindewald bereits 4000 Festmeter Borkenkäferholz angefallen. Froh sei er über den vielen Regen in diesem Jahr; er hoffe, dass der Wald dadurch einen Schub bekomme.

"Kahlschlag" direkt neben dem Kirchle

Die Leute regten sich vor allem deshalb auf, weil der "Kahlschlag" direkt neben dem Kirchle erfolgt sei, sagte Gemeinderat Edmund Knöferl. Zudem wäre es seiner Einschätzung nach besser gewesen, wenn einige Kiefern stehengeblieben wären, um den Unterbestand aus Linde, Elsbeere und Kirsche zu beschatten. Es sehe dort aus, als ob ein Panzer durchgefahren wäre, kritisierte er. "Es tut mir wirklich weh, wie das jetzt aussieht."

Dass es dort aktuell nicht schön aussieht, räumte Volkmann-Gebhardt ein. Allerdings werde es im kommenden Frühjahr am Kirchle wieder "sehr grün" aussehen. In ein, zwei Jahren werde sich der Wald dort erholt haben, meinte auch Gemeinderätin Lucia Stamm.

Dass der Harvester kreuz und quer durch den Bestand gefahren sein soll, könne er sich beim besten Willen nicht vorstellen sagte der Förster; er wolle sich aber noch einmal ein Bild vor Ort machen.

Ähnlich wie Knöferl sah Gemeinderätin Sonja Stahl die Sache. Zudem gab sie zu bedenken, dass gerade Schwarzkiefern für trockene Standorte geeignet seien. Die Schwarzkiefer komme mit Kalkboden und Trockenheit klar, bestätigte der Förster. Allerdings habe man die Schwarzkiefer fast nicht angerührt; hauptsächlich habe man Waldkiefern herausgeholt, eine Baumart, die Kalkböden und Trockenheit nicht vertrage.

Gemeinderat war nicht informiert

Gemeinderat Steffen Riedmann fand es "nicht so ideal", dass der Gemeinderat vor dem Eingriff nicht darüber informiert worden sei. Er hoffe, dass in den nächsten Jahren die Linden und andere nachkommende Bäume groß werden.

Dem Förster war es ein großes Anliegen, dem Gemeinderat und interessierten Bürgern die Probleme im Wald wieder einmal vor Ort bei einem Waldbegang zu erklären. Dieser soll nun am 11. Oktober um 15 Uhr stattfinden. Treffpunkt ist an den Pappeln an der Straße von Steinfeld nach Waldzell.

 
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