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Harrbach
Harrbach: Dem Main einfach den Hahn zugedreht
Was passiert, wenn der Main nicht mehr fließen kann? Genau das probierten die Vertreter des Wasser- und Schifffahrtsamts aus.
Wie stark steigt der Pegel? Dietmar Eck protokolliert die Messungen.
Foto: Karlheinz Haase | Wie stark steigt der Pegel? Dietmar Eck protokolliert die Messungen.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 09.02.2024 18:05 Uhr

Staustufe Harrbach, Dienstag 10.40 Uhr. Die drei Wehrtrommeln sind bereits hochgezogen. Kein Wasser läuft mehr drüber. Der Main aber bringt weiterhin Nachschub – jede Sekunde 109 Kubikmeter. Ein Teil des Wassers strömt zunächst in die Schleusenkammer, in der gerade zwei Schiffe auf die Weiterfahrt Richtung Karlstadt warten. Das meiste presst sich durch die Turbine des Wasserkraftwerks. Dann aber wird auch diese gestoppt.

Heinrich Schoppmann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Schweinfurt
Foto: Karlheinz Haase | Heinrich Schoppmann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Schweinfurt

Mit Spannung beobachten Heinrich Schoppmann, der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Schweinfurt, und sein Team sowie Gerald Steinmann von der Fachhochschule in Würzburg, was passiert. Klar, der Wasserspiegel im Oberwasser steigt, der im Unterwasser fällt, aber wie stark und wie schnell? Das gilt es über diesen "Naturversuch", wie es Schoppmann nennt, herauszufinden. "Es handelt sich um eine Notfallübung, falls mal was passiert", sagt er.

Wäre die Schifffahrt gefährdet?

Sollte es im Kraftwerk zum plötzlichen Stillstand kommen, während die Wehrtrommeln hochgezogen sind, so würde der Bereitschaftsdienst gerufen. Rund um die Uhr das ganze Jahr über wäre binnen einer Stunde jemand da. Sollte es auch bei den Wehrtrommeln eine Störung geben, so könnten diese mit Handkurbeln bewegt werden. Die komplette Technik aus der Zeit um 1935, als die Staustufe gebaut wurde, ist noch original und funktionstüchtig, selbst die Elektromotoren.

Schon bald während des Versuchs läuft weider Wasser über die Wehrtrommel.
Foto: Karlheinz Haase | Schon bald während des Versuchs läuft weider Wasser über die Wehrtrommel.

Wäre der Stau selbst im sechs Kilometer flussaufwärts liegenden Karlstadt spürbar? Würde der Pegel im Unterwasser so tief sinken, dass eine Wahrschau – also eine Warnung – an die Schifffahrt erfolgen müsste? Das sind Detailfragen des Versuchs. Theoretisch könnte der Pegel bis Karlstadt 30 Zentimeter steigen, hatte Schoppmann überschlagen. Da aber die Trommeloberkante zu Beginn des Versuchs nur 16 Zentimeter über dem Wasserspiegel liegt, ist abzusehen, dass das nicht passieren wird.

Alte Technik, die nach wie vor funktioniert: Im Notfall kann die Wehrtrommel auch per Hand bedient werden.
Foto: Karlheinz Haase | Alte Technik, die nach wie vor funktioniert: Im Notfall kann die Wehrtrommel auch per Hand bedient werden.

Tatsächlich schwappen nach nicht einmal einer Viertelstunde die ersten Wellen über die Wehrtrommel. WSA-Mitarbeiter Dominik Eck ermittelt an der Trennmauer zwischen Schleuse und Staustufe circa 20 Zentimeter Anstieg. Später werden es dort im Maximum 31 Zentimeter. In Karlstadt sind es rund zehn Zentimeter. Stärker bemerkbar macht sich der Versuch im Unterwasser. Direkt nach dem Wehr beträgt der "Sunk" rund 50 Zentimeter. Das  ist zwar ungünstig für die Schifffahrt, aber noch nicht kritisch. Garantiert ist eine Fahrrinnentiefe von 2,50 Metern. Tatsächlich aber ist der Main auch hier schon auf 2,90 Meter ausgebaggert. Das WSA würde die Schifffahrt sicherheitshalber stoppen – so wie das vor dem Versuch auch geschehen war.

Unspektakulär, aber wichtig 

Schoppmanns Fazit: "Ein Störfall wäre harmlos, wir müssten nicht in Hektik verfallen." Auch Steinmann hält das Ergebnis für unspektakulär, findet es aber wichtig, das einmal getestet zu haben.   

Das Kraftwerk wird wieder angefahren.
Foto: Karlheinz Haase | Das Kraftwerk wird wieder angefahren.

Im Kraftwerk kann die Turbine nach einer Stunde wieder ihren Betrieb aufnehmen. Zügig setzt sie sich in Bewegung. Ein paar Dinge sind dort noch zu erledigen, beispielsweise die Frequenz an die des Wechselstroms im Netz von 50 Hertz anpassen. Bei einem Höhenunterschied von rund 4,50 Metern liefert der Generator rund 1000 Kilowatt. Der Wasserablauf entspricht an diesem Tag etwa dem Jahresdurchschnitt.

Der Biber bei Harrbach an der Staustufe.
Foto: Karlheinz Haase | Der Biber bei Harrbach an der Staustufe.

Nur einen hat der Versuch völlig aus dem Konzept gebracht: Ein Biber suchte offenbar den Weg ins Oberwasser. Doch die Herren des WSA störten seinen Weg. Erstaunlich lange ließ sich das normalerweise scheue Tier beobachten. Dann begab er sich doch zurück ins Unterwasser.  

 
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