Sie hat es geschafft! Die eigene Wohnung. Sie hält den Schlüssel in den Händen und strahlt. Wer hätte das gedacht, vor fünf Jahren, als Karin Scholz in ihrer letzten Wohnung in Bad Neustadt am Verwahrlosen war. Alles, was damals noch zählte, war der Alkohol und „Boby“, ihr kleiner Hund. Für Karin stand fest, dass es so nicht weiter gehen konnte: „Meine vier Kinder und mein Mann wollten nichts mehr von mir wissen. Meine gesetzliche Betreuerin hatte mich dann dazu bewegt, meine Wohnung aufzugeben und eine Langzeittherapie zu machen. Zum Glück!“
Karin Scholz ist jetzt 52 Jahre alt. Sie hat erst in Partenstein im Haus Hirtenhof, dann im Sinngrund im Haus Burgsinn eine stationäre Suchttherapie gemacht. Als sie sich gefestigt fühlte, wechselte sie in eine Wohngruppe. Im Betreuten Wohnen war sie wieder für das meiste alleine zuständig: Wäsche waschen, einkaufen, kochen, eigenes Konto und eigenes Geld. Selbstständigkeit konnte sie nun, mit Hilfe von Mitbewohnern und Mitarbeiterinnen des Deutschen Ordens, trainieren. Es war ein holpriger Weg mit Rückschlägen, aber sie hat sich nie entmutigen lassen und weiter an ihrem Ziel „Abstinenz“ festgehalten. Ohne Alkohol leben, ohne den ständigen Drang, rechtzeitig wieder den Flaschenvorrat aufzufüllen, um nicht auf dem Trockenen zu sitzen. Sie wollte wieder ein normales Leben führen, dazugehören, integriert sein.
Lange hatte sie den Wunsch, wieder zurück in ihre erste Heimat nach Bad Neustadt zu gehen. Doch sie hat sich dafür entschieden in ihrer zweiten Heimat zu bleiben. Ausschlaggebend war, dass sie im Rahmen der Therapie im „Intakt“ in Gemünden angefangen hatte, einer regelmäßigen Beschäftigung nachzugehen. „Gebacken habe ich immer schon gerne. Aber, dass ich mal eigene Kuchen und Torten entwerfen würde, hätte ich nicht gedacht. Und das macht Spaß.“
Mittlerweile ist sie eine routinierte und sehr geschätzte Kraft im Bistro geworden. Also, nicht zurück, sondern „volle Kraft“ voraus. Neustart im Spessart. Raus aus dem Betreuten Wohnen, rein in die eigenen vier Wände. Und vielleicht kommen ja auch irgendwann die Kinder wieder zu Besuch. „Alles zu seiner Zeit“, sagt Karin.
Sie wird in der Wohngruppe fehlen. Zu fünft haben sie gelebt. Drei Männer und zwei Frauen, alle suchtkrank, alle auf dem Weg, ihre Abstinenz zu trainieren und ein alkohol- und drogenfreies Leben zu führen. Friedrich (58) wird der nächste sein, der wieder auf „eigenen Füßen“ steht. Er wird ab August wieder selbstständig leben.
Er hat sich für eine kleine Wohngemeinschaft zusammen mit einem Arbeitskollegen entschieden. Nach guten drei Jahren Therapie heißt es auch für ihn „Happy End“ vom Alkohol. Auch er hat eine weitere Aufgabe durch die Suchthilfe des Deutschen Ordens gefunden.
„Diese Menschen mit ihrer Geschichte und ihren Erfolgen sind es, dir wir feiern wollen“, sagt Nina Schmitt, die betreuende Sozialpädagogin der Wohngruppe. „Wir wollen auch den Menschen Mut machen, die noch am Anfang der Therapie stehen.“
Am Tag der offenen Tür in der Kreuzstraße 5, Burgsinn, am 21. Mai gibt es ein „Fest der Abstinenz“ für die Bewohner mit Kaffee und Kuchen sowie dem Verkauf von Dekoartikeln der Kreativgruppe des Hauses Burgsinn. Wieder zurück in die Normalität kommen wenige alleine. Die Hilfe vieler ist dafür nötig, erklärt Nina Schmitt. „Die Bürger Burgsinns leisten hierzu seit Jahren einen großen Beitrag“, bedanken sich der Verbundleiter Michael Strotmann und der Hausleiter Michael Porzelt und laden alle Nachbarn der Wohngruppe zum Fest ein.“
„Integration fängt eben in der Nachbarschaft an“, sagt Michael Strotmann aus Erfahrung. Und so gelingt, nicht nur für Karin Scholz ein „Happy End“ ohne Alkohol.
Mehr Informationen zum Haus Burgsinn unter www.ordenswerke.de/suchthilfe-soziotherapie-haus-burgsinn.php.