Die Plakate "Räumungsverkauf" in den Schaufenstern der Unteren Schlachthausgasse 10 in Lohr kündigen es seit einigen Tagen an: Christina Heubach schließt Ende Juni ihr Handarbeitsfachgeschäft "Die Masche". "Die Entscheidung aufzuhören ist mir nicht leicht gefallen", sagt sie.
Geplant hatte sie die Schließung bereits zum 31. März. "Da kam Corona dazwischen. Wegen der Pandemie war ein Ausverkauf nicht möglich. Das Geschäft musste mehrere Monate geschlossen bleiben." Über ihre fast vier Jahrzehnte lange Selbstständigkeit mit sechs Arbeitstagen pro Woche sagt die heute 67-Jährige: "Ich habe meine Kundinnen sehr gerne bedient, beraten und unterstützt. Doch nun freue ich mich auch auf den Ruhestand und darauf, dass ich mich ausgiebiger meinen anderen Hobbys widmen kann."
Dazu gehören Klavier spielen, lesen, Fahrrad fahren, mit ihrem Mann Georg wandern oder Veranstaltungen besuchen. "Das musste des Öfteren hinten anstehen. Während des Lockdowns habe ich dann bemerkt, dass es tatsächlich auch ohne den Laden gehen kann." Seit bekannt ist, dass "Die Masche" zumacht, herrscht dort riesiger Andrang – nicht nur von einem über die Jahrzehnte fest gewachsenen Kundenstamm, sondern auch von auswärtigen Kundinnen.
"Sie scheinen auf Vorrat zu kaufen", mutmaßt Christina Heubach. In Main-Spessart gebe es wenige Möglichkeiten zum Erwerb von Wolle, Sockenwol-e, Stickgarnen, Stoffen zum Nähen oder Besticken, Knöpfen, Kurzwaren, Strick-, Stick- und Häkelnadeln, Applikationen oder Anleitungen zum Selbstmachen.
Die Lehrerin für Grund- und Hauptschule hatte sich im November 1983 entschlossen, ihr eigenes Hobby Stricken und ihre Liebe zum Umgang mit Wolle zum Beruf zu machen. Sie eröffnete in der Vorstadtstraße 20 ihren Wollladen "Die Masche". "Das war ein mutiger Schritt damals", sagt sie rückblickend. "In Lohr gab es bereits zwei weitere Handarbeitsgeschäfte. Doch es war auch eine Zeit, in der das Hobby Stricken weit verbreitet war."
Bereut habe sie ihren Entschluss zur Selbstständigkeit nicht. 1995 zog sie mit ihrem Geschäft in die Färbergasse um, 2006 verlagerte sie es an den heutigen Standort in der Unteren Schlachthausgasse. Im Laufe der Jahre hatte Heubach ihr Sortiment kontinuierlich erweitert und an die jeweiligen Kundenwünsche und Modetrends angepasst.