Für den Verbund der Hagebaumärkte mag die Eröffnung des 333. Baumarkts in Deutschland kein außergewöhnliches Ereignis sein – für Marktheidenfeld dagegen schon. Am Montag werden die Türen für die Kunden geöffnet. Bei der Feier am Donnerstagabend waren auf Seiten der Gesellschafter sowohl Freude über die Eröffnung als auch Frust über den beschwerlichen Weg dahin zu spüren.
Idee entstand vor zehn Jahren
Eingeladen waren zu dem Abend neben Geschäftspartnern auch die Nachbarn rund um den neuen Baumarkt am Nordring. Klaus Mill, Geschäftsführer der Hagebaumarkt Marktheidenfeld GmbH, erinnerte sich in seiner Rede daran, vor zehn Jahren zum ersten Mal mit der Udo Lermann GmbH über eine mögliche Zusammenarbeit geredet zu haben. 2010 nahm das Projekt konkrete Formen an, die ersten Verträge wurden erarbeitet und der Standort ausgewählt.
„Was dann kam, war ein Gebirge““
Ende 2013 wurde der erste Bauantrag bei der Stadt Marktheidenfeld eingereicht. „Von dem Zeitpunkt an lagen uns keine Steine mehr im Weg, sondern Felsbrocken“, sagte Mill. Der Stadtrat habe den Antrag nicht entscheiden wollen und ein Gutachten beauftragt. Das sei „absolut positiv“ ausgefallen, trotzdem habe der Stadtrat gegen den Baumarkt gestimmt.
Disco wird gebaut - und wohl nie betrieben
„Was dann kam, war ein Gebirge“, fuhr Mill in seiner Rede fort. Um die Disco „Lichtspielhaus“ aus der Innenstadt zu verlagern, sei der Antrag für den Baumarkt an den gleichzeitigen Bau einer Disco gekoppelt gewesen. Der Lichtspielhaus-Betreiber sei dann „ohne unser Verschulden“ abgesprungen. Sowohl Mill als auch Helmut Viering als Generalbevollmächtigter für die Udo Lermann GmbH & Co. KG zeigten sich in ihren Reden enttäuscht von der „unheimlichen Ignoranz“ des Stadtrats, die Situation zu lösen. Ein Disco-Großunternehmer habe Viering vor Kurzem angerufen und ihm gesagt, dass der Niedergang der Disco-Szene in kleinen Städten ungebrochen und das darin investierte Geld wohl verloren sei.
Das Gebäude für die Disco werde nun trotz hoher Auflagen gebaut, „weil wir das müssen“, so Viering. Einen ernsthaft interessierten Betreiber gebe es nicht. In wenigen Wochen werde mit dem Rohbau begonnen, „wenn nicht noch ein Wunder geschieht“, wie Viering es formulierte. „Dann haben wir hier die wohl teuerste Bauruine Marktheidenfelds stehen.“
5000 Quadratmeter Verkaufsfläche
Doch die Freude über den neuen Hagebaumarkt in Marktheidenfeld überwog am Donnerstagabend. In nur gut zehn Monaten entstand der Neubau, die letzten Teerarbeiten wurden am Donnerstag abgeschlossen, und die Photovoltaikanlage ging auch schon in Betrieb.
Klaus Mill von der Mill Beteiligungs OHG aus Frammersbach bedankte sich bei seinen Mitgesellschaftern der Hagebau Marktheidenfeld GmbH für die Zusammenarbeit in den letzten Jahren – der KGH Verwaltungs GmbH aus Uffenheim, der Bauer Baustoffe GmbH aus Wörth am Main, der Reiss Holding GmbH aus Wertheim und der Udo Lermann GmbH & Co. KG aus Marktheidenfeld.
Auch Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder – die von Mill und Viering bei der Kritik am Stadtrat ausgenommen wurde, da sie das Projekt immer unterstützt habe – drückte an dem Abend ihre Freude über den Neubau aus, „der von den Bürgern Marktheidenfelds sehnsüchtig erwartet wurde“. Der Hagebaumarkt schließe eine Lücke im Angebot der Stadt und sei eine Bereicherung für Marktheidenfeld.
Rund acht Millionen Euro wurden in den Hagebaumarkt investiert. Auf dem etwa 14 000 Quadratmeter großem Gelände sind etwa 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche entstanden, gut 30 Arbeitsplätze wurden geschaffen. Den Schwerpunkt des neuen Hagebaumarktes bilden laut Pressemitteilung ein „Do it yourself“-Sortiment, die große Sanitärausstellung und das Farben- und Lacke-Angebot.
Am Donnerstagabend spendeten der evangelische Pfarrer Bernd Töpfer und sein katholischer Kollege Hermann Becker noch den Segen über die Menschen, die im Baumarkt ein- und ausgehen: die Mitarbeiter und die Kunden, die ab Montag dort einkaufen werden.