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Karlstadt
Hafenlohrtalspeicher soll endgültig raus aus dem Regionalplan
2007 beschloss der Regionale Planungsverband, das Ziel einer Trinkwassersperre im Spessart aufzugeben. Jetzt wird die Änderung des aus dem Jahr 1985 stammenden Kapitels konkret.
Das Hafenlohrtal im Spessart.
Foto: Wolfgang Piepers | Das Hafenlohrtal im Spessart.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 18.02.2024 15:46 Uhr

Seit mittlerweile 14 Jahren aufgegeben, aber trotzdem noch nicht aus dem Regionalplan gestrichen ist der Bau eines Trinkwasserspeichers im Hafenlohrtal. Das "Kapitel B XI Wasserwirtschaft" liegt nämlich noch in der Urfassung aus dem Jahr 1985 vor. Aktuell beschloss der Planungsausschuss des Regionalen Planungsverbandes Würzburg in seiner Zusammenkunft in Karlstadt einen weiteren Schritt zur Aufhebung des Ziels Hafenlohrtalspeicher und in Folge die Änderung des Regionalplans bedingt.

Schon im Jahr 2007 hatte der Verband beschlossen, den Hafenlohrtalspeicher zu streichen, was 2008 auch von der bayerischen Staatsregierung bestätigt wurde. Mit einem Billigungsbeschluss im Jahr 2019 bekräftigte der Planungsverbandes das nochmals. Inzwischen liegt neben einem Entwurf zur Änderung des Regionalplanes samt Begründung auch ein Umweltbericht vor. Diesen fasste die Regionsbeauftragte Brigitte Ziegra-Schwärzer in der Sitzung im historischen Rathaus so zusammen: "Negative Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht zu erwarten."

Wasserversorgung ist auf anderem Wege gesichert

Wichtig ist auch, dass die Versorgung mit Trinkwasser auf anderen Wegen gesichert wurde: Neue Grundwasservorkommen wurden erschlossen, zusätzliche Speicherkapazitäten geschaffen, Verbundleitungen gebaut, Fernwasser beigeleitet sowie gemeindliche Netze erneuert und saniert. Die Bevölkerungszahl sinkt und die Bürger gehen sparsamer mit Wasser um. So sank der jährliche Wasserverbrauch in Unterfranken zwischen 1991 und 2016 um rund 17 Prozent auf 80 Millionen Kubikmeter. Im Raum Würzburg betrug der Rückgang rund zehn Prozent, von 33,3 Millionen Kubikmetern im Jahr 2004 auf 30,1 Millionen Kubikmeter im Jahr 2018. Damit ist die regionale Trinkwasserversorgung auch ohne eine Trinkwassertalsperre sichergestellt.

Allerdings müssen die Wasserversorger gerade aufgrund des Klimawandels "am Ball" bleiben. Etwa durch Zusammenschlüsse, Neuerschließungen von Wasservorkommen und Anschluss an Fernwasserversorgungen. Zudem sollten Eigenbedarf und Verluste gesenkt werden.

Verzicht auf Speicher wirkt sich positiv aus

Laut Umweltbericht wirkt sich der Verzicht auf den Hafenlohrtalspeicher mehrfach positiv aus: Der Rückgang der Grünlandnutzung im Spessart könnte gestoppt werden, was wertvolle Lebensräume von Tieren und Pflanzen erhält. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder im Hochspessart, vor allem der alten Eichen und Buchen mit Totholzstrukturen ist Grundlage für Tourismus und die holzverarbeitende Industrie. Dazu kommt der Erhalt alter Forsthäuser und Einöden ("historische Kulturlandschaftselemente") als Zeitzeugen land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, was Grundlage der regionalen Identität, Lebensqualität und auch für einen sanften Tourismus sein kann. Unterm Strich werden die regionale Produktion und Vermarktung gefördert.

Bis das Trinkwassersperre in Hafenlohrtal endgültig aus dem Regionalplan gestrichen werden kann, wird es aber noch etwas dauern. Mit dem einstimmigen Beschluss beauftragte der Planungsausschuss die Vorsitzende Landrätin Sabine Sitter und die Geschäftsstelle am Landratsamt Main-Spessart in Karlstadt mit dem nötigen Anhörungsverfahren und allen übrigen nötigen Schritten. Ähnlich wie in der Bauleitplanung (Flächennutzungsplan und Bebauungspläne) müssen Behörden und Träger öffentlicher Belange Stellung nehmen.

Seit 24. Juni 2020 gab es von Umweltbehörden bereits Stellungnahmen von drei Sachgebieten der Regierung von Unterfranken, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, die alle keine Anregungen oder Einwände hatten. Zwei weitere Sachgebiete der Regierung und das Landesamt für Denkmalpflege (Bamberg) gaben keine Stellungnahmen ab.

 
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