Besser hätte es nicht laufen können: Der mit enormem Bürgerengagement auf die Beine gestellte neue Dorfladen im ehemaligen Kaufhaus Welzenbach erwies sich bei seiner Eröffnung am Samstag als echter Besuchermagnet. Über 400 Kunden innerhalb von fünf Stunden zählten die Verantwortlichen - und sind damit sehr zufrieden.
Fast 70 Jahre gab es in der aktuell knapp 2000 Einwohner zählenden Stadt Rieneck das Kaufhaus Welzenbach. Neben zwei Bäckern und zwei Metzgern war es in den letzten Jahren das einzige Geschäft, in dem sich die Rienecker wohnortnah mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs versorgen konnten.
Konzept für Dorfladen wurde erarbeitet
Da absehbar war, dass Hermann und Lore Welzenbach das Geschäft eines Tages aus Altersgründen aufgeben würden, bildete sich vor rund einem Jahr ein 22-köpfiger Arbeitskreis, um ein Konzept für einen Dorfladen auf Genossenschaftsbasis zu erstellen. Hilfe holte sich der Arbeitskreis dazu bei dem Dorfladen-Berater Volker Hahn.
In der Bevölkerung kam das Projekt von Anfang an gut an. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass das angepeilte Startkapital von 80.000 Euro nicht nur schnell erreicht war, sondern deutlich übertroffen wurde. Fast 120.000 Euro sind mittlerweile zusammengekommen, etwa 20 Prozent der Rienecker sind zwischenzeitlich stille Teilhaber an dem Dorfladen, der den Namen "Rien-Eck - Unser Laden" trägt.
Nach dem letzten Öffnungstag des Kaufhauses Welzenbach am 30. März, also vor knapp zwei Wochen, begannen unter Hochdruck die Umbauarbeiten. Der Laden sei völlig neu gestaltet worden, machten Georg Nickel (Geschäftsführer) und Peter-Mark Droste (Arbeitskreis) deutlich. Sowohl Architektin Katrin Spahn, die die Planung erstellt habe, als auch verschiedene Handwerker und viele Helfer hätten sich dabei ehrenamtlich eingebracht - teilweise von sieben Uhr in der Frühe bis neun, zehn Uhr am Abend.
Café-Ecke als Kommunikationszentrum
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Dank der Mithilfe vieler begeisterter Rienecker ist ein freundlicher Dorfladen entstanden, der auch über eine gemütliche Café-Ecke als Kommunikationszentrum verfügt. Die acht bis zehn Sitzplätze bieten nicht nur Sicht auf das Geschehen im Laden, sondern erlauben, durchs Schaufenster, auch einen Blick nach draußen.
Beim Personal habe sich nichts geändert, so Droste und Nickel, man habe die sieben Mitarbeiterinnen des früheren Kaufhauses Welzenbach übernommen. Vier von ihnen arbeiteten im neuen Dorfladen in Teilzeit, drei in einem Minijob.
Das Sortiment des Dorfladens umfasst Lebensmittel, darunter auch Obst und Gemüse sowie frischen Käse, Getränke, Drogerieartikel, Zeitschriften, Schreibwaren, Tierfutter und "eine großartige Weinauswahl", wie Droste lachend bemerkte. Man arbeite, wie zuvor schon das Kaufhaus Welzenbach, mit Edeka zusammen und lege viel Wert auf regionale Produkte, sagten Droste und Nickel.
Vom Andrang am Samstag zeigten sich die beiden Dorfladen-Männer überwältigt. "Phänomenal", meinte Droste, "Wahnsinn", sagte Nickel. Aber auch den anderen Beteiligten sah man die Freude über die gelungene Eröffnung deutlich an.
Die nach Geschäftsschluss ausgewerteten Kassenbons ergaben laut Droste, dass am Samstagvormittag mehr als 400 Kunden eingekauft hatten; das sei "hervorragend". Auch mit dem Umsatz sei man zufrieden.
Nickel und Droste gingen davon aus, dass dem Dorfladen die Kunden auch künftig nicht ausbleiben werden. Die Chancen dafür stehen jedenfalls gut, denn immerhin stehen große Teile der Bevölkerung dem Projekt wohlwollend bis begeistert gegenüber.
Geöffnet hat "Rien-Eck - Unser Laden" montags bis freitags von 7.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 7.30 bis 12 Uhr. Die offizielle Eröffnungsfeier ist am Samstag, 4. Mai, vorgesehen.