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GEMÜNDEN
Gut verpflegt lässt es sich gut wallfahren
Frisch herausgeputzt für die Gemündener Kreuzbergwallfahrt ab Donnerstag haben das Küchenteam der GFH und seine Kameraden die Feldküche.
Foto: Michael Fillies | Frisch herausgeputzt für die Gemündener Kreuzbergwallfahrt ab Donnerstag haben das Küchenteam der GFH und seine Kameraden die Feldküche.
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:57 Uhr

Weil das Auge bekanntlich mitisst, wird den Kreuzbergwallfahrern heuer die Verpflegung unterwegs sicher noch besser munden als in den Vorjahren. Denn die GFH (Gemündener Fördergemeinschaft Hochwasserhilfe e. V.) hat den Küchenwagen, der noch aus den alten THW-Zeiten stammt, generalüberholt. Jetzt strahlt die Feldküche in frischem Blau, es blitzt der Lack.

Vier Mittagessen

Vier Hauptmahlzeiten, einen Nachmittagskaffee und ein Frühstück wird das siebenköpfige Küchenteam der GFH in dieser Woche vom Aufbruch am Donnerstag bis zur Rückkunft am Sonntag bieten, alles frisch unterwegs zubereitet. Das bedeutet, zu den Mahlzeiten jeweils 165 bis 210 Portionen parat zu haben, dazu Getränke. Dafür bezahlen die Wallfahrer 48 Euro. Für dieses Jahr hat das Organisationsteam der Kreuzbergwallfahrt 185 Teilnehmer gemeldet (Stand von voriger Woche), berichtet Holger Meusinger vom Küchenteam.

Erprobte Rezepte

Den Speiseplan für die vier Tage hat er längst aufgestellt, aber was auf der 140-Kilometer-Strecke so alles auf die Tische der mitgeführten Bierzeltgarnituren kommt, verraten er und die anderen Köche nicht. Dem Team gehören an: Iris Steigerwald, Karl Ditterich, Jochen Durzynski, Andreas Fella, Helmut Haupt, Jonas Haupt und Holger Meusinger. Sie sind 30 bis 60 Jahre alt. Die Rezepte für etliche erprobte Gerichte aus den vergangenen 34 Jahren haben sie parat, wobei anfangs nur für etwa 30 Wallfahrer zu kochen war.

Sonntagsbraten

Feststeht, dass es donnerstags einen Eintopf wie Pichelsteiner oder Gulasch gibt, freitags Fisch wie Lachs mit Bandnudeln, samstags Bratwurst mit Kartoffelbrei oder Schnitzel oder halbe Hähnchen und sonntags dann zum Beispiel einen Braten mit Blaukraut, „aber so richtig“, schwärmt Meusinger stolz, „mit 400 Klößen, handgerollt und mit Bröckle!“.

Erstaunliche Massen

Überhaupt sind die Massen erstaunlich. Für ein Gulasch werden 30 Kilogramm Fleisch und 20 Kilo Zwiebeln verarbeitet, für einen Gurkensalat hobeln die sieben GFH-Köche 60 Gurken und bereiten die Tunke aus 30 Bechern Saurer Sahne. „In großer Menge schmeckt fast alles gleich besser. Ist so!“, stellt Holger Meusinger fest. Aber natürlich könnte auch schnell einmal etwas daneben gehen, zum Beispiel beim Würzen – das geht hier nicht mit einer Prise, sondern immer gleich mit einer Handvoll.

Probekochen

Ist man unsicher oder wird ein neues Gericht ausprobiert, gibt's zuvor ein Probekochen für etwa 20 GFH-Helfer, erklärt Meusinger, der im Übrigen betont, dass das Küchenteam keinen Chef habe und dort jeder gleichberichtigt sei. Eine weitere Schwierigkeit in der Großküche ergebe sich aus den Garzeiten, die meist viel kürzer als in der normalen Küche seien.

So benötige etwa das Wasser für die 200 Portionen Nudeln auf dem Gasbrenner zwar eine Dreiviertelstunde, bis es koche; werden dann aber die Nudeln hineingegeben, sind sie aufgrund der beständigen Wassertemperatur, die durch Zugabe der Nudeln kaum absinke, auch im Nu fertig.

Pünktlichkeit wichtig

Noch problematischer sei aus dem Grund das Kochen von Klößen, die schnell im Topf zusammenkleben können; etappenweise zu garen aber, sei auch nicht möglich, da die Wallfahrer beim Eintreffen zusammen verköstigt werden sollen. Wichtig sei daher, dass sie zu den vereinbarten Zeiten zum Essen eintreffen.

Nie wieder Fisch im Bierteig

Schief gegangen sei in all den Jahren noch keine Mahlzeit, erzählen die Kameraden der GFH. „Nur Fischfilet im Bierteig, das machen wir nicht mehr!“ Der Grund: Die Filets wurden zehnerweise in Pfannen herausgebacken, eine Stunde lang im 75 Grad heißen Wagen! Man habe sich abgewechselt, dennoch es eine Qual für die Köche gewesen.

Gemeinschaftserlebnis

Warum man sich das alljährlich ehrenamtlich antut und sogar zwei Tage Urlaub dafür opfert? – „Die Wallfahrt ist Stress und macht viel Spaß.“ Die Kameradschaft, das Gemeinschaftserlebnis und das Dankeschön der Wallfahrer nennen die GFHler als Beweggründe. Eine kleine Gemeinschaft innerhalb der Wallfahrergemeinschaft sozusagen.

Als der Metzger die Lieferung vergaß

Dazu kommen besondere Erlebnisse, beispielsweise morgens um 5 Uhr beim Kartoffelschnibbeln in den Höhen der Rhön dem Erwachen der Natur zuzusehen. Oder die Episode, „als uns in Wollbach der Metzger vergessen hatte“: Er sollte Haxen liefern, doch hatte er den Auftrag versäumt. Auf den Anruf der Küchenmannschaft hin brachte er alles, was er in der Metzgerei an Essbarem vorrätig hatte, zur Feldküche. Gut sei die Mahlzeit trotz der Improvisation verlaufen, nie hatte es mittags so eine Auswahl gegeben . . . Ein Lob war auch, als sich der Gemündener Stadtrat Hubert Fröhlich beklagte, er sei auch deswegen mitgelaufen, um abzunehmen – dann sei das Gegenteil der Fall gewesen.

Generalüberholung

Stolz sind die GFH-Kameraden, den alten Küchenwagen wieder auf Vordermann gebracht zu haben. 96 Stunden wandten fünf Mann dafür auf, 45 Stunden allein Holger Meusinger, der Lackierer von Beruf ist. Eigentlich hatten nur zwei, drei Rostlöcher mit Blechen abgedeckt werden sollen – dann wurde eine Generalüberholung daraus. Die beruflichen Fertigkeiten der GFH-Mitglieder kommen zupass. Miro Blaic fertigte einen klappbaren Windschutz für die Gasbrenner, die im Freien betrieben werden, sowie ein Schiebegestelle für die Pfannen; Jörg Ambrosius besorgte die Außenbeschriftung, Karl Ditterich stellte seine Werkstatt zur Verfügung und spendierte die Reflektorstreifen.

Die 120 Mitglieder starke GFH wird vermutlich noch lange die Gemünden Kreuzbergwallfahrt unterstützen. Wie es bei den Wallfahrern traditionell heißt: „Das nächste Jahr bestimmt wieder, so Gott will.“

Blick in den Küchenwagen der GFH.
Foto: Michael Fillies | Blick in den Küchenwagen der GFH.
Eigens für die Kreuzbergwallfahrt angefertigt sind diese Polohemden.
Foto: Michael Fillies | Eigens für die Kreuzbergwallfahrt angefertigt sind diese Polohemden.
 
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