
Seit 30 Jahren besteht die Kontaktgruppe Main-Spessart in der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft (DMSG). Das war Anlass für eine Festveranstaltung am Samstag in der „Buchenmühle“ in Mariabuchen.
Die Abkürzung MS steht für Multiple Sklerose, eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. Die Krankheit ist nach Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Allgemeingültige Aussagen lassen sich nur schwer machen MS ist deshalb auch als „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ bekannt.
Diagnose schockt viele
Auch nach Jahrzehnten der Forschung sind noch viele Fragen unbeantwortet. Sicher ist jedoch: Multiple Sklerose ist nicht zwar „lebensbegleitend“, aber nicht ansteckend, nicht zwangsläufig tödlich, Sie ist kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Auch die Vorurteile, dass MS in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl führe, seien so nicht richtig. Dennoch trifft viele Patienten die Diagnose MS zunächst wie ein Keulenschlag.
Die DMSG vertritt als Dachverband von Selbsthilfegruppen die Belange von Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind. Er informiert Betroffene und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge. Die Kontaktgruppe Main-Spessart bietet vor Ort Aufklärung, vermittelt Kontakte und organisiert therapeutische Angebote.
Ein Weg mit Licht und Schatten
Jochen Radau von der DMSG-Beratungsstelle moderierte die Veranstaltung. In ihrer Begrüßung sagte Waltraud Elsner, die Leiterin der Kontaktgruppe, wer kein Ziel habe, der laufe Gefahr sich zu verlaufen. Der Weg mit MS sei ein Weg mit Licht und Schatten, mit Freude und Trauer. Neue Medien verbesserten die Arbeit der DMSG. Ihr Dank galt jenen, ohne deren ehrenamtliches Engagement die Arbeit der Selbsthilfeorganisation nicht möglich wäre.
Dieser Dank stand auch im Mittelpunkt der Grußworte: 2. Vorsitzender Dr. Nikolaus König überbrachte die Glückwünsche des Vorstandes und der Geschäftsführung des DMSG-Landesverbandes Bayern. Das Jubiläum sei nicht nur ein Grund zum Feiern sondern vor allem auch eine Gelegenheit, auf Probleme der Betroffenen aufmerksam zu machen und für Hilfe und Unterstützung zu werben. Kern und Quelle des Verbandes seien die einzelnen Gruppen, überwiegend aus Frauen bestehend. Die dauerhafte und zuverlässige Arbeit Ehrenamtlicher sei unentbehrlich, leider aber auch nicht überall selbstverständlich.
Erika Jeschke, Sprecherin der Kontaktgruppe Main-Spessart, hob vor allem die Arbeit von Waltraud Elstner hervor, die sich stets mutig neuen Herausforderungen gestellt habe. Ihr und allen, die sie dabei unterstützten, dankte sie und überreichte ihr und Gertrud Ballinger stellvertretend für viele andere Blumen.
Kontaktgruppe unverzichtbar
Den Worten der Wertschätzung und des Dankes schlossen sich im Namen des Landkreises die Stellvertretende Landrätin Sabine Sitter und Gerold Wandera an, der als dienstältester Stadtrat die Stadt Lohr vertrat. Sitter nannte die Selbsthilfegruppen wertvolle und unverzichtbare Schnittstellen für Beratung und Hilfe. Weitere Grußworte sprachen Nathalie Beßler für die Trierer Informationsstelle Multiple Sklerose, Andreas Selig für den Paritätischen Wohlfahrtsverband Unterfranken, Dr. Manfred Walther für den Förderverein Lions-Club Mittelmain und Simone Hoffmann, Leiterin des Selbsthilfe-Büros Main-Spessart.
Für die musikalische Begleitung der Feier sorgten Eva Marie Sollmann und Friederike Kraus. Die beiden ehemaligen Sängerinnen von „Femina Musica“ sind selbst von MS betroffen.
Ratschläge vom Mediziner zum Verhalten bei MS
Ein grüner Apfel war Symbol für das Motto des Jubiläumstreffens der Selbsthilfegruppe: „Lebensqualität und MS – Du hast es in der Hand“. Privatdozent Dr. Mathias Buttmann, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim bezeichnete in seinem Festvortrag über ganzheitliche Behandlung der MS diesen grünen Apfel als Symbol der Hoffnung.
Zwar gebe es Faktoren, die die Erkrankung an MS begünstigen, aber keiner habe das in der Hand oder müsse sich als Betroffener gar selbst ein Mitverschulden vorwerfen. 1987, also zum Zeitpunkt der Gründung der Kontaktgruppe, sei MS noch eine schwerwiegende Krankheit gewesen, gegen die keine Wirkstoffe bekannt waren; inzwischen sind elf zugelassen.
Als Verhaltensmaßregeln empfahl der Arzt unter anderem, nicht zu rauchen und sich gesund zu ernähren. Hinweise, dass Übergewicht sich schädlich auswirke, gebe es hingegen nicht. Gegenüber manchen Empfehlungen empfahl der Arzt Vorsicht: „Rennen Sie nicht hinter jeder Sau her, die durch das Dorf getrieben wird!“. Regelmäßiger Sport verbessere, wenn er richtig betrieben wird, verschiedene Symptome.
Infos im Internet: www.dmsg.de/ multiple-sklerose-infos/was-ist-ms/