"Ich denke, ich bin gut angekommen und in der Aufgabe voll drinnen", sagt Bürgermeister Bernd Steigerwald über seine ersten 100 Tage im Amt. Es ist ein Amt, das dem neuen Rathaus-Chef von Neuhütten Spaß macht. "Es vergeht kein Tag, wo ich nicht als Bürgermeister tätig bin", sagt Steigerwald.
Jeden Abend arbeitet Bernd Steigerwald in zwei bis drei Stunden in seinem Homeoffice sein E-Mailpostfach ab. In Summe schätzt Steigerwald den Aufwand auf 20 bis 25 Stunden in der Woche für seine ehrenamtliche Tätigkeit als Bürgermeister.
Was auf ihn zukommt, weiß der 47-Jährige nach sechs Jahren im Amt als dritter Bürgermeister. Die Zeit zwischen der Wahl und dem Amtsantritt hat Bürgermeister Bernd Steigerwald so gut es ging genutzt, um möglichst viel Wissen von Amtsvorgänger Edmund Wirzberger zu transportieren.
Erschwert: Start in Coronazeit
"Durch den Lockdown war vieles schwierig", sagt Steigerwald über die vielen coronabedingten Einschränkungen, sei es bei der Verwaltungsgemeinschaft Partenstein oder bei anderen Behörden. Auch der Kontakt zu den Neuhüttenern litt unter der besonderen Situation. Die Kurzarbeit bei seinem Arbeitgeber der Fa. Wenzel Metrology GmbH (Wiesthal) komme der Einarbeitung in seine ehrenamtliche Aufgabe sehr entgegen.
Auch seinem Hobby als Musiker kann derzeit der Rathaus-Chef wegen Corona nicht nachgehen. Die Sanierung der Trinkwasserversorgung mit Hochbehältererneuerung, Erschließung der Schwarzengrundquelle, Verlegung neuer Rohwasserleitungen und der Neubau einer neuen Wasseraufbereitung ist als "Hauptprojekt im vollen Gange".
Aufregend: Förderabsage
Ein "Schockmoment und Schlag in die Magengegend" war es für Steigerwald, als um Pfingsten die Förderrichtlinie für die Wassersanierung ausgesetzt wurde. Nachdem die 3,6 Millionen teuren Baumaßnahmen ausschließlich über Verbesserungsbeiträge von den Bürgern finanziert werden müssen, muss jede Möglichkeit der Förderung ausgenutzt werden.
Für Aufregung in der Neuhüttener Bevölkerung sorgten hohe Gebührenbescheide zu Beginn des Jahres. Mittlerweile kann sich der Bürgermeister über die Verlängerung der Förderfristen bis ins Jahr 2025 freuen. Auch die Gemüter hätten sich nach einiger Aufklärungsarbeit wieder etwas abgekühlt und fast alle Widersprüche seien inzwischen aus der Welt geschafft.
Im Bau befindet sich die Straße Pfalzwiesen. Dort steht die Generalsanierung an, die bis Frühjahr 2021 abgeschlossen werden soll. Nach Kanal und Wasser wird der Gehweg gemacht und anschließend die Fahrbahn winterfest gemacht. Die Restarbeiten folgen bis in das Frühjahr.
Gewohnt: Wenig Spielraum
Beim Kindergarten weiß Bürgermeister Steigerwald noch nicht, was auf ihn zukommen wird. Hier steht je nach Entwicklung der Geburten die Erweiterung der Kapazitäten an.
Ein neues Klärbecken für die Kläranlage wird auf die im Abwasserverband Aubachtal vereinten Kommunen zukommen. Als großer Brocken für die Zukunft steht die Sanierung der Ortsdurchfahrt auf der Aufgabenliste von Rathauschef Steigerwald.
Der Spielraum im Haushalt der finanzschwachen Gemeinde ist klein. Bedingt durch Corona wird sich dies noch verschärfen und Bürgermeister Steigerwald will sich genau überlegen, wo das Geld eingesetzt wird. "Das wird in den nächsten Jahren nicht einfach", so Steigerwald. Da die Gemeinde schon immer nicht viel Geld hatte, hofft er, dass die Corona-Auswirkungen nicht "so drastisch ausfallen".
Erfahren: 13 Trauungen
Trauungen bereiten dem 47-Jährigen keine Schweißausbrüche: Bereits 13 Paare gaben sich bei Steigerwald als drittem Bürgermeister das "Ja-Wort" und sind daher keine Herausforderung mehr für ihn.
"Die Leute sollten mehr aufeinander zugehen und einfach mal reden, ohne gleich einen Anwalt einzuschalten", wäre ein großer Wunsch von Rathaus-Chef Steigerwald. Hierdurch könnte viel Streit vermieden werden.
"In Neuhütten zu wohnen ist schön", lautet Steigerwalds Fazit. Zahlreiche Familien sind in der 1200-Einwohner-Gemeinde in der letzten Zeit zugezogen. "Mit dem Lebensmittelmarkt und den Geschäften sind wir von der Infrastruktur her gut aufgestellt", wirbt Steigerwald für seine Gemeinde.