Das Cello spielt eine funkige Melodie, begleitet vom Rhythmus des Schlagzeugs und der E-Gitarre. Dazwischen das Gezwitscher der Klarinetten und die tiefen Töne der Kontrabasssaiten. Es klingt wie eine leichte Improvisation, angesiedelt zwischen Jazz, Volksmusik und Klassik. Doch für Solo-Cellist Joel Blido und die kleine Besetzung des Symphonischen Blasorchesters (SBO) der Musikkapelle Lengfurt unter Leitung von Michael Geiger ist dies sehr schwer zu spielen – was sie jedoch beim Konzert am Samstag in der Erlenbacher Festhalle mit Bravour meisterten.
Das SBO führte das Konzert für Violoncello und Blasorchester von Friedrich Gulda zum ersten Mal vor Publikum auf. "Wir können uns glücklich schätzen, dass Joel Blido mit uns gemeinsam auftritt", so Bruno Hock, der Vorsitzende der Musikkapelle Lengfurt. Der 1998 geborene Blido begann im Alter von vier Jahren mit dem Cello-Unterricht. Mit zehn Jahren hatte er sein Debüt als Solist mit dem Kammerorchester Bad Mergentheim und wurde als Jungstudent an der Hochschule für Musik in Würzburg aufgenommen. Seit 2015 studiert der 23-Jährige an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar.
Konzert musste pandemiebedingt verschoben werden
Anlass für den gemeinsamen Auftritt mit dem SBO war ein Benefizkonzert zum 15-jährigen Bestehen der Stiftung "Offene Hände Erlenbach" im Jahr 2021. Eigentlich sollte das Benefizkonzert bereits im vergangenen Jahr stattfinden. Es musste jedoch, wie so viele andere Veranstaltungen auch, pandemiebedingt verschobenen werden.
Man merkte den rund 250 Gästen schon vor Beginn des Konzerts an, dass sie lange Zeit keine Livemusik hören konnten und geradezu nach dem Kulturgenuss lechzten. Dass das SBO einen fulminanten Auftakt in die Saison hinlegen würde, war zu erwarten. Doch sie übertrafen sich selbst. Das "Gulda-Konzert" kann ohne Zweifel als Höhepunkt des Abends bezeichnet werden.
Zuhörer forderten Zugabe
Der Wiener Pianist komponierte das "Gulda-Konzert" 1980 für den Cellisten Heinrich Schiff. Bruno Hock kündigte an: "Joel Blido scheint das Stück ebenso auf den Leib geschnitten zu sein, wie Schiff." Und er versprach nicht zu viel: In fünf Sätzen, voller Stilwechsel und Formbrüchen, die von groovigem Jazz über alpenländische Blasmusik bis hin zu großen romantischen Gesten reichten, schien Blido mit seinem Instrument zu verschmelzen. Er entlockte seinem Cello teils unvorstellbare Töne. Er strich mit dem Bogen ungestüm darüber, schien es zu quälen, gar das Äußerte aus ihm herauszuholen, während er die Saiten kurz darauf liebevoll zupfte und der Bogen federleicht über sie tanzte.
Nachdem die letzten Töne "Gulda-Konzerts" verklungen waren, belohnten die Zuhörerinnen und Zuhörer das Spielt mit begeisterten Bravo-Rufen, langanhaltendem Applaus und forderten eine Zugabe. Die Anspannung schien bei den Musikerinnen und Musikern abgefallen zu sein, als sie den fünften Satz, das "Finale alla marcia", noch einmal zum Besten gaben.
SBO musste auch eine Zugabe geben
Im zweiten Teil des Konzerts präsentierte das SBO in voller Besetzung Stücke, die es schon viele Jahre lang im Programm hat, die es aber deshalb nicht weniger beeindruckend spielt und die vom Publikum geliebt werden: "Moment for Morricone" (Enio Morricone), die zeitlose Filmmusik mit der Atmosphäre des Wilden Westens und Auszüge aus dem Musical "Der Glöckner von Notre Dame" (Alan Menken).
Basierend auf der Geschichte eines alten Schiffswracks, ist "The Ghost Ship" (José Alberto Pina) eine Komposition voller Energie, Mysterium und Intensität. Es versteht sich von selbst, dass das Publikum die Musikerinnen und Musiker des SBO nicht ohne weitere Zugaben von der Bühne ließ. Tanja Rösch, "The voice of Lengfurt", wie Melanie Ohms ankündigte, sang zu den Klängen des Blasorchesters "Over The Rainbow" und setzte damit den Schlusspunkt eines gelungenen Konzertprogramms.