Bereits zum dritten Mal in Lohr zu Gast, wird der Ingolstadter vom "Weltklassepublikum" mit tosendem Applaus empfangen. Wohlgemerkt, ein Publikum, das "einen frischen, wachen Eindruck macht und dem Anlass angemessen gekleidet ist", so Günter Grünwald.
Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Kabarettpreis und dem Passauer Scharfrichterbeil präsentiert er seit 2003 mit der "Grünwald Freitagscomedy" seine eigene Late-Night-Show im Bayerischen Rundfunk. In Verehrung der beiden Kabarett-Ikonen Karl Valentin und Gerhard Polt gelingt es dem 67-Jährigen, im Heimatdialekt unterschiedliche Alltagsszenen launig zu verknüpfen.
Politik bleibt bei Günter Grünwald in Lohr außen vor
Wohltuend, dass an diesem Abend die Politik außen vor bleibt. "Die Zeiten haben sich geändert", stellt er fest – und wagt am Beispiel angesagter Modenamen den Blick in die Zukunft: "Wenn über Rom weißer Rauch aufsteigt, ist Papst Kevin III. gewählt." Darüber erfreut sein werde Äbtissin Ashley Kimberly. Gott sei Dank nicht durchgesetzt habe sich der Name nach dem Zeugungsort: Sonst hießen 60 Prozent der bayerischen Kinder "Hinterm Bierzelt".
Fassungslos habe ihn sein erster Kinobesuch seit langem gemacht: "Muss ich 90 Minuten lang im Dunkeln zentnerweise fressen und saufen?" Cola werde aus riesigen Eimern geschnorchelt und Nachos ("dreieckige, harte Teile aus gewürzten Spanplatten, eingetaucht in einen Käsedreck") geräuschvoll zerbissen. Störfaktor Nummer zwei seien permanente Toilettengänger, was auf einen Betriebsausflug der Blasen- und Nierenklinik schließen lasse.
Warum Günter Grünwald keine Deutschland-Card braucht
"Haben Sie die Deutschland-Card?" Auf die nervtötende Frage an der Kasse gibt es für Grünwald nur eine Antwort: "Brauch i ned, i kenn mi so aus." Eine Absage erteilt er dem Sprachverfall einer Jugend, "die an der Tanke für einen Fuffi Fluppen kauft".
Zu weiteren Aufregern des Abends zählen die japanische Glashaus-Architektur mit einer Akustik wie das "Echo vom Königssee" und die Molekularküche ("als hätte der Designerteller in der Einflugschneise eines Taubenschlages gestanden").
Günter Grünwald: "Er schaut dem Volk aufs Maul"
"Er schaut dem Volk aufs Maul": Grünwalds "Kunst der Satire" erstmals live zu erleben, wird Georg Imhof aus Gemünden unvergesslich bleiben. Man finde sich in Situationen wieder, die jeder schon einmal erlebt habe. "Zu 100 Prozent komme ich wieder", so sein Statement.
Gute zwei Stunden biegt sich das Publikum vor Lachen und lässt den wortgewandten Oberbayern erst nach einer Zugabe ziehen – ihn, der zur Freude seiner Anhänger großherzig "auf eine Karriere als James-Bond-Darsteller" verzichtet hatte und stattdessen seit Mitte der 1980er-Jahre als gefeierter Komiker umherreist.