Schon der Auftakt der Zeremonie zeigte, dass Gerda Hubrich keine ganz alltägliche Frau ist: Gemeinsam mit ihren Schülern spielte die Rektorin in der Trommelgruppe der Grundschule Wiesenfeld-Karlburg für die Ehrengäste. Nach über 29 Jahren wurde die Schulleiterin aus dem Dienst verabschiedet. Nun beginnt ihre Sabbatzeit; offiziell tritt sie im Februar 2019 in Rente.
Alle Festredner waren sich einig, dass Gerda Hubrich die Schule entscheidend geprägt hat. Nicht nur als Lehrerin und Rektorin, sondern auch mit dem Blick über den Tellerrand. 18-mal schon wurde die Grundschule als „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet – „mehr als jede andere Schule in Bayern, sagte Hubrich. Das Engagement für die Partnerschule in Eikwe/Ghana ist ein weiterer fester Bestandteil des Schullebens und spiegelt sich auch in der Trommelgruppe wider. Zudem gelang vor zehn Jahren die Fusion mit der Grundschule Karlburg trotz schwieriger Voraussetzungen vorzüglich.
Die Schüler zum Laufen gebracht
Die stellvertretende Schulleiterin Magda Drexler erwähnte außerdem Hubrichs Begeisterung für den Buchental-Crosslauf. Zahlreiche Schüler konnte sie zur Teilnahme motivieren, im Kollegium sei sie aber erfolglos gewesen. Generell sei Hubrich gern flott unterwegs, bei gutem Wetter sei sie meist mit dem Motorroller zur Schule gekommen.
Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck sagte, sein Amtsvorgänger Karl-Heinz Keller habe ihm nicht viel mit auf den Weg gegeben, wohl aber, dass er sich nie mit Gerda Hubrich auf eine Wette einlassen soll. Letztlich habe er die Wette, bei der er für jeden Karlstadter Bürger einen Euro für Ghana gespendet musste, aber gern verloren. „Man merkt, dass Ihnen die Kinder am Herzen liegen“, sagte Kruck. Nie habe Hubrich bei ihm lamentiert; sie habe angenommen, dass sich die Veränderungen in der Gesellschaft auch in der Schule spiegeln.
Tiere oder Kinder
Schulrätin Karin Auth sagte, man spüre schon an der Feier, an den Darbietungen beim Trommeln, Tanzen und Singen die Freude der Kinder in dieser Schule. „Es ist mir eine Ehre, dass ich Dich verabschieden darf“, sagte Auth. Besonders sei fraglos, dass Hubrichs Mutter Traudl den Übergang ihrer Tochter in den Ruhestand miterleben dürfe.
Auth lehnte sich an ein Zitat des amerikanischen Schriftstellers und Naturphilosophen Henry David Thoreau an: „Wenn einer nicht im selben Takt läut wie die anderen, hört er vielleicht einen anderen Trommler. Lass ihn wandern im Takt der Musik, die er hört.“ Gerda Hubrich folge zweifellos ihrem inneren Trommler. 1953 in Nürnberg geboren und aufgewachsen, habe sie sich entscheiden müssen zwischen einer Arbeit als Tierärztin oder Tierforscherin wie ihr Großvater oder als Lehrerin.
Hubrich studierte in Würzburg, kam 1982 als Lehrerin nach Burgsinn und 1988 als damalige „Hauptlehrerin“ an die Grundschule Wiesenfeld. Ihr Ziel sei es immer gewesen, die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder zu fördern und ihnen zu ermöglichen, auf den inneren Trommler zu hören. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, Lehrerin zu werden, sagte Auth.
Hubrich erinnerte sich daran, an ihrem ersten Schultag in Wiesenfeld noch mit Knicks und Diener empfangen worden zu sein. Sie habe gesehen, dass ihre Vorgänger 15 beziehungsweise 29 Jahre dort Schulleiter gewesen seien. „Das erschlägt einen am Anfang“, doch nun sei selbst „29,5 Jahre lang Rektorin“ gewesen. Sie erinnere sich an viele Begebenheiten: einen unvergesslichen Tag der Kunst, die Veranstaltung „Schule am Abend“, bei der die Kinder über das Leben der Juden in Wiesenfeld referierten, an große Erfolge bei Wettbewerben zur Entwicklungshilfe und vieles mehr. Weil sie schon wisse, wer ihr als Schulleiterin folgen wird, sei sie sicher, dass es in Wiesenfeld weiterhin gut laufen werde. Bevor sie ihre Büchertasche, die ihr Opa zu Beginn seines Referendariats vor mehr als 100 Jahren erstanden habe, schloss, sagte Hubrich: „Eine Schulleiterin darf von ihrem Kollegium einiges erwarten, aber nicht Freundschaft.
Für dieses Geschenk danke ich Euch.“ Am meisten aber werde sie die Kinder vermissen.
Die Mädchen und Jungen lockerten die Veranstaltung mit Trommeldarbietungen, Tänzen und Liedern auf. Der Lehrerchor sang „Heute hier, morgen dort“. Auch Elternbeirätin Petra Schneider, die Fördervereins-Vorsitzende Gabriele Keß und Barbara Meyer vom Landesbund für Vogelschutz in Main-Spessart verabschiedeten Gerda Hubrich.