Den heimischen Wald nicht nur vom Klassenzimmer aus vom Hörensagen kennenzulernen, sondern ihn vielmehr hautnah vor Ort zu erfahren, ihn zu spüren und auch ein Stück weit Verantwortung für ihn zu übernehmen, ist eines der Anliegen der Aktion "Waldschule" der Baywa Stiftung. Gemeinsam mit ihren Lehrkräften, mit der zuständigen Karlstadter Stadtförsterin Claudia Stiglbrunner und Josef Schraut, dem örtlichen Vertreter der Baywa Stiftung, legen derzeit Schülerinnen und Schüler der Karlstadter Grundschule sowie vom Förderzentrum Main-Spessart aktiv Hand an.
"Das hier ist mein Baum, den ich gerade gepflanzt habe und den ich möglichst oft in nächster Zeit besuchen möchte", sagt der neunjährige Jonas von der Grundschule Karlstadt. Zuvor hat er mit dem halbrunden Stechspaten ein handtiefes Loch gegraben und seinen Setzling, eine Elsbeere, eingesetzt. Mit fachkundiger Unterstützung durch den Forstwirt Christoph Hengst wird die Stelle mit Erde abgedeckt und vorsichtig festgeklopft.
Grundschüler pflanzten rund 500 Bäume
Ein junger Baum, der Hoffnung auf eine gute Zukunft macht, ist gepflanzt und der Drittklässler Jonas hat jetzt seinen eigenen Baum, an den er sich womöglich noch als Erwachsener oder gar als Großvater erinnern mag. Gemeinsam mit seinen Klassenkameraden hat er an diesem Morgen rund 500 Bäume gesetzt.
Diese Erinnerung und Verbundenheit mit dem gegenwärtigen Tun ist eine Absicht der Aktion "Waldschule", denn was man kennt, schätzt man mehr und ist eher bereit es zu schützen. Denn auch außerhalb der großen Städte finden die Kinder in unserem Landkreis nicht immer einen guten Bezug zum Ökosystem Wald. Zwar ist dieses Thema im Grundschullehrplan fest verankert, doch die konkrete Erfahrung mit dem Lebensraum erschließt weit größere Bereiche.
Die Försterin Stiglbrunner zeigte auch bei einer Mini-Exkursion in den angrenzenden Stadtwald die Möglichkeit der originalen Begegnung auf und ließ die Kinder ganz verschiedene waldtypische Funde sammeln, die anschließend gemeinsam betrachtet und besprochen wurden.
Um die Verbindung von Theorie und Praxis zu festigen, stellt die Baywa Stiftung auch jedem Kind ein fachlich fundiertes und gleichzeitig ansprechendes, kindgemäßes "Waldtagebuch" zur Verfügung. Hier kann man das Erlebte sowie Gelernte festhalten und die eigenen Naturerfahrungen mit den unterrichtlichen Informationen verknüpfen.
Wasserspeicher für den Boden und Erholungsraum
Es geht dabei um die heimischen Baumarten, die verschiedenen Tiere von der Ameise bis zum großen Hirschen und vor allem um die unverzichtbare Bedeutung des Waldes für die Natur und damit für uns Menschen. Da ist beispielsweise von den "Stockwerken des Waldes" die Rede, von der Wirkung als Wasserspeicher für den Boden, die Produktion von Sauerstoff und nicht zuletzt von dem Wald als Erholungsraum.
Zwar war der Auftakt für die Waldschule Karlstadt am vergangenen Montag recht kühl und regnerisch, doch ein aufgestellter Pavillon und ein zünftiges Holzfeuer, verbunden mit Stettener Hörnchen, hielten die Kinder bei Laune und ließen das eher unwirtliche Wetter nahezu vergessen.
Weitere Pflanztage sind am 18. und 21. November. Die Försterin Stiglbrunner hofft, dass das neue Aufforstungsprojekt gut gelingt und dass vor allem die künftigen Jahre den notwendigen Regen bringen mögen, damit die jungen Pflanzen gedeihen können. Der erste Versuch auf dem nahegelegenen Gelände ist wegen der Trockenheit der vorausgegangenen Jahre leider nicht so gut gelungen.
Die Verantwortliche von der Baywa Stiftung Daniela Stewens informierte, dass das Projekt "Die Waldschule" von den Vereinten Nationen im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt als vorbildliches Projekt in Deutschland ausgezeichnet wurde. Verantwortlicher im Bereich Karlstadt ist Josef Schraut.