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Karlstadt
Grüngutsammlung: Weiter wie bisher oder hoch investieren?
2022 und '23 bleibt es bei Sammelterminen in Frühjahr und Herbst. Der Kreisausschuss für Umwelt und Nachhaltigkeit erwägt die Umstellung auf kürzere Wege.
Symbolbild Gartenabfälle, Grüngut.
Foto: Thinkstock | Symbolbild Gartenabfälle, Grüngut.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 03.02.2022 02:20 Uhr

In diesem und im kommenden Jahr bleibt es im Landkreis bei der Grünabfallsammlung mit zwei Terminen pro Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Zusätzlich gibt es eine Ausschreibung für Sammelcontainer auf den Wertstoffhöfen des Landkreises für das Jahr 2023. Das wurde vom Ausschuss für Umwelt und Nachhaltigkeit einstimmig beschlossen.

Im vergangenem Jahr hatte Kreisrat Walter Höfling die Frage aufgeworfen, ob die Sammlung von Garten- und Grüngutabfällen in der seit langem praktizierten Form noch zeitgemäß sei. Schließlich hätten viele Gemeinden inzwischen eigene Strukturen aufgebaut. Das Landratsamt startete daraufhin im Oktober eine Umfrage bei den Gemeinden, ob sie diese Abfälle sammeln, welche Mengen dabei in den letzten fünf Jahren bei welchen Kosten zusammen kamen, ob die Nutzer etwas bezahlen müssen und welche Wünsche für eine Veränderung bestehen.

Ganz unterschiedliche Angebote der Gemeinden 

Die Antworten fielen höchst unterschiedlich aus. Viele Städte und Gemeinden sind zufrieden, ohne eigene Angebote vorzuhalten, darunter Lohr und Karlstadt. Andere bieten das zentrale Häckseln von Strauchschnitt oder Sammelplätze dafür an, etwa Eußenheim, Retzstadt und Urspringen. Die Gemeinde Retzstadt häckselte dabei rund 80 Kubikmeter je Jahr.

Andere stellen Container für Grüngut bereit mit sehr unterschiedlich erfassten Mengen: In Neuendorf und Rechtenbach (VG Lohr) zusammen 105 Tonnen im Jahr, in Glashofen (Stadt Marktheidenfeld) bis 120 Tonnen, in Kreuzwertheim 2500 Kubikmeter, in Schollbrunn 300 Tonnen, in Rieneck fünf Tonnen, in Roden bis zu 50 Kubikmeter auf der Deponie des staatlichen Bauamtes Würzburg. Die Gemeinde Hafenlohr beteiligt sich an den Kosten einer zweiten Biotonne oder größeren Mülltonne. Zum Vergleich: Bei den Grüngutsammlungen des Landkreises kommen bisher rund 700 Tonnen in Jahr zusammen.

Bei den Wünschen dominieren die Schaffung von Grungutsammelplätzen, teils durch Reaktivierung frühererer Sammelplätze, oft aber auch mit Containern auf den Wertstoffhöfen, das kam in zwölf der 29 Antworten vor. So schrieb die Gemeinde Eußenheim ein (regelmäßig geleerter) Grüngutcontainer würde bei vielen Bürgern auf große Begeisterung stoßen; es werde immer wieder nach Möglichkeiten für Hecken- und Rasenschnitt gefragt.

Die Einstellung der Sammlung (zugunsten von Sammelstellen) schlug die Gemeinde Hafenlohr vor, die Reduktion auf nur noch einen Termin im Herbst die Stadt Marktheidenfeld. Die Stadt Rieneck war dagegen für die unbedingte Beibehaltung der zwei jährlichen Termine. Der Markt Triefenstein merkte an, mehr Termine zu Zeitpunkten die zum naturschutzrechtlich erlaubten Rückschnittkorridor passen, wären wünschenswert, ebenso eine für die Bürger unkompliziert erreichbare Sammelstelle des Landkreises. Die Gemeinde Retzstadt wünschte eine stärkere Bewerbung der vorhanden Angebote inklusive Förderung der Eigentkompostierung.

Neues System wäre sehr teuer

Billig dürfte die Einführung eines kombinierten Hol- und Bringsystems nicht werden. Sachgebietsleiter Marin Oppmann schrieb in der Sitzungsvorlage von 750 000 Euro, mehr als das Fünffache der bisherigen Kosten von 145 000 Euro im Jahr. Die Ergänzung des Sammelsystems auf den Wertstoffhöfen stellt er sich gesehen so vor, dass pauschale Gebühren erhoben werden: zum Beispiel drei Euro bei einem Pkw-Kofferraum und fünf Euro bei einem durchschnittlichem Pkw-Anhänger.

Gegen die generelle Abschaffung der Sammlungen spricht, dass nicht alle Bürger das Garten- und Grüngut zu Annahmestellen transportieren können. Und auch, dass es ökologischer ist, auf einmal größere Mengen zu erfassen, als wenn jeder Gartenbesitzer mehrfach zum Wertstoffhof fährt. Kreisrätin Ruth Steger brachte noch einen anderen Aspekt ein: "Wenn wir die Sammlungen abschaffen, landet sehr viel Grüngut in Wald und Flur."

Der Beschluss des Umweltausschusses erfolgte nicht im Zuge der Haushaltsberatungen, sondern weil im ersten Halbjahr die Garten- und Grünabfallsammlung für das Jahr 2023 ausgeschrieben werden muss. Das wird nun mit Terminen im Frühjahr und Herbst erfolgen sowie mit einer Verlängerungsoption für das Jahr 2024. Das gilt auch für die separate Ausschreibung für Container für Garten- und Grüngut auf den (bis zu) 14 Wertstoffhöfen des Landkreises als Entscheidungsgrundlage.

Die Stärkung der Eigenkompostierung bleibe ökologisch und aus Sicht der Verwaltung der Königsweg, führte Martin Oppmann ergänzend aus. Die Realität sehe aber anders aus, wie ein Blick auf die Neubaugebiete zeige. In kaum einem Garten sei Platz für einen Komposthaufen vorgesehen.

 
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