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MARKTHEIDENFELD
Grüne Welle, blaues Auge, rotes Desaster
Joachim Spies
Joachim Spies
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:40 Uhr

Seien wir ehrlich: Eine große Überraschung ist nach den seit Wochen gehandelten Prognosen die Wahl auch im Stimmkreis Main-Spessart nicht. Mit der CSU, den Freien Wählern und vor allem der SPD landen drei auf der Verliererseite, von denen zwei schon lange feststanden. Dass die Freien Wähler in ihrem Stammland gegenüber 2013 nochmals abspecken, das überrascht jedoch.

Da konnte auch der „rettende Engel“ aus Arnstein, Bürgermeisterin Anna Stolz, für ihre Partei nicht das Ruder herumreißen. Die FW hat in den vergangenen Jahren wohl doch zuviel Porzellan zerschlagen. Der Fall Günther Felbinger und der Umgang damit hat viele enttäuscht. Immerhin: Stolz, die in den vergangenen Monaten im Wahlkampf Schwerstarbeit geleistet hat, zieht bei den Erststimmen vor auf Rang zwei und kann fast das Ergebnis ihres Vorgängers einfahren. Ob es für einen Sitz im Landtag reicht, ist jedoch ungewiss.

Mit einem blauen Auge kommt der alte und neue Stimmkreisabgeordnete Thorsten Schwab von der CSU davon. Er muss, wie seine Parteifreunde, Verluste hinnehmen, doch halten sie sich vergleichsweise in Grenzen. Unaufgeregt hat er seinen Wahlkampf geführt, sich staatsmännisch gegeben, hat sich auf die Sachpolitik konzentriert und ist nicht dem Gepolter gefolgt, mit dem seine Parteioberen das Ruder herumzureißen hofften.

Nur noch ein Schatten ihrer selbst ist die SPD. Der Absturz, hauchdünn über der Zehn-Prozent-Linie gestoppt, ein Ergebnis beinahe auf dem Niveau der AfD und Freien Wähler macht selbst alte Genossen sprachlos. Sven Gottschalk, der Direktkandidat aus Lohr, stand auf verlorenem Posten und steht doch für einen Neuanfang. Den Sozialdemokraten wäre zu wünschen, dass bürgernahe Leute mit Realitätssinn wie er trotz des roten Desasters nicht hinwerfen, sondern weitermachen.

Die grüne Welle, die in den vergangenen Monaten durchs Bayernland gelaufen ist, hat auch den Main-Spessart-Kreis erfasst. Nahezu verdoppelt hat sich in unserer Heimat der Stimmenanteil der Grünen gegenüber der vergangenen Landtagswahl von 2013. Am Erfolg teilhaben kann auch der Direktkandidat Gregor Münch, was nicht allein an seinem Parteiausweis liegt. Er hat an Format gewonnen und ist in seinen Positionen klar und unbeirrbar – beispielsweise bei der Frage der B 26n, einem der seit Jahren umstrittensten Themen im Landkreis. Vielleicht reicht es für ihn sogar noch zum Mandat.

Unter den euphorischen Erwartungen mancher ihrer Anhänger ist die AfD geblieben. Sie bleibt im Stimmkreis unter der Zehn-Prozent-Marke bei den Zweitstimmen und damit etwas unter dem Landestrend. Auch Direktkandidat Kurt Schreck konnte sich bei den Erststimmen nicht vom Ergebnis seiner Partei absetzen. Mag sein, dass mancher potenzielle Wähler in ihm den erhofften strammen AfDler vermisste, andere ihm seinen Sinneswandel von der CSU- auf die AfD-Linie nicht so recht glauben wollten.

Sicherlich eine Enttäuschung für der Liberalen ist nach all der Fleißarbeit im Wahlkampf das Abschneiden ihrer Partei. Zwar haben sie mit dem Lohrer Peter Sander ihr Erststimmenergebnis verdoppelt und diesen Zuwachs auch bei den Zweitstimmen geschafft, doch hatte sich die FDP klar mehr ausgerechnet.

 
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