Soll sich die Stadt Lohr dem in einer Bürgerinitiative organisierten Widerstand gegen das Straßenbauprojekt B 26n anschließen? Diese Frage wird der Stadtrat am 21. Juli entscheiden. Für die Zeit bis dahin hat Bürgermeister Mario Paul zu Meinungsbekundungen aufgefordert. Solche Bekundungen gibt es nun, und zwar in Form von massiver Kritik an Paul. Sie kommt ausgerechnet von der Gruppierung, auf deren Liste Paul ins Amt gewählt wurde: von den Lohrer Grünen. Sie attackieren den Rathauschef scharf. Dieser bezeichnet das Vorgehen als befremdlich.
Auslöser des Zwists ist die Stadtratssitzung, in der sich das Gremium vor eineinhalb Wochen ausschließlich mit dem Thema B 26n befasste. Die Grünen sprechen in einer Pressemitteilung davon, dass die Räte dabei überrumpelt worden seien. Auch seien die wichtigsten Informationen vorenthalten worden. Die Lohrer Grünen hatten sich am Donnerstag zu einer Nachbereitung der Sitzung getroffen. Die von der Ortsvorsitzenden Bärbel Imhof danach verschickte Pressemitteilung lässt den ganzen Groll über den "eigenen" Bürgermeister erkennen.
Die Liste der Kritik an Paul beginnt damit, dass in der Sitzung erstmals völlig neue Prognosen zur Verkehrs- und Stadtentwicklung präsentiert wurden. Dabei sei nicht nachvollziehbar gewesen, wie die Zahlen zustande kommen, so die Grünen. "Wir hatten nicht den Hauch einer Chance, uns im Vorfeld der Sitzung mit dem neuen Zahlenmaterial zu befassen", kritisiert Imhof. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ulrike Röder wird damit zitiert, dass man sich nicht des Verdachts erwehren könne, "dass hier etwas schöngerechnet werden soll".
"Überrumpelung erster Klasse"
Kritische Nachfragen habe Paul damit gekontert, dass jeder, der die Zahlen anzweifele, kein Interesse an einer sachlichen Diskussion habe. "Das war eine Überrumpelung erster Klasse", so Stadtrat Wolfgang Weis in der Pressemitteilung. Die in der Sitzung aufgestellte These, wonach Lohr bis 2035 rund 1000 Einwohner und 700 Arbeitsplätze hinzugewinnen werde, bezeichnen die Grünen als "schier abenteuerliche Annahme". Die Annahme, dass alle theoretisch möglichen Baugebiete bis dahin realisiert werden könnten, widerspreche "allen Bemühungen der letzten Jahre, die Entwicklung der Innen-Stadtquartiere voranzutreiben". Es werde einem "verantwortungslosem Flächenverbrauch Tor und Tür" geöffnet, so Stadtrat Clemens Kracht.
Die Grünen sprechen in der Mitteilung auch davon, dass den Stadträten in der Sitzung "die wichtigsten Informationen vorenthalten" worden seien. Obwohl die Verwaltung im Vorfeld zugesichert habe, dass eingereichte Fragen gewissenhaft beantwortet würden, sei in der Sitzung die "Natur- und Umweltzerstörung im Buchental und am Romberg schlichtweg" ausgeklammert worden. Dabei habe die Stadt auf Aufforderung des Staatlichen Bauamtes schon längst Stellungnahmen verfasst, die die Auswirkungen möglicher Zubringertrassen auf die Umwelt beleuchten.
"Wir hätten von einem grünaffinen Bürgermeister selbstredend erwartet, dass er mit der gleichen Gewissenhaftigkeit" die Stellungnahmen der Stadt zur B 26n zumindest zur Kenntnis gebe, geht mit Mathilde Lembach eine weitere Stadträtin der Grünen auf Distanz zu Paul. Es liege "auf der Hand, warum diese Informationen nicht gegeben wurden", heißt es in der Pressemitteilung der Grünen weiter: Die Kehrseite "dieses umwelt- und klimaschädlichen Projektes ist unbequem, unangenehm, dreckig und laut".
Mit Blick auf die vom Bauamt auf 400 Millionen bezifferten Baukosten der B 26n zeigen sich die Grünen bestürzt. "Mit so viel Geld könnte man im Umkreis alle Straßen sanieren, Ortsumgehungen und Radwegenetze bauen, alle Bahnhöfe sanieren, Schienen reaktivieren und den ÖPNV rund um die Uhr fahren lassen", so die Grünen, die ihren Bürgermeister beim Thema B 26n ganz offensichtlich auf der falschen Seite sehen.
Paul weist Kritik zurück
Mario Paul, der beim Treffen der Grünen nicht dabei war, bekennt, dass es zwischen ihm und den Grünen beim Thema B 26n Meinungsverschiedenheiten gibt. Es sei "bedauerlich, dass diese unterschiedlichen Sichtweisen nun über Pressemitteilungen ausgetragen" würden, umso mehr, wo es am Mittwoch im Stadtrat hinter verschlossenen Türen eine Aussprache dazu gegeben habe.
Die Vorwürfe der Grünen weist Paul im Telefonat mit der Redaktion zurück. Die in der Sitzung präsentierten Prognosen zur Verkehrs- und Stadtentwicklung seien solide. Dass in der Sitzung weder die Trassenvarianten zum Zubringer nach Lohr noch die Stellungnahmen der Stadt dazu gezeigt worden seien, sei im Vorfeld in einem eigens eingerichteten Arbeitskreis zwischen den Fraktionen abgesprochen worden. Dies hätten auch die Grünen "widerspruchslos zur Kenntnis genommen", so Paul.
Es sei ihm "extrem daran gelegen, dass wir fair miteinander umgehen und Infos offen und transparent darlegen", so Paul. Er fühle sich "verantwortlich für saubere, nachvollziehbare Prozesse". Was Informationen zu aktuellen Trassenvarianten des Zubringers nach Lohr angehe, sei "das Staatliche Bauamt in der Pflicht", so Paul. Die Verwaltung werde sich bemühen, dass dazu Infos in der Sitzung am 21. Juli präsentiert werden, noch bevor die Räte über einen Beitritt zur Bürgerinitiative gegen die B 26n entscheiden.
Paul: Inhaltlich den Grünen nahe
Auf die Frage, ob er sich angesichts der aktuellen Konfrontation als Bürgermeister noch von den Grünen getragen sehe, sagte Paul, dass er "inhaltlich-thematisch nach wie vor den Grünen sehr nahe" sei. Es sei aber aus seiner Erfahrung der vergangenen Jahre auch "gut, dass ich kein Parteibuch habe". Wenn er jedoch ein Parteibuch hätte, "dann ein grünes", so Paul.
Doch dann wird auch er deutlich zu seinem Verhältnis zu den Lohrer Grünen: "Mit den Personen vor Ort und dem Modus der Konfliktlösung wird es offenbar mehr und mehr schwierig, noch eine gemeinsame Basis zu finden." Dies sei bedauerlich, so Paul. Er lege Wert auf ein "respektvolles Miteinander". Dieses sieht Paul offenbar durch die öffentliche Kritik der Grünen nicht mehr gewahrt. Auf die Frage, ob er sich überhaupt noch vorstellen könne, angesichts der Differenzen bei der Kommunalwahl 2026 erneut als Bürgermeisterkandidat der Grünen anzutreten, sagt Paul: "Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten."
Wenn man Kosten und Nutzen abwägt, überwiegen klar die Nachteile, die dieser Bau für uns, den Steuerzahler, bringt. Klares Votum: Nicht bauen!!!
Dafür kleinere, umweltschonendere und kostengünstigere Verkehrsmaßnahmen umsetzen.
Wo ist das Problem?
Über Biebelrieder Kreuz ist es lediglich ein paar hundert Meter länger als auf der geplanten B26n.
Und schneller ist man auf der Autobahn allemal.
Ich empfehle Ihnen diese Seite:
https://b26n.org/
Und auch heute, so wie immer, haben Sie keine Argumente vorzuweisen.
Warum? - weil es keine gibt!