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Marktheidenfeld
Grüne Hausnummer für die Demenz-WG in Kredenbach
Ökologisches Bauen hat Heiko Blaul schon immer interessiert. Beim Bau der ersten Demenz-WG in Main-Spessart in Kredenbach setzte er vieles davon um. Und bekam jetzt die Grüne Hausnummer.
Grüne Hausnummer: Heiko Blaul hat für sein Haus, die Demenz-WG in Kredenbach, die Grüne Hausnummer verliehen bekommen.
Foto: Lucia Lenzen | Grüne Hausnummer: Heiko Blaul hat für sein Haus, die Demenz-WG in Kredenbach, die Grüne Hausnummer verliehen bekommen.
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 14.10.2020 02:11 Uhr

Wenn Heiko Blaul über das gelbe Haus in der Birkenstraße Nummer 19 im Esselbacher Ortsteil Kredenbach spricht, dann tut er das normalerweise aus einem anderen Grund: Seit 2007 besteht hier die erste ambulant betreute Demenz-WG in Main-Spessart. Dass er mit dem Gebäude auch viele Kriterien der "Grünen Hausnummer" erfüllt, wurde ihm erst 2019 klar.

Eigentlich war Blaul im Landratsamt Main-Spessart, um eine Brandschutzsache zu klären. Nebenbei stieß er auf den Flyer über die Auszeichnung "Grüne Hausnummer". Er überschlug die Punkte kurz im Kopf und war sich schnell klar: Das müsste passen. "Ökologisches Bauen hat mich schon immer interessiert", erzählt Blaul. So war ihm auch klar, dass die Demenz-WG möglichst nachhaltig werden sollte. 

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Wie es überhaupt zu dieser kam? Aus der eigenen Betroffenheit: Es war Heiko Blauls Großvater, der in Kredenbach wohnte und dement wurde. "Ich hatte eine sehr gute Beziehung zu meinen Großeltern. Hab sie immer in den Ferien besucht und bin mit meinem Großvater mit dem Traktor über die Äcker und in den Wald gefahren", erzählt Blaul, der selbst in Bad Mergentheim wohnt. Weil die Familie mit Opas Pflege im Heim nicht glücklich war, entstand die Idee der WG.  

Das Grundstück hatten die Großeltern der Familie vererbt. 2006 entstand darauf ein 360 Quadratmeter großes Haus für zehn Bewohner. "Das ganze Haus ist ein Niedrigenergiehaus" so Blaul. Der Jahresprimärenergiebedarf liegt bei 18,22 Kilowattstunde pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a). 

Von Photovoltaik-Anlage bis Regenwassernutzung

Dass es ein Holzhaus wurde war logisch – Blaul hat Holztechnik studiert. Es wurde in Holzständerbauweise erstellt und mit Zellulose-Dämmung, sprich mit Papier ausgekleidet. Von innen allerdings sind nur ab und zu ein paar Holzbalken zu sehen, der Rest ist mit Gipskarton verkleidet. Aus Brandschutzgründen, erklärt der Bauherr. Denn Gipsplatten basieren auf dem natürlichen Rohstoff Gips und enthalten kristallin gebundene Wasseranteile, die im Brandfall wie eingebautes Löschwasser funktionieren. 

Überzeugt vom Konzept: Heiko Blaul würde jederzeit nochmal ökologisch bauen. Dann aber mit weniger Kompromissen. 
Foto: Lucia Lenzen | Überzeugt vom Konzept: Heiko Blaul würde jederzeit nochmal ökologisch bauen. Dann aber mit weniger Kompromissen. 

Nicht zu übersehen ist die große Photovoltaik-Anlage auf dem Süddach und die Solarthermieanlage zur kombinierten Warmwasser- und Heizungsunterstützung. Ein Pufferspeicher mit 1500 Liter Inhalt speichert die Wärme. Geheizt wird mit einem Pellet-Ofen. Rund sechs Tonnen Pellets verbraucht er im Jahr, so Blaul. Das kostet ihn rund 1200 Euro. "Der niedrige Pelletverbrauch kommt wohl auch durch die gute Wärmedämmung und die kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zustande", so Blaul. 

Auch Regenwasser kommt im Haus zur Nutzung: Es wird in einer Zisterne gesammelt und als Gießwasser für die Pflanzen im Garten sowie für die Toilettenspülung gebraucht. 11 000 Liter fasst der Regenwasserspeicher. Man könne damit auch die Waschmaschine betreiben, doch das machen sie aus hygienischen Gründen nicht. Für die Regenwasser-Zisterne erhielt Blaul von der Gemeinde Esselbach 2007 eine Förderung in Höhe von 150 Euro. Das sei nicht überall so üblich. So müsse seine Mutter im Odenwald zum Beispiel mittlerweile für die Einspeisung von Regenwasser  eine Abwassergebühr für die Entsorgung zahlen.

"Man muss auch Kompromisse eingehen"

Bei den Böden hat er sich für Linoleum bestehend aus Leinöl, Korkmehl und Jutegewebe, entschieden. Die Innentreppe ist komplett aus Holz. Bei den Fenstern hätte er gerne überall die Holz-Aluminium-Variante eingebaut. Aber das wurde aus Kostengründen nicht bei allen verwirklicht. "Man muss  auch Kompromisse eingehen", sagt Blaul.  Das hat er auch bei der Dämmung machen müssen: Die äußerste Schicht ist aus Styropor. 

Auch im Garten geht es ökologisch zu, auch wenn es nicht allzuviel Garten gibt: Es gibt einen Kompost, Sträucher mit Beeren und ein kleines Kräuterbeet. Das freut vor allem die Küchenkräfte wie auch die Bewohner.  Auch ein Insektenhotel hängt seit letztem Jahr. Dass sei, trotz Corona, gut besucht, erzählt Blaul lachend. 

Seit wann er sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt? "Ich bin schon früher mit Greenpeace-Pulli rumgerannt", erzählt er. Insofern war der nachhaltige Bau der Demenz-WG für ihn der logische Schritt. Würde nochmal so bauen? Ja, aber mit weniger Kompromissen, sagt der Hausherr. Ein Haus in Holzrahmenbauweise aus ökologische Baustoffen, bei deren Herstellung möglichst wenig Energie verbraucht, sei einfach sein Ding.

 
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