Im Lohrer Stadtrat soll es einen erneuten Versuch geben, die beklagenswerten Zustände rund um den Lohrer Bahnhof zu verbessern. Die Fraktion der Grünen hat einen entsprechenden Antrag an Bürgermeister Mario Paul gerichtet. Darin fordern sie einen Ortstermin sowie umfassende Informationen zu Besitzverhältnissen und zum aktuellen Stand der Gespräche mit der Bahn sowie den Eigentümern des Bahnhofsgebäudes.
Es müsse der Stadt gelingen, "ein Gesamtkonzept für ein freundliches, zukunftsorientiertes Bahnhofsumfeld zu erstellen, damit Lohr an Attraktivität wieder zurückgewinnt", so Grünen-Stadtrat Clemens Kracht in dem Antrag, den er im Auftrag der Fraktion formuliert hat.
Reichlich Unmut
Der Lohrer Bahnhof ist seit längerer Zeit Anlass für reichlich Unmut nicht nur unter Bahnreisenden. Das vor Jahren von der Bahn verkaufte Bahnhofsgebäude ist für Besucher gesperrt. Es gibt weder einen persönlichen Fahrkartenverkauf noch eine öffentliche Toilette. Der Zugang zu manchen Bahnsteigen ist nicht barrierefrei. Statt einer gewissen Aufenthaltsqualität herrscht weitgehende Trostlosigkeit.
Der Lohrer Bahnhof sei "leider in einem recht schlechten Zustand und daher kein Aushängeschild" umschreiben die Grünen die Situation. Sie beklagen Probleme bei der Anbindung des Bahnhofs an den Busverkehr. Es fehle an Abstellflächen für Fahrräder. Regelmäßig komme es durch die unzureichende räumliche Trennung von Fahrzeugverkehr, Fußgängern und Radfahrern überdies vor dem Bahnhof zu "chaotischen Zuständen", so die Mängelliste der Grünen weiter. Der Bahnhof stelle so auch ein "erhöhtes Unfallrisiko" dar. Es sei daher "dringend geboten, diesen Bereich in seiner Ganzheit zu betrachten und Verbesserungen dort vorzunehmen, wo wir als Kommune Möglichkeiten haben", so Kracht. Die Stadt müsse die Maßnahmen, die die Bahn umsetzen solle, an diese kommunizieren.
Im Stadtrat wurde in den vergangenen Jahren immer wieder über die Zustände am Bahnhof gesprochen, bahnbrechende Verbesserungen blieben jedoch aus. Die Stadt selbst hat nur beschränkte Handlungsmöglichkeiten, da ihr mit Ausnahme eines kleinen Häuschens auf der gegenüberliegenden Straßenseite von den Immobilien im Bahnhofsumfeld nichts gehört.
Vor einigen Wochen keimte zumindest etwas Hoffnung: Bei einem per Videokonferenz organisierten runden Tisch beteuerten alle Beteiligten, darunter regionale Mandatsträger und Vertreter der Bahn, ihren Willen, den Lohrer Bahnhof und den Umgriff attraktiver zu gestalten. Derlei Willensbekundungen freilich sind nicht neu. Allein es hapert an der Umsetzung. Eine Hoffnung ist nun, dass der Lohrer Bahnhof den Sprung in ein neu aufgelegtes Förderprogramm des Bundes für den barrierefreien Ausbau von Bahnhöfen schafft.
Öffentliche Toilette
Die Lohrer Grünen fordern in ihrem Antrag, dass die Stadtverwaltung die von ihr bisher zum Bahnhof entwickelten Ideen vorstellt. Die Stadträte sollen sodann über Verbesserungsvorschläge diskutieren, welche die Verwaltung auf Umsetzbarkeit prüfen soll. Nicht zuletzt wollen die Grünen einmal mehr darüber beraten, wie im Bahnhofsumfeld eine öffentliche Toilette geschaffen werden kann.