Unter dem Motto "Großwetterlage" steht die 13. Jahresausstellung der Künstlergruppe Kontraste. Bei der Vernissage am Samstag in der Alten Turnhalle bescheinigte dritte Bürgermeisterin Ruth Steger den Künstlerinnen und Künstlern, ihre Werke würden dazu einladen, "über die Vielfalt und Widersprüche unserer Zeit nachzudenken".
Der Begriff Großwetterlage wird nach den Worten von Bernhard Gubik nicht nur im meteorologischen, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext verwendet. Fast sei der Begriff omnipräsent, meistens mit einem negativen Beiklang. Viele Menschen wollten sich von der Großwetterlage abschotten und von allem nichts mehr hören.
Künstlerinnen und Künstler gingen einen anderen Weg. Sie wiesen auf die Probleme hin und verarbeiteten sie in ihren Werken. Die Wahl des Jahresthemas vor rund 14 Monaten habe sich als beinahe prophetisch erwiesen. Damit bezog sich Bernhard Gubik auf das als schlecht empfundene Wetter in diesem Jahr.
Jedes Mitglied der Gruppe habe das Motto auf seine Art interpretiert, das sei gut so, meinte Ruth Steger. Damit hätten die Künstler eine "beeindruckende Darstellung der Kontraste in der Umwelt und in der Gesellschaft geschaffen" – mit verschiedenen Techniken und Ausdrucksformen. Die Künstlergruppe trage zur kulturellen Vielfalt in Lohr bei. Die Ausstellung soll nach den Worten der dritten Bürgermeisterin die Besucher zu "neuen Perspektiven und Erkenntnissen führen".
Uli Gubik aus Rieneck widmet sich in ihren ausgestellten Werken dem Wasser, das sie nach ihren Worten in der Vorstellungsrunde in seiner Vielfalt und Schönheit darstellen wollte. Wasser sei das Lebenselixier, es könne Segen und Fluch sein. Deshalb sollte man es mit Vorsicht, Respekt, Demut und Hochachtung behandeln.
Ebenfalls um das Wasser geht es in den Aquarellen von Brigitte Heck aus Gemünden-Langenprozelten. Entstanden sind sie nach Fotos auf Reisen in Europa. Ihr Ziel beim Malen sei ganz klar, "die ganze Bandbreite der Möglichkeiten der Aquarelltechnik darzustellen", betonte sie.
Annette Madré aus Lohr meinte, sie sei etwas durcheinander und fühle sich manchmal wie im Rausch. Dieses Durcheinander stelle sie unter dem Titel "schrei" in ihren Bildern dar. Die Menschen lebten in der westlichen Welt in Dekadenz und Überfluss, seien aber dennoch unzufrieden. Denn sie kreisten nur um sich selbst und verlören Freundschaften und Gemeinschaftsgefühl.
Thomas Ottenweller aus Hammelburg hat neben anderen Bildern als Hauptwerk zur Ausstellung das großformatige Gemälde "Mr. Magoo und die Apostel der Apokalypse" beigesteuert. Zu sehen ist darauf eine illustre Gesellschaft von Politikern unter einem Gewitterhimmel. Mr. Magoo ist eine Zeichentrickfigur, die laut Ottenweller Ähnlichkeit mit dem Bundeskanzler hat.
Kerstin Römhild aus Lohr-Sackenbach zeigt in der Alten Turnhalle Fotografien und Fotocollagen mit Wolken, Wasser und Regentropfen. Sie sieht nach eigenen Worten in den Wolken oft Figuren und Gesichter. Die Formen des Meeres und der Wolken ähnelten sich.
Als Gastkünstler der Ausstellung ist in diesem Jahr Raimund Schemmel aus Arnstein-Gänheim dabei. Sein Thema sei der Mensch, sagte er, ihn wolle er in all seinen Facetten figürlich darstellen, gemalt oder bildhauerisch. Seine Arbeit handle von den "großen und kleinen Leuten". Ihn bewege die Frage, was die Dargestellten wohl dächten.
Am Flügel spielte Jungtalent Jörg Bieberstein vier Stücke von Joseph Haydn und Frédéric Chopin. Von einer musikalischen Umrahmung könne man nicht sprechen, meinte Bernhard Gubik. Es seien "musikalische Höhepunkte".
Die Ausstellung "Großwetterlage" in der Alten Turnhalle ist bis zum 17. September jeden Nachmittag von 14 bis 18 Uhr zu sehen.